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corporAID MagazinSPONSORING-POST 04Z035763 SAUSGABE 46 Õ JULI | AUGUST 2013corporAID ist eine Initiative vonLateinamerika: Neue Alianza del Pacífi co gegen alten Mercosur Sustainability Reports: G4 als neuer StandardWaagner-Biro-CEO Rudolf Estermann im InterviewAndrew Steer ist Chef des World Resources Institute, des weltbesten Umwelt-Think Tank 2012. Er erklärt, warum die Politik globale Probleme nicht lösen wird und wie die Wirtschaft die treibende Kraft sein kann. Die transformative Kraft der WirtschaftDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGKlare Fakten aus den Bundesländern. Klare Entscheidung.Infos und Abo-Bestellung unter 01/514 14 DW 79 oder www.wirtschaftsblatt.at/abowirtschaftsblatt.at/wiblatt86 Lehrstellen sind im Bezirk Freistadt in Oberösterreich offen.49 Jugendliche 21.287 Hektar 340.000 Bettensuchen eine Lehrstelle im Bezirk Freistadt.stehen den Touristen in Tirol zu Verfügung.unverbautes Bauland gibt es in Niederösterreich.25 Prozent davon sind Deutsche.60.500 Ausländerleben in Kärnten.In jedem corporAID Magazin fi nden Sie ein großes Interview mit einem Wirtschaftsboss. Das persönliche Interesse und die Zeit, welche diese für ein Gespräch über die Heraus-forderungen und Chancen der Globalisierung, die gesell-schaftliche Verantwortung von Unternehmen und deren Rolle für die weltweite Schaffung von Wohlstand aufbringen, ist auch eine Bestätigung für die Relevanz unserer Themen. Der Gesprächspartner dieses Magazins: Waagner-Biro CEO Rudolf Estermann – ab Seite 6. Alle Interviews der vergange-nen Magazine fi nden Sie übri-gens auf unserer Webpage. Wir haben für diese Som-merausgabe dabei noch eine ganze Reihe weiterer Inter-views geführt: Andrew Steer, Chef des World Resources Institute, gibt ab Seite 24 Einblick in die Rolle der Wirtschaft für die globalen Umwelt-Herausforderungen. Auf Seite 14 fi nden Sie ein Kurzinterview mit Benita Ferrero-Waldner in ihrer Funktion als Präsidentin der EU-Lateinamerika-Stiftung; und ab Seite 16 gibt der Wirtschaftsdelegierte David Bachmann ausführlich über die wirtschaftliche Lage in Libyen Auskunft.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201303IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph Eder Chef vom Dienst: Harald Klöckl | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Barbara Coudenhove-Kalergi, Katharina Kainz-Traxler, Karen Kleinwort, Ursula WeberAnzeigen: Elisabetta De Luca Bossa, e.deluca@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe September | Oktober 2013 des corporAID Magazins erscheint am 29.8.2013 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONPalfinger AG · 5020 Salzburg, Austria · E-Mail h.roither@palfinger.comDass die PALFINGER AG kontinuierlich wächst, liegt zum großen Teil an der erfolg- reichen Internationalisierungsstrategie: Durch neue Partnerschaften wurden etwa der Markteintritt in China und ein gewaltiger Wachstumsschritt im Bereich Marine erzielt. Doch nur nachhaltiges Handeln – und zwar in sämtlichen Bereichen – ist die Wurzel für gesundes Wachstum und langfristigen Erfolg. Dann gedeihen die Geschäfte auch in Zukunft prächtig! www.palfinger.agRahofer.WIR WACHSEN JAHR FÜR JAHRINTERVIEW MIT RUDOLF ESTERMANN Die Welt etwas voranbringenLEITARTIKEL Schlechtes Karma DIE AKTUELLE ZAHL 1.900TERMINE & NACHLESEglobal.businessLATEINAMERIKA Neue Allianzen, alte DissonanzenENTWICKLUNG ADA-Start in Georgien. Vertrauen in und aus AfrikaVIENNA ENERGY FORUM Neue Energie für Entwicklung INTERVIEW: Andrew Steer, World Resources Institutenew.businessINTERNATIONALISIERUNGSOFFENSIVE Weiter hinaus!ARABISCHER FRÜHLING News aus Libyen INTERVIEW: David Bachmann, WirtschaftsdelegierterAFRICAN CONSUMER Whopper für AfrikaERNEUERBARE ENERGIE Ungehobene SchätzeGLOBAL REPORTING INITIATIVE Zahlen, die zählenethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtTRIGOS Ganz, gänzer, am GänzestenCSR-AUSBILDUNG Studieren mit VerantwortungCSR-KONFERENZ VerbalerotikADA-WIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Kräuter vom Dach der WeltInhalt 610104611121618232426283032353638404344Alle Inhalte finden Sie auch auf www.corporaid.atInternational.Nachhaltig.Erfolgreich.Die global agierende Umdasch Group mit ihren Unternehmen der Doka Group und Umdasch Shopfitting Group beschäftigen weltweit mehr als 7000 Mitarbeiter. Ob technisch anspruchsvolle Baustelle oder kreative Shopgestaltung von der Idee bis zur Eröffnung – die Unternehmen der Umdasch Group gehören immer zu den Führungskräften ihrer Branchen. In Amstetten genauso wie in der ganzen Welt. Umdasch AG Josef Umdasch Platz 1, 3300 Amstetten, Austria, Telefon +43 7472 605 0, www.umdasch.comwww.umdasch.com62628corporAID: Wie sieht die wirt-schaftliche Lage für Waagner-Biro aus? Ist die Krise vorbei?ESTERMANN: Waagner-Biro war von der Krise nicht allzu stark betroffen. Gerade 2009/2010 haben wir ganz gute Ergebnisse gemacht. Ich führe das auf unsere breite regionale Aufstellung zurück, die Risiken reduziert. Irgendwo geht ja immer etwas. Wir haben zwei-tens vier unterschiedliche Stand-beine, in denen wir in größeren und kleineren Nischen am Markt wesentliche Positionen besetzen. Das eine ist der Brückenbau, wo wir Spezialisten für Stahlbrücken sind, und zwar von modularen Brücken-systemen für die kostengünstige Schaffung von Infrastruktur bis zu High-Tech-Architektur-Brücken. Dann bieten wir Bühnentechnik an, vornehmlich für Opernhäuser und Theater. Der dritte Bereich ist die Stahl-Glas-Architektur, wo wir Spe-zialisten für Freiform-Architektur sind – je komplizierter ein Bauwerk, desto prädestinierter ist Waagner-Biro für die Umsetzung der Fassa-dengestaltung und der architek-tonischen Elemente. Schließlich haben wir noch eine Tochterfi rma in England, die ursprünglich För-dertechnik für Bergbau betrieben hat und mit der wir alle Arten von Spezialmaschinenbau anbieten. Das ist also doch ein sehr heterogenes Portfolio. Es geht zwar nicht immer alles gleichmäßig gut, aber wir sind durch dieses Portfolio und durch die regionale Aufstellung ganz gut durch die Krise getaucht. Das ist auch das wesentliche Learning aus der Krise. Man muss ein Setup fi n-den, das auch in schlechten Zeiten gewährleistet, dass man vernünftig wirtschaften kann. Wo liegen Ihre wichtigsten Wachstumsmärkte?ESTERMANN Jeder dieser Berei-che hat regional eine andere Aus-richtung. Ich sehe Wachstum in allen Bereichen, geographische Expansion jedoch vor allem im Brückenbau. Wir haben ungefähr 2006 begonnen, systematisch in afrikanischen Ländern Brücken zu bauen. Wir haben heute an zwölf afrikanische Länder geliefert, unter anderem an Burkina Faso, Senegal, Ghana, Mosambik, Nigeria, Alge-rien. Wir sind inzwischen auch bereits mit den ersten Projekten in Südamerika erfolgreich: in Chile und in Honduras. Auch dort ist es in vielen Bereichen noch erforder-lich, kostengünstige Infrastruktur zu schaffen. In Südostasien sind wir schon länger, in Indonesien haben wir eine eigene Fertigung. Von dort aus bearbeiten wir hauptsäch-lich den indonesischen Markt und bauen 80 bis 100 Brücken pro Jahr. Das sind natürlich auch teils kleine Brücken mit nur 30 Metern Spann-weite. Wir sind zudem stark in den Philippinen vertreten und seit der Öffnung von Myanmar versuchen wir verstärkt, auch in diesem Land Projekte zu realisieren. Jedes Jahr kommt im Brückenbau sukzessive das eine oder andere Land dazu.06Macht Ihnen in Afrika die chinesi-sche Konkurrenz zu schaffen?ESTERMANN Für modulare Brü-ckensysteme gibt es weltweit eine Handvoll Hersteller, einen aus Amerika, einen Engländer, Spanier, Franzosen. Die Chinesen sind nicht so sehr im Stahlbrückenbau tätig, sondern dort, wo es um Beton geht. Wo wir unsere Brücken hinstellen, gibt es meist keine Infrastruktur und daher auch keine Betonwerke. Da arbeiten wir mit lokalen Firmen zusammen, die die Rampen bauen und mit denen wir die Montage der Brücke durchführen. Wir liefern das Engineering, das Know-how und die Stahlstruktur, die dann auf die vor-bereiteten Fundamente gelegt wird. Das klingt jetzt vielleicht etwas nach zusammengeschraubten Stahltrümmern, aber im Endeffekt sind es Hightech-Produkte, die auf 40-Fuß-Container-Transport opti-miert sind, damit die Logistik mög-lichst einfach wird, und die mit sehr geringen Mitteln montiert werden können, also beispielsweise ohne Einsatz von schweren Kränen. Das ist das Geheimnis, warum wir mit unserem Brückenbau so erfolgreich sind. Wir können sozusagen im Busch Verkehrswege erschließen, indem wir lokale Kräfte schulen und beim Bau der Brücke einbinden. Wie sehen Sie die Rahmenbedin-gungen in Österreich für ein interna-tional ausgerichtetes Unternehmen wie Waagner-Biro?ESTERMANN: Für uns ist Öster-reich kein schlechter Standort. ÅDie Welt etwas voranbringenInterviewDer Welterfolg des Wiener Traditionsunternehmens Waagner-Biro stützt sich auf vier Engineering-Bereiche und eine Produktpalette für Basis- wie Luxusbedürfnisse. CEO Rudolf Estermann sprach mit corporAID über Erfolgsstrategien, Fairness und eine zunehmend ganzheitliche Perspektive auf Projekte. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBERMan muss ein Setup fi nden, das auch in schlechten Zeiten ge-währleistet, dass man vernünftig wirtschaften kann. R. ESTERMANNcorporAID MagazinJuli | August 201FOTO: MIHAI M. MITREA07RUDOLF ESTERMANNDer 1960 geborene Salzburger studierte Verfahrens-technik mit Schwerpunkt Chemieanlagenbau an der TU Graz. Von 1997 bis 2010 war Rudolf Estermann zuerst als Bereichsleiter Vertrieb und Marketing und später als Geschäftsführer bei Voith Paper, einer Tochter der Voith AG, beschäftigt. Seit Anfang 2011 ist er Vorstandsvorsit-zender bei Waagner-Biro.corporAID Magazin Juli | August 2013Wir sind ja auch schließlich schon 160 Jahre hier. Und waren immer ein österreichisches Unternehmen. Wir sind sehr engineering-lastig, das heißt, wir brauchen gut ausge-bildete Mitarbeiter – die gibt es nach wie vor in Österreich. Dieser Vorteil wird wahrscheinlich immer gerin-ger, weil der Ausbildungsstand in vielen Ländern mittlerweile gleich-wertig ist. Gerade Wien ist auch von der Lebensqualität her ein attrakti-ver Standort. So ist es auch nicht zu schwierig, gut ausgebildete Leute von wo auch immer nach Österreich zu bekom-men. Mit 280 Mitarbeitern haben wir rund ein Viertel der Belegschaft in Wien, der Rest ist weltweit auf unsere Standorte verstreut. Wären wir mehr in der Fertigung, würde sich die Standortfrage womöglich anders stellen.Sie treiben die Expansion des Unternehmens voran. Was treibt Sie als CEO an? ESTERMANN Ich habe hier vor drei Jahren ein Unternehmen vorge-funden, das extrem vielfältige und interessante Projekte realisiert. Es fällt eigentlich leicht, dafür einen Stolz zu entwickeln. Wenn ich im Fernsehen die Reichstagskuppel in Berlin sehe oder den Swiss-Re-Tower in London und weiß, dass wir das gemacht haben, dann ist das schon immer wieder etwas Erhebendes. Man übernimmt irgendwie ein Erbe von jenen, die das über 150 Jahre betrieben und aufgebaut haben, und man will das natürlich weiterentwickeln und in die Zukunft führen. Das ist wohl der eigentliche Antrieb, dieser gewisse Stolz, etwas gestalten zu dürfen und mit qualifi zier-ten Mitarbeitern in einem Team ein Unternehmen und damit auch die Welt etwas voranzubringen. Sie sind mit dem Brückenbau in vielen Entwicklungsländern unterwegs. Treibt Sie dort auch die Verant-wortung für die gesell-schaftliche Entwicklung?ESTERMANN Wir haben den Schritt in diese Märkte gemacht, weil wir davon überzeugt waren, dass es für das Unternehmen gut ist. Aber ich erzähle Ihnen, was mir vor eineinhalb Jahren bei einer Brückeneröffnung auf der Insel Panay in den Philip-pinen passiert ist. Die Bugo Bridge war von einem Wirbel-sturm zerstört worden. Fünf Jahre gab es dort keine Brü-cke, bis wir eine neue Stahl-brücke gebaut haben. Bei den Feierlichkeiten mit Botschaf-ter und Ministern kommt dort plötzlich eine alte Frau zu mir. Sie bedankte sich über-schwänglich für die schöne Brücke, weil sie jetzt ihren Reis wieder in die Stadt liefern könne. Das sind so Momente, wo einem bewusst wird, dass man etwas Sinnvolles macht. Ich muss jetzt ehrlich zugeben, dass das ursprünglich nicht der Trei-ber war, aber mittlerweile sehe ich diese Aspekte bei vielen Projekten immer stärker. Das ist eine Lern-kurve, die wir durchmachen: die Projekte ganzheitlich zu betrachten.Was bedeutet das für Ihr Geschäft in Entwicklungsländern?ESTERMANN: Vor allem, dass wir auf lokale Wertschöpfung achten. Dass ich beispielsweise bei einem möglichen 5-Millionen-Euro-Pro-jekt nur für 2,5 Millionen etwas lie-fere und darauf schaue, dass es für 2,5 Millionen lokale Wertschöpfung gibt. Dahinter steckt auch ein wirt-schaftliches Interesse: Es ist so ein-facher, Projekte zu realisieren. Aber es bringt auch das Land weiter. Wenn möglich planen wir auch vor Ort, etwa in den Philippinen, wo wir rund 15 Ingenieure beschäftigen, die unsere lokalen Brückenprojekte abwickeln. Kooperieren Sie mit Institutionen aus der Entwicklungszusammenar-beit wie der Austrian Development Agency oder der Österreichischen Entwicklungsbank? ESTERMANN: Bei der Finanzie-rung arbeiten wir viel und eng mit der Oesterreichischen Kontrollbank zusammen. Die OeKB ist für uns ein sehr wertvolles Element, um diese Geschäfte machen zu können. Dar-über hinaus gibt es auf breiter Basis noch keine Kooperationen. Inwiefern ist Korruption für Sie ein Thema?ESTERMANN: Gegen Korruption wird immer strenger vorgegangen und das ist auch gut so. Man muss immer mehr aufpassen, was an Einladungen noch möglich ist, um nicht gegen die Vorschriften zu ver-stoßen, sei es als Gastgeber oder als Gast. Bei Waagner-Biro haben wir alle Mitarbeiter weltweit geschult und entsprechende Verpfl ichtun-gen unterschreiben lassen. Wir sind hier ganz streng.Ist Ihnen durch diese Policy auch schon ein Geschäft entgangen?ESTERMANN: Ich könnte das 08FOTOS: MIHAI M. MITREA, WAAGNER BIROcorporAID MagazinJuli | August 201Waagner-Biro ist ein international tätiges Stahlbauunternehmen mit Hauptsitz in Wien. Das Unterneh-men wurde 1854 gegründet und be-schäftigt heute mehr als 1.000 Mit-arbeiter an rund 15 Standorten in Europa, im arabischen Raum und in Südost-Asien. Mit seinen vier Geschäftsbereichen Stahl-Glas-Technik, Brückenbau, Bühnentechnik und Spezial-maschinenbau erwirtschaftete Waagner-Biro im Jahr 2012 einen Umsatzerlös von 172 Mio. Euro. Mit 35 Prozent der Anteile ist die Herbert Liaunig Privatstiftung Haupt-aktionär, 40 Prozent der Anteile sind im Streubesitz. Waagner-Biro AGDAS UNTERNEHMENPUENTE CONTINENTAL: Eine Waagner-Biro Brücke in PeruIM GESPRÄCH mit Bernhard Weber.jetzt nicht sagen. Wenn man eine Ausschreibung verloren hat, dann behauptet man vielleicht in der ersten Emotion, dass der andere geschmiert hat. Das wird aber nur selten wirklich der Fall gewesen sein. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass man den Auftrag ver-liert, weil es halt jemanden gab, der das besser gemacht hat.Sprechen Sie jetzt auch für Afrika?ESTERMANN: Ja, ich spreche auf jeden Fall für die afrikanischen Länder, wo wir in den vergangenen drei Jahren tätig waren. Natürlich gibt es Fälle, wo uns vorgeschla-gen wird, eine bestimmte Person als Berater einzubinden. Wenn wir das Gefühl haben, dass es hier um eine echte Leistung geht, beispiels-weise um lokales Projektmanage-ment, und die Person der Wunsch-kandidat eines Kunden ist, weil er gute Erfahrungen gemacht hat, dann überlegen wir das. Aber wenn wir das Gefühl haben, dass wir hier keine angemessene Leistung bekommen, dann kommt das natür-lich nicht in Frage. Und weil unser Mitbewerb ausschließlich westliche Unternehmen sind, setze ich voraus, dass dort die Rahmenbedingungen gleich sind. So gesehen spielen alle nach den gleichen Regeln, und damit trocknet der Korruptions-sumpf, falls es einen gegeben haben sollte, irgendwo ja auch aus.Wie kann man den Anspruch, Technologiekompetenz auszubauen und innovativ zu sein, verwirklichen?ESTERMANN: Wenn man aus einem Hochpreisland wie Öster-reich den Weltmarkt bedient und dort auch bestehen will, muss man corporAID Magazin Juli | August 2013mehr Kundennutzen oder mehr Anwendungsnutzen bieten. Ich muss immer eine Nasenlänge vor-aus sein, und daher muss ich stän-dig über Innovationen nachdenken. Für Waagner-Biro spielen dabei Pro-zessinnovationen mindestens eine so große Rolle wie Produktinnovati-onen. In vielen Bereichen habe ich den Eindruck, dass heute fast alles erfunden ist. Aber bei Prozessen und bei der Verquickung von Pro-zessen und Produkten kann man sich immer unterscheiden, etwa indem ich die Bedienbarkeit einer Bühne erhöhe oder noch besser vor-gefertigte Baugruppen für eine Brü-cke oder Fassade liefere.Welche Rolle spielen die Emer-ging Markets für Innovationen?ESTERMANN: Historisch betrach-tet entstanden unsere Innovationen in Österreich und haben sozusagen in die Welt ausgestrahlt. In den ver-gangenen Jahren hat sich das aber doch geändert. Wir haben zum Bei-spiel Innovationen im Brückenbau, etwa eine schnell zu errichtende Fly-Over-Brücke, die aus unserer Brückenfertigung in Indonesien kommt. Die Erkenntnisse aus dieser Fertigung strahlen natürlich in den ganzen Konzern aus. Wir haben in Dubai ein Unternehmen, das heute fast 500 Mitarbeiter beschäftigt und sich von einem Wartungsunterneh-men für Brücken zu einem Spezia-listen für Infrastrukturinstandhal-tung entwickelt hat. Das geht von Brücken über Marinetechnik bis zur Umwelttechnik. Wir haben da eine 5000 Jahre alte Technologie wieder zum Leben erweckt: die so genannte Schilfbeet-Abwasseranlage. Das nur als ein Beispiel für die kreati-ven Prozesse, die dort vor Ort in Gang gekommen sind. Heute überle-gen wir uns, ob man diese Technik auch in anderen Ländern einsetzen kann.Welchen Zugang haben Sie zu Corporate Social Responsibility?ESTERMANN: Wir wollen mit unse-rem Projektgeschäft nachhaltig erfolgreich sein. So ein Projekt zieht sich zwei, drei Jahre– bei einer Brü-cke geht das ein bisschen schneller, bei Architektur ein bisschen langsa-mer. Wie ich schon gesagt habe, gibt es das Unternehmen seit 160 Jahren, und wir wollen auch die nächsten 160 Jahre erfolgreich sein. Das heißt, für uns ist es schon sehr wesentlich, ein verlässlicher Partner zu sein und auch am Markt als solcher zu gelten. Verlässlichkeit erarbeitest du dir neben guter Technik und Refe-renzen auch durch Fairness. Und so wie wir mit Kunden fair und ver-lässlich umgehen wollen, versuchen wir auch im Haus fair und verläss-lich miteinander umzugehen. Das ist schon ein Grundprinzip dieses Unternehmens. Dass wir zusätzlich kleinere Projekte sponsern, ist mei-nes Erachtens eine Verpflichtung für ein Unternehmen wie Waagner-Biro. Wir haben eigentlich an jedem Standort unsere kleineren Projekte. In Wien unterstützen wir zum Bei-spiel die Lerntafeln, in Indonesien ein medizinisches Projekt. Wir kom-munizieren dieses soziale Engage-ment low profile. Wir bauen genug richtige Fassaden. Die Fassaden, die aus Gutmensch-Gründen aufgebaut werden, brauche ich weniger.Vielen Dank für das Gespräch!09IM GESPRÄCH Waagner-Biro-CEO Rudolf EstermannWir bauen genug richti-ge Fassaden. Die Fassa-den, die aus Gutmensch-Gründen aufgebaut werden, brauche ich weniger. R. ESTERMANNNext >