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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 49 Õ JÄNNER | FEBER 2014corporAID ist eine Initiative vonNeuer Kurs: Business-Multis schwenkenauf Sustainability ein.Rückfl üsse aus derEntwicklung? Es darf ein bisserl mehr sein … Rosenbauer-CEO Dieter Siegel: Feuer-wehren für die Welt. Der Energieverbrauch steigt rasant, Erneuerbare Energie hat daher vor allem in Afrika oberste Priorität. Österreich kann hier seine Renewable Energy-Stärken ausspielen – auch die Entwicklungszusammenarbeit.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGRenewable Energy: Rückenwind für Afrika1,2 Milliarden Euro Gesamtwert an Aufträgen haben Österreichs Firmen bei den Olympischen Spielen in Sotschi an Land gezogen.1 Sotschi-Gewinnspielin Kooperation mit dem Österreichischen Olympischen Comité für WirtschaftsBlatt-Testleser und Abonnenten.3 Wochen gratiskönnen Sie viele weitere interessante Fakten täglich im WirtschaftsBlatt lesen.Nähere Informationen unter 01/514 14 DW 79 oder wirtschaftsblatt.at/sotschireisehaben an der Errichtung der Sportobjekte und der Infrastruktur in Sotschi mitgearbeitet.50 österreichische Firmenwirtschaftsblatt.at/wiblattKlare Fakten. Klare Entscheidung.Testen und gewinnenwirtschaftsblatt.at/ sotschireise1. PREIS:Reise für 2 Personen zu den Olympischen Winterspielen nach SotschiEintritt zu 3 olympischen Bewerben,Pressekonferenz, exklusiver VIP-Zugang ins Austria Tirol House2. PREIS:Skiurlaub für 2 Personen im Bergwinter Tirol2 Nächte im 4* Hotel inklusive HP und Skipässewww.tirol.at3. PREIS:Gutschein von Erima im Wert von 300 €www.erima.atErima – Offizieller Ausstatter der österreichischen Olympia-MannschaftTraurig, peinlich, kurzsichtig. Das sind Adjektive, die einem zu den entwicklungspolitischen Perspektiven einfallen, die uns in diesen Tagen die alte neue Koalitionsregierung präsen-tiert. Schweigen wir also bes-ser über die österreichische Politik, wenn wir in der Weih-nachtsnummer einen positiven Ausblick zu unserem Anliegen geben möchten, nämlich etwas für die globale Armutsbekämp-fung zu bewegen. Viel Erbauli-ches etwa war beim corporAID Multilogue zu hören, den wir vor kurzem in Kooperation mit der KPMG über den Beitrag von Unternehmen zur nachhaltigen Gestaltung der Globalisie-rung abhielten. Lesen Sie – ab Seite 40 – im Interview mit dem Keynoter dieser Veranstaltung Lord Michael Hastings, wie Unternehmen weltweit das Thema Nachhaltigkeit forcie-ren. Erfahren Sie ab Seite 28, wie sich Paul Polman als CEO von Unilever und Präsident des World Business Council for Sustainable Development für das Thema einsetzt. Wie die Entwicklungszusammenarbeit die Kapazitäten und die Inno-vationskraft von Unternehmen hebeln kann, dazu ein Beitrag ab Seite 14. Und im großen Interview ab Seite 6: Dieter Siegel von Rosenbauer. Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Jänner | Feber 201403IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph Eder Chef vom Dienst: Harald Klöckl | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Barbara Coudenhove-Kalergi, Philipp Drexler, Klaus Fiala, Katharina Kainz-Traxler, Ursula WeberAnzeigen: Elisabetta De Luca Bossa, e.deluca@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe März | April 2014 des corporAID Magazins erscheint am 27.2.2014 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONCOVERFOTO: WINDKRAFT SIMONSFELD10 Jahre corporAIDWirtschaft und Entwicklung sind logische Verbündete auf dem Weg zu einer nachhaltigenglobalen Entwicklung. Seit 2004 zeigt die corporAID Plattform, wie Unternehmen und Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich Win-win-Situationen schaffen können: mit Multilogues und Konferenzen, Handbüchern, Consulting, corporAID Magazin.INTERVIEW MIT DIETER SIEGEL Weltweit für die Feuerwehr im EinsatzLEITARTIKEL Die andere Zukunft DIE AKTUELLE ZAHL 25TERMINE & NACHLESEglobal.businessRENEWABLE ENERGY Energie für AfrikaSUBSAHARA-AFRIKA Ostafrika als Integrations-MotorINTERVIEW Jesca Eriyo, East African Communitynew.businessEZA-RETURNS Rückfl üsse: Es darf ein bisserl mehr seinInhalt 6101046111216181920EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VON26. Feber 2014 Konferenz und Fest Neue Wege für Wirtschaft und Entwicklung in ÖsterreichDiskutieren Sie ab 14 Uhr mit Experten und Prakti-kern zu Status quo und Perspektiven. Feiern Sie mit uns und unseren Partnern ab 19 Uhr in der Sky-Lounge der Wirtschaftskammer Österreich, Wien.Jetzt Teilnahme sichern: konferenz@corporaid.at27. Feber 2014 50. corporAID Magazin Globale Entwicklung, Business Opportunities, Good PracticeDas corporAID Magazin eröffnet seit 50 Ausgaben neue Sichtweisen auf die Chancen und Heraus-forderungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft.Jetzt Gratisexemplar bestellen: abo@corporaid.atPARTNER DER VERANSTALTUNG186INTERVIEW Kurt Müllauer, NPI3ER GESPRÄCH Wohin geht die Mikrofi nanz?INVESTIEREN Bauen auf Mikrofi nanzHIDDEN CHAMPIONS Hightech für die Eier-Weltethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtNACHHALTIGKEITSINITIATIVE Die großen Dampfer gehen auf KursGLOBALE CSR Der Preis ist heiß. Gespräch mit Lord Michael HastingsWEIHNACHTSGESCHENKE Faire BescherungADA-WIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Gemeindeservice im Kosovo22242830333436404244Gut für Österreich. Spielraum schaffen. Unsere jungen Musiktalente sind ausgezeichnet – und sollten es auch werden. Deshalb hat Casinos Austria Vorstandsdirektor Mag. Dietmar Hoscher mit der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien den „Rising Star Award“ ins Leben gerufen. Der mit 10.000,– Euro dotierte Preis trägt dazu bei, dass aus den aufstrebenden Talenten von heute die Stars von morgen werden können.Ein Gewinn für die Kultur!sponsoring.casinos.at Serviceline +43 (0)1 534 40 50Foto: Mike RanzInitiatoren des „Rising Star Award“: Vorstandsdirektor Mag. Dietmar Hoscher, Casinos Austria Vizerektorin Andrea Kleibel, Universität für Musik und darstellende Kunst WienAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www. corporaid.at05corporAID Magazin Jänner | Feber 2014BEZAHLTE EINSCHALTUNG303640CORPORAID: Was assoziieren Sie mit Globalisierung? SIEGEL: Globalisierung hat zwei Seiten. Die Theorie besagt, dass die Beseitigung von Handelshindernis-sen den Wohlstand fördert. Gleich-zeitig bedingen immer stärkere Verschränkungen der internatio-nalen Handelsverbindungen einen gewissen Autonomieverlust. Ein Land kann sich nicht mehr nur nach seinen eigenen Normen richten, sondern muss sich auch an inter-nationale Spielregeln halten. Dieser Verlust an Kontrolle und Autonomie macht manchen Angst. Was bedeutet das für Österreich?SIEGEL: Österreich ist Teil des globalen Netzwerks, dem man sich auch nicht entziehen kann. Die Alternative ist eine regionale Wirtschaft. Bei Lebensmitteln ist der Kontrollverlust gravierender, der Kundennutzen einer Regionali-sierung entsprechend höher: Man möchte wissen, was man isst. Basis-produkte hingegen würden regional produziert ein Vielfaches kosten, ohne einen entsprechenden Kun-dennutzen zu liefern. Die Globalisierungsdebatte ver-läuft in Österreich oft sehr negativ. SIEGEL: Diese Polarität zieht sich auch durch das Wirtschaftsleben. Dabei ist jeder in irgendeiner Form wirtschaftlich tätig. Dieses Wirt-schaften würde niemand in Abrede stellen wollen, gleichzeitig gibt es die Ansicht, dass das wirtschaftli-che Prinzip sich auf die Wirtschaft beschränken und keine gesell-schaftsprägende Größe darstellen sollte. So ähnlich kommt mir das auch bei der Globalisierungsde-batte vor. Dabei hindern Skandal-nachrichten beispielsweise über unwürdige Arbeitsbedingungen in Bangladesch die Österreicher nicht, am nächsten Tag ein günsti-ges T-Shirt zu kaufen. Da sind sie dann froh, dass es zehn und nicht 80 Euro kostet. Diese innere Spal-tung fi ndet sich überall. Wie bewegt sich Rosenbauer in der globalisierten Welt?SIEGEL: Österreich ist für uns ein sehr guter Standort. Der regio-nale Ansatz ist für uns sehr wich-tig. Auch weil es sich nicht lohnt, große Fahrzeuge in China anzufer-tigen, wenn sie nur 80 Stück davon brauchen. Es gibt dabei Bereiche, wo Kunden Regionalität schätzen, und andere, wo sie Internationali-tät schätzen. In unserem Unterneh-men spiegelt sich das auch wider. Wir haben Spezialfahrzeuge, die stark exportiert werden – das Seg-ment umfasst aber nur ein Viertel des Weltmarktes für Feuerwehr-fahrzeuge. Drei Viertel des Welt-marktes machen aber die klassi-schen Feuerwehrautos aus. Hier ist die technologische Hürde nicht so groß, diese werden zumeist im Land und für ein Land produ-ziert – mit den entsprechenden spezifi schen Anpassungen. Wenn man nicht vor Ort ist, ist dieses Geschäft nicht möglich. Wie treiben Sie die Inter-nationalisierung voran?SIEGEL: Meine Vision ist, aus einem Export-unternehmen mit ein paar internationalen Satelliten ein interna-tionales Unternehmen zu formen. Da sind einige Veränderungen erforderlich. Beispiels-weise die Art, wie man zusammenarbeitet. Sie können in einem international präsenten corporAID Magazin Jänner | Feber 201406Unternehmen nicht mehr davon ausgehen, dass alle Glieder einer Verantwortungskette am gleichen Ort sitzen. Man muss dann syste-matischer arbeiten, das geht nicht mehr informell auf Zuruf. Im Export läuft die Markter-schließung über Verkäufer. Wenn Sie internationalisieren und eine lokale Tochtergesellschaft mit lokalem Personal aufbauen, ist das eine Aufgabe für einen General Manager. Ich brauche dann einen anderen Typus von lokalem Verant-wortlichen, weil die Aufgaben über das Verkaufen hinausgehen. Mit-arbeiter müssen sich schrittweise in diese neue Rolle hinein entwi-ckeln und Veränderungen in ihrem Arbeitsumfeld annehmen. Solche doch große Veränderungen sind bei einem Unternehmen, das mit sei-nem Geschäftsmodell sehr erfolg-reich ist, nicht so einfach. Weltweit für die Feuer InterviewNach einem Rekordumsatz im Vorjahr bleibt der Feuerwehrausrüster Rosenbauer auch dieses Jahr auf Wachstumskurs. CEO Dieter Siegel hält Österreich für einen guten Unternehmensstandort, Zuwächse kommen aber allein aus dem Auslandsgeschäft. Die Herausforderung liegt in der weiteren Internationalisierung. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER$Meine Vision ist, aus einem Exportunter-nehmen mit ein paar internationa-len Satelliten ein inter-nationales Unternehmen zu formen. DIETER SIEGELcorporAID Magazin Jänner | Feber 2014FOTO: MIHAI M. MITREA07Åwehr im EinsatzDIETER SIEGELDer 1964 geborene Linzer ist seit Anfang 2011 Vorstandschef des börsenotierten Feuerwehrfahrzeug-Herstellers. Er entstammt der Unter-nehmerfamilie Rosen-bauer, in deren Mehrheits-besitz sich das Leondinger Unternehmen befi ndet. Dieter Siegel begleitete den Konzern bereits von 2002 bis 2009 in der Funktion als Aufsichtsratmit-glied. Siegel studierte Handels-wissenschaften an der WU Wien und war bis zu seinem Wechsel in den Rosenbauer-Vorstand 2009 Manager des RHI-Konzerns. Warum setzen Sie auf eine ver-stärkte Internationalisierung?SIEGEL: Der Kapitalmarkt wünscht sich Wachstum. Das ist eine stete Herausforderung im Wirtschaftsleben. Zum einen müssen Sie jedes Jahr effi zi-enter werden. Wenn Sie nicht wachsen, müssen Sie Res-sourcen einsparen. Bei Roh-stoffen ist das angenehm, nicht aber bei Mitarbeitern. Wenn Sie da nicht durch gesteigerte Wett-bewerbsfähigkeit Wachstum dar-stellen können, mit dem Sie die frei werdenden Humanressour-cen weiter beschäftigen können, wird das schwierig. Zum anderen wünschen sich die Kapitalmärkte Wachstumsgeschichten, da ein gesteigerter Firmenwert meistens durch Wachstum generiert wird. Bei einem Familienunternehmen ist das ein bisschen anders, da gibt es ein stärkeres Sicherheitsbedürfnis. So gerne der Kapitalmarkt Stories über Internationalisierung und Markterschließung hört, muss man hier den Haupteigen-tümer, und das ist bei Rosenbauer die ganze Familie, ins Boot holen. Was heißt das konkret?SIEGEL: Internationalisierung fi ndet nicht um ihrer selbst Willen statt, sondern sie trägt dazu bei, langfristig das Bestehen des Unter-nehmens abzusichern und seine Marktposition zu stützen. Es gilt auch, dafür zu sorgen, dass mehr oder weniger freie Marktsegmente nicht von Konkurrenten besetzt werden und man selbst so langfris-tig Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Ein Internationalisierungspro-jekt darf niemals das Unternehmen gefährden. Wir verfolgen daher einen sehr vorsichtigen Ansatz: Wir beginnen in einem Land mit der Gründung einer kleinen Firma, die Service anbietet. In erster Linie geht es um eine starke Serviceprä-senz und die Finalisierung von Pro-dukten. Das ist von den Risiken her überschaubar. Denn es gibt wenige Märkte, in denen sich eine lokale Fertigung wirklich auszahlt. Wo liegen die kulturel-len Herausforderungen einer Internationalisierung? SIEGEL: Sie müssen sich vor allem einmal darauf einlassen. Wir sind gerade dabei, in Saudi Arabien Unternehmensstrukturen aufzu-bauen. Saudi Arabien ist aber für Expats nicht besonders attraktiv. Gerade für Österreicher, die viel-leicht am Abend auch einmal auf ein Bier gehen wollen. Das führt dazu, dass österreichische Mitar-beiter nicht gerne in das Land über-siedeln, sondern jeweils nur für einige Wochen vor Ort sind. Man steht dann vor der Herausforde-rung, möglichst schnell auf lokales Management umzustellen. Einen lokalen Geschäftsführer einzustel-len, ist für ein Traditionsunterneh-men wie Rosenbauer wiederum eine Herausforderung. Aber darauf läuft es hinaus. Dazu muss man viel in die Vertrauensbildung investieren, und das verlangt da und dort auch ein Umdenken. Das Arbeiten mit lokalen Struk-turen darf aber keine Einbahn-straße sein, Sie müssen die lokalen Inputs, deretwegen Sie ja schließ-lich dort sind, auch aufnehmen. So sehen wir zwar, dass einige Fahrzeugkonzepte, die wir für den österreichischen Markt entwickelt haben, auch international nachge-fragt werden. Aber es ist für die Mitarbeiter schwierig, hier in Öster-reich einen Typ spezifi sch für einen ausländischen Markt zu entwickeln und beispielsweise gewisse Quali-täts- oder ergonomische Teile aus Kostengründen wegzulassen. Im internationalen Geschäft muss man zulassen, dass neue Inputs dazu-kommen, die mit gewissen Traditi-onen des Unternehmens nicht ganz übereinstimmen. Welche Bedeutung hat Brand- und Katastrophenschutz für die Ent-wicklung eines Landes?SIEGEL: Wirtschaftliche Entwick-lung bringt ein steigendes Bedürf-nis nach Brand- und Katastrophen-schutz mit sich. Je mehr Sachwerte eine Gesellschaft hat, desto mehr entwickelt sie ein Schutzbedürfnis. Das ist weltweit ein Trend. Deshalb entwickelt sich auch das internatio-nale Projektgeschäft so gut: In vielen Ländern werden zunehmend Erwei-terungsbeschaffungen getätigt. Wo sind Ihre Wachstumsmärkte?SIEGEL: Wir sind momentan sehr stark in Saudi Arabien. Noch ist es ein Exportgeschäft, wir versuchen aber jetzt durch den Aufbau von eigenen Servicestützpunkten und auch Fertigungseinheiten zur Pro-duktfi nalisierung strukturierter in diesem Markt zu agieren. Mitt-lerweile haben wir dorthin 3.000 Fahrzeuge verkauft, die wir nicht dauerhaft durch den Einfl ug von Technikern servicieren können – hier brauchen Sie eine entspre-chende Infrastruktur nahe beim Kunden. Das ist für Rosenbauer der nächste Schritt: den Markterfolg mit entsprechenden Strukturen zu untermauern.Wie sieht es für Rosenbauer in den BRIC-Staaten aus? SIEGEL: Unsere Wachstums-märkte sind überall dort, wo wir in relativ bevölkerungsstarken Märkten noch nicht oder nur wenig vertreten sind. So haben wir eine Fertigung in Singapur und ein Joint Venture in Moskau. Entscheidend ist aber, ob die Märkte auch zugäng-lich sind. Unter den BRIC-Staaten ist Indien im technisch hochwerti-gen Segment wie Flughafenlösch-fahrzeuge und Hubrettungsgeräte durchaus ein erfolgsversprechender Exportmarkt. Aber im kommunalen Segment sind die Löschfahrzeuge sehr einfach und geradezu mini-malistisch – hier können wir nichts verdienen. Bei Brasilien ist es wie-derum so, dass kommunale Feuer-wehrfahrzeuge auf einem mit euro-päischen Märkten vergleichbaren Niveau sind und im Land teilweise sogar bessere, technisch hochwer-tigere Produkte hergestellt werden. Brasilien wäre also sicher ein inter-essanter Markt. Wir dürfen dabei aber nicht davon ausgehen, dass Geschäfte in den BRIC-Staaten einfacher sind als in Europa, nur weil die Märkte selbst größer sind. Sie haben da auch mit einer anderen Wirtschafts-kultur zu tun und sind mitunter mit mehr Brutalität im Geschäft konfrontiert, als Sie das von euro-päischen Märkten gewohnt sind. Im Geschäft mit Feuerwehrfahrzeugen kommt hinzu, dass 95 Prozent unse-rer Kunden öffentliche Stellen sind. Da ist man immer auch stark von politischen Rahmenbedingungen abhängig: Wenn es in einem sol-chen Land zu einem verheerenden Brand kommt, führt das mitunter zu einem Modernisierungschub.Wie sieht es mit China aus?SIEGEL: Wir exportieren nach China – das funktioniert im hohen Qualitätssegment gut. Rosenbauer hatte dort auch ein Joint Venture, wir konnten im lokalen Markt allerdings nicht gewinnbringend verkaufen. China wird wahrschein-lich einmal der größte Feuerwehr-markt der Welt sein, und man muss 08FOTOS: MIHAI M. MITREA, ROSENBAUERcorporAID MagazinJänner | Feber 201Internatio-nalisierung fi ndet nicht um ihrer selbst Willen statt, sondern sie trägt dazu bei, langfristig das Bestehen des Unternehmens abzusichern.DIETER SIEGELihn zumindest im Auge behalten: Ein Unternehmen wie das unsere kann durchaus leben, auch wenn es nichts in China verkauft, man muss aber aufpassen, ob dort Kon-kurrenten entstehen für die globa-len Märkte, in denen wir stark sind. Dies wäre von strategischer Rele-vanz, gerade was Exporte aus China heraus betrifft. Gibt es Märkte, die für Sie nicht in Frage kommen?SIEGEL: Ja, und zwar solche, die ohne lokale Korruption nicht zugänglich sind. Meistens laufen unsere Geschäfte ja über die öffent-liche Hand, sprich: Wir haben mit Amtsträgern zu tun. Wenn dann jemand einen fi nanziellen Nutzen aus dem Geschäft ziehen möchte, spreche ich von Korruption. Wir haben seit zwei Jahren einen eigenen Compliance Offi cer. Wir prüfen gerade im inter-nationalen Umfeld die Pro-jekte sehr genau. Nicht nur uns selbst, das ist ja sehr überschaubar, sondern auch unsere Geschäftspartner werden immer genauer unter die Lupe genommen. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber es gibt natürlich Länder, wo Geschäftserfolge ohne Schmiergeld schwierig sind. Das kann dazu füh-ren, dass Rosen-bauer sich an Aus-schreibungen nicht beteiligt. Compliance ist für Sie aber nicht nur ein Korruptions-Thema …SIEGEL: Die Kartell-absprachen, die Sie hier ansprechen, waren dezidiert ein Fehler. Wir haben alles gemacht, um sicherzustellen, dass sich das nicht wie-derholt, und auch nicht zuletzt deshalb die Compliance-Abteilung geschaffen. Wir haben unser Lehrgeld bezahlt, und ich bin zuver-sichtlich, dass dieses Thema bei corporAID Magazin Jänner | Feber 2014Sie haben in den BRIC-Staaten mit anderen Wirtschafts-kulturen zu tun und sind teilweise mit mehr Brutalität im Geschäft konfrontiert.DIETER SIEGELDie auf das Jahr 1866 zurückgehende heutige Rosenbauer International AG mit Sitz in Leonding produziert Feuerwehrtechnik und -systeme und ist einer der größten Herstel-ler von Feuerwehrfahrzeugen weltweit – in 150 Ländern sind diese im Einsatz. Mit mehr als 2.400 Mitarbeitern in Europa, Norda-merika, Asien und Afrika erwirtschaftete Rosenbauer 2012 einen Rekordumsatz von 645 Millionen Euro, davon über 90 Prozent im Ausland. Der Konzern befi ndet sich im Mehrheitsbesitz der sechsten Generation der Familie Rosenbauer. Einsatz wagenDAS UNTERNEHMENHUBRETTUNGS-FAHRZEUGE von Rosenbauer wurden auch schon nach Kenia geliefert.uns Geschichte ist.Wie verarbeitet man so eine Ver-urteilung als Unternehmen?SIEGEL: Man gehört nicht nur zu den Guten, das muss man sicher auch sagen. Die Form der Abspra-chen, wie soll ich sagen, das waren ehemals übliche Praktiken, die vor zwanzig Jahren wahrscheinlich noch als Kavaliersdelikt angesehen wurden. Man hat versucht, dass die Marktanteile einigermaßen gleich bleiben in Zeiten, wo das Marktvo-lumen niedrig war. Wir haben diese Usancen bei der Übernahme unse-rer deutschen Tochter geerbt, aber sie eben auch nicht abgestellt. Man braucht nicht drumherum reden, es waren Tatbestände, die ein Bußgeld gerechtfertigt haben. Was ist ganz grundsätzlich Ihr Antrieb als Manager? SIEGEL: Was mich letztlich antreibt, ist die Verantwor-tung für das Unternehmen und die Mitarbeiter. Die Hauptaufgabe eines CEO ist es, sich jeden Tag zu überlegen, was getan werden muss, um jene Potenziale zu schaffen, damit wir in fünf oder zehn Jahren auch noch so erfolgreich sind wie heute. Bei einem Fami-lienunternehmen wie Rosenbauer ist das vielleicht noch ein Stück weiter ausgeprägt. Das Unternehmen hat sich gut entwi-ckelt, man hat als Manager eine Per-spektive, die über die Periode eines fünfjährigen Vorstandsvertrags hinausreicht. Konkret bedeutet das für mich: Österreich ist wirklich ein super Markt für Feuerwehrausrüstung – Österreich hat das dichteste Feu-erwehrnetz der Welt und Rosen-bauer ist hier Marktführer –, trotz-dem macht der Heimmarkt nur sieben Prozent unseres Umsatzes aus. Was in Österreich verkauft wird, ist insofern zwar sensationell, aber die Zukunft des Unternehmens spielt sich im Ausland ab. Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig? Welche Schwer-punkte müssen Sie dazu setzen?SIEGEL: Zuverlässigkeit, Inno-vationskraft und Kundenorientie-rung. Das sind in unserer Branche die entscheidenden Punkte, die wir auch in unseren Markenkern gut integriert haben. Ich glaube, die Orientierung am Kunden, seinen Bedürfnissen und auch deren Wan-del, ist sehr wichtig. Dazu kommt die Zuverlässigkeit nicht nur der Produkte, sondern auch als Unter-nehmen. Ein weiterer Punkt, der für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens entscheidend ist, ist die Innovationskraft, also sich immer einen Schritt weiterzubewe-gen. Dazu kommen noch weitere Aspekte, zum Beispiel bei der Inter-nationalisierung. Aber letztlich ist unsere Internationalisierung eben vor allem Kundenorientierung. Vielen Dank für das Gespräch!09Next >