Made with FlowPaper - Flipbook Maker
corporAID MagazinAUSGABE 52 Õ JULI | AUGUST 2014corporAID ist eine Initiative vonMikrokredite: Auf der Suche nach der MakrowirkungErneuerbare Energie: Mehr Megawatt für Kenia OeKB-CEO Rudolf Scholten: Mit Tiki-Taka wird die Welt nicht besserKorruption ist in Entwicklungsländern weit verbreitet. Das Schmieren kommt Staaten, zunehmend aber auch Unternehmen teuer zu stehen: Es lohnt sich also doppelt, im internationalen Geschäft sauber zu bleiben.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGGeschäftsrisiko KorruptionAuch Führungskräfte haben ihre bevorzugte Lektüre. So erzielen Sie mit der neuen Kombi aus „Presse“ und WirtschaftsBlatt in dieser Zielgruppe eine Spitzen-Reichweite zu einem Top-TKP. Beruflicher Erfolg ist in dieser Leserschaft schließlich nichts Ungewöhnliches. Mehr Infos unter DiePresse-WirtschaftsBlatt.atLiebe Inhaber, Vorstände und Direktoren: Hier sind Sie in bester Gesellschaft.Eine perfekte Kombi, um Entscheider und Führungskräfte zu erreichen.Reichweite und TKP Haupteinkommensbezieher Inhaber, Direktoren größerer Firmen*Reichweite %353025201510504.014 €PresseWirtschaftsBlatt7.318 €Kurier18.084 €Standard* Auswahl überregionaler Qualitäts-Tageszeitungen (Mo – Fr/Sa/So).TKPQuelle: Media-Analyse 2013; Erhebung: 1/13-12/13; Nettoreichweite in LpA und TKP: Zervice; TKP=JP-Preis (Ø Mo-So)/Bruttoreichweite (bei Kombi ohne Bereinigung um Mehrfachkontakte) in Tausend. Die Reichweite unterliegt einer statis-tischen SchwankungsbreiteDass es die Regierung mit dem 0,7 Prozent-Ziel für Entwick-lungshilfe in ihrem Arbeitspro-gramm ernst meint, hat wohl niemand wirklich angenom-men. Nun soll das Budget für Entwicklungszusammenarbeit 2015 nicht nur nicht erhöht, sondern gekürzt werden. Weil der österreichische Beitrag für Entwicklungshilfe internatio-nal gesehen immer schon von überschaubarer Relevanz war, wird sich der Schaden sowohl für die globale Entwicklung als auch für unsere Reputation innerhalb der Gebergemein-schaft in Grenzen halten. Die Chancen, die eine vernünftige Entwicklungszusammenar-beit unserem Land eröffnen könnte, bleiben allerdings weiterhin ungenützt. Um welche Chancen es da geht, zeigen das Dreier-gespräch ab Seite 33 und der Artikel über die Energiever-sorgung in Kenia ab Seite 20. Wo und wie gekürzt wird, lesen Sie ab Seite 12. Auch im großen Interview mit OeKB-General-direktor Rudolf Scholten ab Seite 6 sind Probleme der hei-mischen Entwicklungspolitik ein Thema. Interessante Ideen dazu, wohin die Entwicklungs-politik gehen könnte, erfahren Sie im Interview mit Hans Stoisser ab Seite 14.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201403IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph Eder Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Barbara Coudenhove-Kalergi, Melanie Herrmann, Katharina Kainz-Traxler, Simone Maria Maier, Ursula WeberAnzeigen: Elisabetta De Luca Bossa, e.deluca@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe September | Oktober 2014 des corporAID Magazins erscheint am 28.8.2014 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONInhaltINTERVIEW MIT RUDOLF SCHOLTEN Mit Tiki-Taka wird die Welt nicht besserLEITARTIKEL Alles andere ist primär.DIE AKTUELLE ZAHL 2.160TERMINE & NACHLESEglobal.businessÖSTERREICH Begegnung mit dem RasenmäherINTERVIEW MIT HANS STOISSER Entwicklung neu gedachtENTWICKLUNGSTOOL Mikrokredit mit Makrowirkung?new.businessERNEUERBARE ENERGIEN Mehr Megawatt für KeniaKORRUPTIONSPRÄVENTION Sauber im Geschäftethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtTRIGOS LeuchtturmunternehmenINTERVIEW MIT SNJEŽANA KÖPRUNER Erfolg dank Austro-Hilfe3ER GESPRÄCH Entwicklung nahe am GeschäftWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFTEN Finanzwissen für SerbienInhalt 6101038111214161920242728303233366162432Neue Perspektiven im Abo.EINE INITIATIVE VONBestellung unter Tel. 01/9690254 oder E-Mail abo@corporaid.atBusiness-Abo 5 5 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 60,– Business-Abo 10 10 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 75,– Business-Abo 25 25 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 100,– * Das corporAID Magazin erscheint 6 Mal pro Jahr. Sie erhalten jeweils 5, 10 oder 25 Stück pro Ausgabe druckfrisch zugesendet. Das Business-Abo beginnt mit der jeweils nächsten Ausgabe und endet automatisch nach einem Jahr – Sie gehen keine weiteren Verpfl ichtungen ein. Preise in Euro exklusive Mehrwertsteuer.AID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 47 Õ SEPTEMBER | OKTOBER 2013Nischenthema Entwicklungspolitik: Was Parteien wollenHidden Champions: Unbekannt daheim, top in Emerging MarketsOMV-CEO Gerhard Roiss: Strategie für nachhaltiges Wachstum uss sie haben. NTWORTUNGcorporAID MagazinSPONSORING-POST 04Z035763 SAUSGABE 46 Õ JULI | AUGUST 2013gegen alten Mercosur Sustainability Waagner-Biro-CEO Rudolf Estermann im InterviewAndrew Steer ist Chef des World Resources Institute, des weltbesten Umwelt-Think Tank 2012. Er erklärt, warum die Politik globale Probleme nicht lösen wird und wie die Wirtschaft die treibende Kraft sein kann. Die transformative Kraft der WirtschaftDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGcorporAID MagazinSPONSORING-POST 04Z035763 SAUSGABE 45 Õ MAI | JUNI 2013DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGcorporAID ist eine Initiative vonDie Oesterreichische Entwicklungbank ist fünf Jahre jungWie fünf globale Megatrends die Zukunft gestaltenZumtobel-CEO Harald Sommerer im InterviewDas Shared Value-Konzept von Michael Porter soll den Weg zum wirtschaftlichen Erfolg und zur Lösung globaler Herausforderungen ebnen. Was diese „höhere Form des Kapitalismus“ kann. Und was nicht.corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 51 Õ MAI | JUNI 2014corporAID ist eine Initiative vonBackaldrin: Mit Kornspitz & Co.weltweit unterwegsSozialen Impact messen: Weil die Wirkung zählt Greiner-CEO Axel Kühner:Internationalisierung beginnt im KopfDie OECD vergleicht nicht nur die Bildungssysteme ihrer Mitgliedsländer, sondern auch deren Entwicklungshilfe. Österreich schneidet hier schlecht ab. Für DAC-Chair Erik Solheim ist die Ursache klar: Der politische Wille fehlt.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGErik Solheim: Mr. PISA der EntwicklungshilfecorporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 49 Õ JÄNNER | FEBER 2014corporAID ist eine Initiative vonNeuer Kurs: Business-Multis schwenkenauf Sustainability ein.Rückfl üsse aus derEntwicklung? Es darf ein bisserl mehr sein … Rosenbauer-CEO Dieter Siegel: Feuer-wehren für die Welt. Der Energieverbrauch steigt rasant, Erneuerbare Energie hat daher vor allem in Afrika oberste Priorität. Österreich kann hier seine Renewable Energy-Stärken ausspielen – auch die Entwicklungszusammenarbeit.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGRenewable Energy: Rückenwind für AfrikacorporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 48 Õ NOVEMBER | DEZEMBER 2013corporAID ist eine Initiative vonWeltbank Wien: Der neue Blick nach Südosten Wie man Gutes tut und dabei auch Geld verdient:Social Impact Investing Christian Kern, CEO der ÖBB, will eine „einfachere Bahn“Die Mittelschicht wächst weltweit. Doch Wohlstandsmessung – wer warum zur Middle Class der Welt oder eines Landes zählt – ist eine Defi nitionsfrage. Sicher scheint: Wer ein Auto hat, ist immer dabei.Globale MittelschichtDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGDas corporAID Magazin eröffnet neue Sichtweisen auf die Chancen und Herausforderungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft. Das Magazin für Entscheider und Führungskräfte mit Weitblick – jetzt im praktischen Business-Abo für das ganze Unternehmen.Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at CORPORAID: Die Ent-wicklungspolitik möchte große Ziele verfolgen, die Realpolitik geht in eine andere Richtung. Was denken Sie darüber?SCHOLTEN: Das zu beantworten, verbietet mir die Höfl ichkeit. Die rei-chen Länder begehen einen großen Irrtum, wenn sie glauben, dass es dem eigenen wirtschaftlichen Ziel der Sparsamkeit dient, zuzulassen, dass in der Armutsbekämpfung so wenig passiert. Man spricht heute von Entwicklungszusammenar-beit statt Entwicklungshilfe, wenn das aber damit verbunden ist, dass die Budgets gekürzt werden, ist es zynisch. Das ist aber der Fall in Österreich und in manch anderen Ländern auch. Auf der einen Seite reden wir von Globalisierung und deren Folgen, auf der anderen Seite scheint globale Verantwortung sehr kleinteilig gesehen zu werden. Das ist ein Missverständnis. Was sollte die Politik tun?SCHOLTEN: Wir haben eine deut-liche Zunahme an moralischen Appellsystemen, gleichzeitig nehmen aber auch die Ausredesysteme zu. Die öffentliche Hand verlangt mehr private Koope-rationen, und die Privaten sagen: Wir können die öffentliche Hand nicht ersetzen. Globale Entwicklung ist eine gemeinsame Verantwortung, die man auch praktisch nur gemein-sam wahrnehmen kann. Tiki-Taka, wo man durch immer schnelleres Hin- und Herpassen zum Ergeb-nis kommt, funktioniert hier nicht. Dabei ist die Welt ja durchaus im Stande, die Dinge wahrzunehmen, wenn sie ein gemeinsames Interesse formuliert. Interessen formulieren – liegt hier ein Manko der Entwicklungspolitik?SCHOLTEN: Da muss man vorsich-tig sein. Wenn das Interesse darin besteht, dass wir mehr exportieren, 06FOTO: MIHAI M. MITREAMit Tiki-Taka wird die Welt nicht besserInterviewDie Oesterreichische Kontrollbank OeKB ist ein wichtiger Dienstleister für heimische Unternehmen im globalen Wettbewerb. Im Interview spricht Generaldirektor Rudolf Scholten über politische Interessen und globale Verantwortung, die Positionierung der Oesterreichischen Entwicklungsbank und den Standort Österreich. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Auf der einen Seite reden wir von Globali-sierung und deren Folgen, auf der anderen Seite scheint globale Verantwortung sehr kleinteilig gesehen zu werden. RUDOLF SCHOLTEN07RUDOLF SCHOLTENDer 59-jährige ist seit 1997 im Vorstand der Oesterreichischen Kontrollbank OeKB und wurde Anfang 2014 zum Generaldirektor bestellt. Zuvor war Scholten von 1990 bis 1997 unter anderem Minister für Unterricht und Kultur. Der ehema-lige SPÖ-Politiker ist Vater von drei Töchtern.dann wird man in Österreich zumindest auf der Unter-nehmerseite jeden dazu bringen, zuzustimmen. Das entspricht ja auch einer gewissen Logik, einem inter-national verant-wortungsvollen gemeinsamen Vor-gehen entspricht es aber nicht. Wobei insbeson-dere die großen Länder gerne sehr moralisch auftre-ten und von den kleineren Ländern immer die reine Lehre verlangen, gleichzeitig aber ohne Hemmun-gen ihre Interes-sen durchsetzen. Aber insgesamt sollten wir das Ziel nicht aufgeben, aus einer Verantwortung heraus zu agieren und nicht aus Partikularinteressen. Dass man am Ende des Tages versucht, dafür zu sorgen, auch selbst Vorteile zu haben, ist verständlich – das kann und soll man niemandem ausreden.Entwicklungspolitik ist in Öster-reich ein wenig relevantes Politik-feld. Wo würden Sie ansetzen? SCHOLTEN: In der Politik gibt es eine sehr simple Regel: Populäre Themen gehen von allein, und unpo-puläre muss man erklären und vor allem mit Entschiedenheit dokumen-tieren, dass man weiß, warum man es will. Dadurch werden Themen nicht notwendigerweise populärer, im Sinne von: Ganz Österreich wünscht sich nichts mehr als Entwicklungs-hilfe zahlen zu dürfen – aber man fi ndet Verständnis. Vor allem ist ein demokratisches System dadurch gekennzeichnet, dass gewählt wird, damit Politiker Verantwortung wahr-nehmen und nicht nur populäre The-men durchsetzen. Wie kann man das am besten machen? Ein Vehikel ist mit Sicherheit, gute Beispiele zu zei-gen. Das zweite ist, zu erklären, dass eine international gemeinsam agierende Welt ohne Zweifel mehr Vorteile als Nachteile hat. Das bedeu-tet aber auch, dass man nicht von den großen Feldern profi tieren und zugleich immer, wenn es heikel wird, in den Schrebergarten zurück-laufen kann. Nutzen wir die Synergien zwi-schen Außenwirtschaft und Entwick-lungszusammenarbeit genügend?SCHOLTEN: Hier kann man mit Sicherheit mehr tun. Im Prinzip geht es immer darum, eine Art Sogwir-kung herzustellen. Wenn bei allen Beteiligten – das beginnt bei der öffentlichen Meinungsbildung bis hin zu denjenigen, die unmittelbar mit dem Thema zu tun haben – das Gefühl eines Momentums besteht, fügen sich diese Bausteine rascher zusammen. Das, was so hemmt, sind die beiderseitigen Ausreden. Dabei wäre in der Zusammenarbeit mit Sicherheit viel mehr möglich. Wie sind Sie mit der Positionie-rung der Entwicklungsbank zwi-schen Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit zufrieden?SCHOLTEN: Sie ist inzwischen eine wichtige Säule der Entwick-lungszusammenarbeit und betreibt einen eigenen Österreich-Desk. Pri-vatwirtschaftliche Interessen und Entwicklung gehen für viele schwer zusammen. Die OeEB, die beides in einer Balance halten will, muss sich laufend darum bemühen sicher-stellen, dass Unternehmen in den Zielländern und in Österreich sowie die Entwicklungscommunity ihren Beitrag verstehen und schätzen. Da halte ich es für wirklich beachtlich, wie schnell es der Entwicklungs-bank gelungen ist, zu einem selbst-verständlichen Faktor zu werden.Wie geht die OeEB mit den ver-schiedenen Erwartungen um?SCHOLTEN: Ein Beispiel ist, dass die Entwicklungsbank zu Recht sagt: Wir als Organisation, die erst Fuß fassen muss, suchen uns im ers-ten Anlauf internationale Projekte, wo wir als Konsortialpartner tätig werden. Da können wir Erfahrungen machen und Kontakte gewinnen. Die Kritik lautet: Man ist ein kleines Rad unter vielen, wir müssen iden-tifi zierbare Einzelprojekte fi nden, die nur mit Österreich verbunden werden. Nur ist es so, dass wir zwar in solchen Konsortialprojekten Auf-fälligkeit einbüßen, aber dafür ist die Wahrscheinlichkeit, dass es gut geht, überproportional hoch. Selbst viel größere Entwicklungsbanken gehen so vor. Wenn man das von außen anschaut, sagt man: Naja, warum machen wir da nicht mehr spezifi sch österreichische Projekte?! Das klingt ja auch irgendwie sym-pathisch, es ist nur ein bisschen realitätsfern. Haben Sie diese Anlaufschwierigkeiten erwartet?SCHOLTEN: Ich habe das Gezerre unter-schätzt. Ich dachte, es gäbe hier eine nach außen getra-gene Argumen-tation, die eine lange Tradition hat und an der sich im Kern über die Jahre auch nicht viel geändert hat – und gleichzeitig eine Pragmatik in der gemeinsamen Umsetzung. Nur ist das eine der wenigen Situationen, wo sozusagen vor der Bühne und hinter der Bühne der gleiche Text gesprochen wird. Das spricht zwar für die Ehrlich-keit des Sprechers, macht aber die Sache nicht weniger mühsam: Die grundsätzliche Wiederholung die-ser Standpunkte, die alle immer nur gemeinsam Gültigkeit haben – es gibt da kein Entweder-oder, es gibt nur den Punkt zu sagen: Das stimmt, aber das Andere stimmt auch, und daher müssen wir schauen, wie wir beides hinbekommen. Hat sich Ihr Geschäft durch die Krise verändert? SCHOLTEN: Für uns gibt es einen Effekt, der gut und schlecht zugleich ist. Es gibt heute deutlich weniger große Konsortialprojekte, weswegen wir im Volumen deutlich hinter den Boom-Jahren liegen. Auf der ande-ren Seite haben diese Großprojekte auch zu Risiko-Konzentrationen geführt. Wenn Sie unser Porte-feuille anschauen, ist es heute bes-ser gestreut und ausbalanciert als vor der Krise. Allerdings wächst es nicht. Eine Zeit lang ist es sicher gut, wenn ein Porte-feuille sich konsolidiert. Würden Sie mir jetzt einen Grund nennen, warum es nie mehr wachsen wird, dann ist das schlecht. Welchen Beitrag leistet die OeKB zur Internationali-sierung der österreichischen Unternehmen? SCHOLTEN: Eines vorweg: Die OeKB macht die Exportversiche-rung im Auftrag und auf Rech-nung des Staates und die Finan-zierung auf eigene Rechnung. Wir haben einen Unterschied zu praktisch allen anderen vergleich-baren Ländern: Die OeKB-Gruppe versammelt als One-Stop-Shop Aufgaben, die anderswo auf viele Institutionen aufgeteilt sind. Für Unternehmen steht naturgemäß das Exportgeschäft im Vorder-grund und nicht die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, auch wenn diese notwendig und manchmal entscheidend sind. 08FOTOS: MIHAI M. MITREAcorporAID Magazin Juli | August 201Man kann nicht von den großen Feldern profi tieren und gleichzeitig immer, wenn es heikel wird, in den Schrebergarten zurücklaufen. RUDOLF SCHOLTENDie Oesterreichische Kontrollbank OeKB ist zentrale Anlaufstelle für Finanz- und Informationsdienstleistungen für die Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt. Das 1946 gegründete Spezialkreditinstitut befi ndet sich im Besitz der österreichischen Banken. Zur OeKB-Gruppe gehört die OeKB, die beiden Exportversi-cherer OeKB Versicherung und Prisma sowie die Oesterreichische Entwick-lungsbank OeEB. Mit knapp 400 Mitar-beitern wurde im Geschäftsjahr 2013 eine Bilanzsumme von 29 Mrd. Euro ausgewiesen, das Haftungsvolumen im Rahmen des Ausfuhrförderungsge-setzes betrug 31,5 Mrd. Euro.Die OeKBDAS UNTERNEHMENSITZ DER OEKB in der Wiener InnenstadtDaher müssen diese Dienstleistun-gen sich möglichst unkompliziert in eine Transaktion einfügen. Und damit bin ich beim Punkt: Wir sind im Moment dabei, die Exportversi-cherung quasi neu zu erfinden. Und da werden wir auf eine gute Liste von Maßnahmen kommen, die das Proze-dere einfacher, übersichtlicher und unkomplizierter machen. Wir haben zwei wirtschaftliche Schrauben, an denen man drehen kann. Bei den Prämien sind uns die Hände gebunden, weil es hier rich-tigerweise einen internationalen Konsens über Mindestprämien gibt. Das zweite ist die Frage der Flexibi-lität: Agieren wir flexibel und enga-giert genug, um Unternehmen auch in schwierige Märkte begleiten zu können? Ich glaube, das tun wir. Wir sind meistens bei den Letzten, die die Bedingungen für die Absiche-rung einschränken, wenn Länder in Schwierigkeiten kommen, und bei den Ersten, die wieder aufmachen. Man muss allerdings fairerweise sagen, dass wir eine Balance halten müssen zwischen den Interessen der Kunden und der Steuerzahler. Die OeKB hatte seit 1997 kein einziges Jahr ohne Überschuss, nicht nur für unsere Aktionäre, sondern auch für den Staat. 2013 waren das 155 Mio. Euro für die Republik.Wie beurteilen Sie die Rahmenbe-dingungen für österreichische Unter-nehmen, um international erfolg-reich zu sein?SCHOLTEN: Es ist die Frage, woran Sie das messen. Wenn man die Ver-sicherungs- und Finanzierungspro-dukte hernimmt, die es gibt, sind wir sehr gut organisiert. Was die prakti-schen Momente betrifft, wird ein grö-ßeres österreichisches Unternehmen corporAID Magazin Juli | August 2014Agieren wir flexibel und engagiert genug, um Unternehmen auch in schwierige Märkte begleiten zu können? Ich glaube, das tun wir. RUDOLF SCHOLTENbei Internationalisierungsmaßnah-men sicher gut unterstützt. Wenn Sie es daran messen, wie sehr die Unternehmen Rückenwind von der Politik verspüren, dann gibt es einzelne engagierte Politiker, aber Unternehmen würden wahrschein-lich zu Recht viel mehr einfordern. Und wenn man es daran misst, wie die Kommunikation zur Wirtschafts-politik generell aussieht, glaube ich, dass diese im Moment nicht sehr gut ist. Da müsste es wesentlich mehr Hinter-sich-lassen von parteipoli-tischen Hemmnissen geben – und nicht diese doch sehr kleinteiligen Argumente. Wie sehen Sie den Standort Öster-reich insgesamt?SCHOLTEN: Wenn Sie sich eine bewegliche Ebene vorstellen, gibt es einen Zustand, der als horizon-tal empfunden wird. Aber wenn Sie eine Kugel drauflegen, dann merken Sie, dass sie rollt. Es gibt also diesen Punkt, an dem die Ebene in Wahrheit schon eine gewisse Schräge erreicht hat, aber noch ziemlich horizon-tal wirkt. Wenn Sie erst reagieren, wenn man bereits mit freiem Auge erkennt, dass die Ebene schräg ist, dann ist es zu spät und es kostet viel Zeit und Geld, bis man das wieder adjustiert hat. Standortfragen sind keine Themen, wo man einfach auf Knopfdruck reagieren kann. Und wir sind da nicht ehrgeizig und fantasie-voll genug, um zu sehen, wie wichtig es wäre, Österreich langfristig als ein besonders aktives, neugieriges, interessantes und bewegliches Land zu positionieren. Dabei spielen diese Faktoren eine weit größere Rolle, als man das wahrnimmt. Wie sehen Sie die Diskussion zu Umwelt- und Sozialstandards heute? Ist da die Sensibilität größer gewor-den, beispielsweise auch zum Thema Korruption? SCHOLTEN: Was in den vergange-nen fünf Jahren sehr gut vorange-kommen ist, ist, dass man auf der einen Seite in der Konsequenz der Zielverfolgung ausnahmsloser und, wenn Sie so wollen, strenger gewor-den ist. Und auf der anderen Seite hat die Erfahrung gezeigt, dass immer wieder auch in bester Absicht zur Durchsetzung eines Zieles haupt-sächlich bürokratische Hürden geschaffen werden, die das Ziel gar nicht besonders viel einfacher errei-chen lassen, sondern einfach nur unendlich mühsam sind. Ein kon-kretes Beispiel: Sie können irgendein Sozial- oder Umweltziel formulieren und einen 38-seitigen Fragebogen für Unternehmen vorsehen, der Sie den Zielen nicht näher bringt, aber von den Unternehmen als Quälerei verstanden wird – zu Recht. Wir müssen aber auch erkennen, dass die Instrumente der OeKB-Gruppe buchstäblich nur ein Teil die-ser wirtschaftlichen Hebelfunktion sind. Wir nehmen diese Ziele sehr ernst, wenn man aber die Export-versicherung und -finanzierung als Exklusivhebel für bessere Sozial- und Umweltstandards verstehen würde, dann ist es so, als ob man mit einem Zahnstocher ein Klavier heben wollte. Am Schluss bleibt das Klavier stehen und der Zahnstocher ist hin. Kurzum, ich glaube dass die Dinge schärfer, also konsequenter wurden, einfacher zugleich, aber dass die Abstimmung mit vielen anderen Bereichen, die in diesem Sektor auch Einfluss nehmen könn-ten, zu gering ist. Vielen Dank für das Gespräch.09Next >