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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 53 Õ SEPTEMBER | OKTOBER 2014corporAID ist eine Initiative vonSocial Impact Bonds: Finanzierung neu gedachtHidden Champion Lisec: Vom Glasermeister zum Global LeaderMiba-Chef F. Peter Mitterbauer baut auf dynamische EvolutionAus dem privaten Engagement von Sir Fazle Hasan Abed entstand in Bangladesch seit Anfang der 1970er Jahre die größte NGO der Welt. Die Erfolgsfaktoren von BRAC: Innovation, Effi zienz und Kontrolle. DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGEntwicklungsriese aus BangladeschAuch Führungskräfte haben ihre bevorzugte Lektüre. So erzielen Sie mit der neuen Kombi aus „Presse“ und WirtschaftsBlatt in dieser Zielgruppe eine Spitzen-Reichweite zu einem Top-TKP. Beruflicher Erfolg ist in dieser Leserschaft schließlich nichts Ungewöhnliches. Mehr Infos unter DiePresse-WirtschaftsBlatt.atLiebe Inhaber, Vorstände und Direktoren: Hier sind Sie in bester Gesellschaft.Eine perfekte Kombi, um Entscheider und Führungskräfte zu erreichen.Reichweite und TKP Haupteinkommensbezieher Inhaber, Direktoren größerer Firmen*Reichweite %353025201510504.014 €PresseWirtschaftsBlatt7.318 €Kurier18.084 €Standard* Auswahl überregionaler Qualitäts-Tageszeitungen (Mo – Fr/Sa/So).TKPQuelle: Media-Analyse 2013; Erhebung: 1/13-12/13; Nettoreichweite in LpA und TKP: Zervice; TKP=JP-Preis (Ø Mo-So)/Bruttoreichweite (bei Kombi ohne Bereinigung um Mehrfachkontakte) in Tausend. Die Reichweite unterliegt einer statis-tischen SchwankungsbreiteIn jedem corporAID Magazin fi n-den Sie ein Interview mit einem österreichischen Wirtschafts-boss – diesmal mit Miba-CEO F. Peter Mitterbauer. Das per-sönliche Interesse und die Zeit, welche die Topmanager für ein Gespräch über Globalisierung, gesellschaftliche Verantwor-tung und die weltweite Schaf-fung von Wohlstand aufbringen, sind eine Bestätigung für die Relevanz unserer Themen.Ebenfalls in diesem Heft: ein Interview mit Othmar Sailer, CEO von Lisec, einer der vielen ebenso unbekannten wie erfolgreichen österreichischen Mittelständler mit globalem Business. Gleichfalls unbe-kannt und faszinierend, aber weder österreichisch noch klein: BRAC – die weltgrößte NGO. Finden Sie neben dem Beitrag auch den Termin-hinweis für den 4. November. Weitere Veranstaltungen, die wir thematisieren: das Forum Emerging Markets am 4. und den CSR-Tag am 30. September. Das Europäische Forum Alp-bach wird im Dreiergespräch aufgegriffen – u. a. mit dessen Präsident Franz Fischler.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin September | Oktober 201403IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph Eder Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Barbara Coudenhove-Kalergi, Melanie Pölzinger, Katharina Kainz-Traxler, Simone Maria Maier, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Elisabetta De Luca Bossa, e.deluca@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe November | Dezember 2014 des corporAID Magazins erscheint am 30.10.2014 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VON Answers for Austria.Wir fördern den Rohstoff der Zukunft: Ideen.Allein in der Forschung arbeiten bei Siemens über 1.000 helle Köpfe!siemens.com/answersforaustriaGut für Österreich. Responsible Gaming. Internationale Zertifizierungen nach strengsten Kriterien bestätigen: Die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe ist die Nummer eins beim Spielerschutz.www.spiele-mit-verantwortung.atEin Gewinn für die Gesellschaft!sponsoring.casinos.at Serviceline +43 (0)1 534 40 50Foto: © Petra RainerVorstand Casinos Austria (v.l.n.r.) Prof. KR Mag. Dietmar Hoscher, Mag. Bettina Glatz-Kremsner und GD Dr. Karl StossInhaltINTERVIEW MIT F. PETER MITTERBAUER Dynamische Evolution aus LaakirchenLEITARTIKEL Volles ProgrammDIE AKTUELLE ZAHL 130TERMINE & NACHLESEglobal.businessENTWICKLUNGSKONFERENZ Globale Partnerschaft mit HindernissenINTERVIEW MIT AUGUSTO LOPEZ-CLAROS Tun, was funktioniertDIE ENTWICKLER Der gute Riese aus Bangladeschnew.businessCORPORATE GOVERNANCE Führung gut, alles gutEU-AUSSENHILFE Businesschancen mit der EUHIDDEN CHAMPION Vom Glasermeister zum Global LeaderINTERVIEW MIT OTHMAR SAILER Von Anfang an dabeiethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtSOCIAL IMPACT BONDS Finanzierung neu gedacht3ER-GESPRÄCH Europas Angebot: immer öfter zweite Wahl?CSR IN DER PRAXIS Zeit zu handelnWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFTEN Berufszentrum in Moldau 6101046111216182324283031333436394244KompaktworkshopGlobale NachhaltigkeitsagendaKONTAKT: Gudrun Zimmerl T: 01 9690254 E: g.zimmerl@icep.atVerantwortung wird in Österreichs Unternehmen groß geschrieben. Im fragilen und komplexen Umfeld der Emerging Markets bekommt Verantwortung allerdings eine neue Dimension. corporAID zeigt, wie Sie diese spezifi schen Herausforderungen im Unternehmensumfeld erkennen und adressieren – für eine erfolgreiche globale CSR-Strategie. Profi tieren Sie von einer kompakten Einführung zu Verantwortung in Schwellen- und Entwicklungsländern, internationalen Trends und aktuellen Fallbeispielen.Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atJETZTRESERVIERENGLOBALENACHHALTIGKEITS-AGENDA KOMPAKTWORKSHOP IN IHREM UNTERNEHMENEINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VON1863039corporAID Magazin September | Oktober 201406F. PETER MITTERBAUERDer 38-jährige Diplomingenieur stieg nach seiner Ausbildung und einigen Jahren in internationalen Unternehmen 2006 ins Familien-geschäft ein. Seit 2011 ist Mitterbauer Mitglied des Vorstands, 2013 übernahm er von seinem Vater den Vorstandsvorsitz der Technologie-Gruppe Miba.CORPORAID: Was bedeutet Globa-lisierung für Österreich?MITTERBAUER: Globalisierung ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Für Österreich hat es dabei in den vergangenen Jah-ren überwiegend Chancen gegeben, und zwar, neue Märkte von österrei-chischen Zentralen aus zu erschlie-ßen. Gleichzeitig ist es natürlich zunehmend eine Herausforderung, wettbewerbsfähig zu sein und auch zu bleiben. Die Miba AG hat heute 20 Produktionsstandorte weltweit mit knapp 5.000 Mitarbeitern, davon 2.300 in Österreich. Vor einigen Jahren waren wir noch um knapp die Hälfte weniger – seitdem haben wir großteils im Ausland neue Mit-arbeiter eingestellt, aber eben auch rund 650 in Österreich. Hätten wir unsere Chancen auf globales Wachs-tum nicht ergriffen, dann hätten wir in Österreich nicht so viele Mitarbei-ter einstellen können. Erfolgreiche Internationalisierung führt auch zu einer Absicherung der Stärken von österreichischen Unternehmen. Warum kommt Globalisierung in der allgemeinen Diskussion den-noch selten positiv weg? MITTERBAUER: Vielleicht ist das ein österreichisches oder europäi-sches Spezifikum, dass Globalisie-rung primär eher als Bedrohung interpretiert wird. Dabei spielen leider auch einige Medien mit. Fakt ist, dass man über die Realitäten sprechen und auch kommunizie-ren sollte, was die Globalisierung an positiven Dingen für Österreich gebracht hat. Ich möchte gerne öfter hören, was gut läuft, bei all der Schnelllebigkeit und den volatilen Zeiten. Die Menschen suchen Stabi-lität und sind auch empfänglich für gute Nachrichten. Ich würde mir von mehr Medien ein proaktives Berich-ten von Fakten wünschen und nicht das Schüren von Stimmungen.Wie sehen Sie den Standort Österreich im internationalen Wettbewerb?MITTERBAUER: Der Standort Österreich ist ein guter, auch heute noch. Es stimmt schon, egal welches Ranking man nimmt, wir waren in der Vergangenheit schon einmal besser. Heute liegt Österreich im europäischen Vergleich auf einem durchschnittlichen Niveau. Aber wenn die Entwicklung der vergan-genen fünf oder zehn Jahre so wei-ter geht, dann verschlechtern wir uns zunehmend. Darum lautet die Frage: Erken-nen wir das Problem? Und welche Hausaufgaben müssen gemacht werden, um als Standort weiter wettbewerbsfähig zu sein? In der Slowakei betragen die Lohnkosten lediglich ein Viertel der österrei-chischen. Diesen Realitäten muss man ins Auge sehen. Und das sage ich jetzt nicht, um Angst zu schü-ren – ganz im Gegenteil. Man muss das nüchtern betrachten. Wo liegen unsere Stärken, und wie können diese gestärkt werden? Einfach: Was muss getan werden, damit es uns in fünf oder zehn Jahren noch besser geht?Wo sehen Sie Österreichs Stärken?MITTERBAUER: Vor allem in der Grundeinstellung der Menschen corporAID Magazin September | Oktober 2014FOTO: MIHAI M. MITREA07zum Thema Arbeit – die Leute ste-hen zusammen, sie sind hungrig und willig, geben Gas und wollen erfolgreich sein. Dazu kommt die duale Ausbildung, die auch in unse-rem Unternehmen ganz wichtig ist. Wir bilden seit 1927, als mein Groß-vater das Unternehmen gegründet hat, Lehrlinge aus: Ein Drittel der Arbeiter an unseren österreichi-schen Standorten hat als Miba-Lehr-ling begonnen. Das ist das Rückgrat unseres Erfolgs und ermöglicht erst die Qualität und Produktivität, die uns auszeichnen. Wir sind gerade dabei, das Modell der dualen Ausbil-dung – leicht adaptiert – in unsere anderen Standorte zu exportieren. Wir bilden derzeit knapp 180 Lehr-linge aus, rund 50 davon in der Slo-wakei. Wir überlegen, das auch in den USA und China zu tun.Wie gehen Sie als Unternehmer mit den Herausforderungen der Internationaliserung um?MITTERBAUER: Die Themen Inter-nationalisierung und Globalisie-rung sind für die Miba AG von großer Bedeutung. Ich habe ver-gangenes Jahr den Vorstandsvorsitz von meinem Vater übernommen und habe diese neue Aufgabe unter ein Motto gestellt: dynamische Evo-lution. Evolution heißt, das Gute zu bewahren. Das bedeutet bei einem familiengeprägten Unternehmen, Stabilität und Kontinuität nicht nur bis zum nächsten Quartalsbericht, sondern langfristig über Generatio-nen hinweg zu sichern. Dynamisch heißt, mutig die globalen Chan-cen zu nützen und zu wachsen. Unsere Kunden, etwa in der ÅDynamische Evolution aus LaakirchenInterviewDas international führende Hightech-Unternehmen Miba AG setzt voll und ganz auf seine qualifizierten Mitarbeiter. Vorstandsvorsitzender F. Peter Mitterbauer spricht über die Chancen der Globalisierung, den Standort Österreich und die Bedeutung von nachhaltigem Wachstum für ein Familienunternehmen. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Fakt ist, dass man über die Realitäten spre-chen und auch kommunizieren sollte, was die Globalisierung an positiven Dingen für Österreich gebracht hat. F. PETER MITTERBAUER07Automobilindustrie, sind typischer-weise international und brauchen nicht nur in Europa, sondern auch in China und den USA einen Part-ner. Also laden sie uns ein, mit nach China zu gehen. Deshalb sehen wir unser Wachstum auch außerhalb von Europa. Unser Grundansatz ist dabei „local to local“. Das heißt, ich produziere in China für China, in Europa für Europa und in den USA für die USA. Wie schaffen wir das? Auf der einen Seite wachsen wir, indem wir in diesen Regionen neue Kapazitä-ten aufbauen. Auf der anderen Seite ist es die Kompetenz der Mitarbei-ter. Man muss es schaffen, neue Talente zu entwickeln und unsere Unternehmenskultur entsprechend zu kommunizieren und zu veran-kern – gerade weil wir typischer-weise auf lokales Management setzen: In China haben wir einen Chinesen als General Manager, in Indien einen Inder, in den USA einen Amerikaner. Wie schwierig ist es, die Unter-nehmenswerte aus Oberösterreich in die USA oder nach China zu transportieren?MITTERBAUER: Wir haben unser Grundverständnis und unsere Kernwerte, unsere Vision und Mission, die an allen Standorten Gültigkeit haben. Das Vorleben ist dabei das Wesentlichste, und zwar unabhängig davon, ob wir vor Ort Mitarbeiter entwickeln, von extern ins Unternehmen holen oder aus Österreich entsenden. Es ist natür-lich schwierig, eine Kultur, die über Jahrzehnte an unserem oberöster-reichischen Standort gewachsen ist, woanders zu vermitteln. Aber wir tun hier sehr viel und setzen dabei auf internationale Kollaboration und Austausch.Welche Rolle kommt Ihnen als Unternehmer dabei zu? MITTERBAUER: Wahrscheinlich bin ich in diese Aufgabe hinein-gewachsen. Ich bin jetzt seit sie-ben Jahren im Unternehmen. Aber eigentlich bekomme ich die Unter-nehmenskultur mit, seitdem ich ein Kind bin. Es ist also nicht so, dass ich neue Verantwortung in einer mir fremden Kultur übernehme. Natürlich ist mir die Verantwortung für alle Mitarbeiter und die Gesund-heit des Unternehmens bewusst. Aber ich sehe diese – zugegeben große – Verantwortung nicht als eine schwere Last, die ich zu tragen habe: Mit dieser Einstellung würde man ohnehin nur untergehen. Die Frage lautet: Ist das Glas halb voll oder halb leer – sieht man eher die Chancen oder die Risiken? Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, ein Grundgefühl dafür hat, was man will und was einem wichtig ist, was einem gehört und was einem nicht gehört, dann strahlt man das auch aus. Wo sehen Sie Ihre Wachstums-märkte in der nächsten Zukunft?MITTERBAUER: Internatio-nal gesehen sind wir in unseren technologischen Segmenten Mit-telständler. Das bedeutet, dass wir nicht alles auf einmal machen können, sondern ganz solide einen Schritt nach dem anderen setzen. In den vergangenen Jahren, und in absehbarer Weise auch in Zukunft, werden wir uns auf Österreich, die Slowakei, China und die USA fokus-sieren. Wir haben gerade unsere Kapazitäten an unserem Standort in Ohio verdoppelt und unsere Kapazi-täten in China verdreifacht. Bei den BRICS fokussieren wir uns also spe-ziell auf das C. Denn wirklich groß sind nur die Chinesen, Russland ist schwach, Brasilien enttäuschend, Indien ist mit vielen Erwartungs-haltungen und Ankündigungen verbunden, aber in der Realität immer sehr schwierig.Wo sehen Sie die Megatrends für Ihre Branche? MITTERBAUER: Die Automobil-industrie, mit der wir heute rund 40 Prozent unseres Umsatzes machen, wird international wei-terhin eine Wachstumsindustrie bleiben. Den Megatrend in dieser Branche sehe ich im dynamischen Wachstum in jenen Ländern, wo heute nur ein geringer Prozentsatz der Menschen ein Auto besitzt. In China sind das beispielsweise erst weniger als fünf Prozent der Bevöl-kerung. Als Zulieferbetrieb der Automobilbranche muss man daher in diesen Ländern präsent sein. Ein weiterer Trend ist das Thema Hybridisierung und damit 08Ich sehe diese – zugegeben große – Ver-antwortung nicht als eine schwere Last, die ich zu tragen habe: Mit dieser Einstellung würde man ohnehin nur untergehen. F. PETER MITTERBAUERF. PETER MITTERBAUER im GesprächcorporAID Magazin September | Oktober 2014verbunden die Reduktion von Kraft-stoffverbrauch und CO2-Emission. Wir gehen davon aus, dass der Verbrennungsmotor noch sehr lange das Maß der Dinge bleibt – und ich glaube nicht, dass wir uns hier nur etwas vormachen, weil es uns betrifft; vielmehr gibt es noch enormes Potenzial, um den Kraft-stoffverbrauch zu reduzieren. Wir nehmen aber auch das Thema Elek-tromotor sehr ernst. Wir forschen in unserem Sinter-Geschäft an Innovationen, durch die wir Kom-ponenten in Elektromotoren effi zi-enter, kleiner und für höheren Leis-tungsoutput erzeugen können. Ein wichtiger Megatrend für die Miba AG sind zudem die The-men Energieeffi zienz sowie Ener-giespeicherung und -übertragung, weshalb wir in diesem Segment seit vier Jahren mit neuen Tochter-gesellschaften, die wir akquiriert haben, am Markt tätig sind. Sons-tige Megatrends sehe ich überall dort, wo Wachstum stattfi ndet – und das wird vor allem außer-halb Europas sein. Das soll jetzt nicht heißen, dass in Europa kein Wachstum stattfi nden wird, aber im Vergleich zu ande-ren Regionen wird es deutlich unterdurch-schnittlich sein. Insofern sind wir als verantwortungs-volles Unternehmen dazu verpfl ichtet, dort vor Ort stark zu sein, wo Wachstum stattfi n-det, und damit unsere Stärke hier in Europa abzusichern. Wie bringen Sie Wachstum und Nach-haltigkeit zusammen?MITTERBAUER: Das eine bedingt das andere. Um nachhaltig wirt-schaften zu können, braucht man Wachs-tum. Ich glaube nicht, dass ein Unternehmen, das auf einem Niveau stehen bleibt oder sogar schrumpft, nachhaltig sein kann. Man muss Organisationen und Men-schen die Chance geben, FOTOS: MIHAI M. MITREA, MIBA AGauch für sich selber zu wachsen. Haben sich Bedeutung und Zugang zum Thema Nachhaltigkeit im Laufe der Jahre verändert?MITTERBAUER: Die Miba AG ist und war auch in der Vergangen-heit ein verantwortliches Unter-nehmen für das Umfeld, in dem es sich bewegt. Ganz speziell für die Mitarbeiter – das zeichnet Fami-lienunternehmen ja typischerweise aus. Beim Thema Mitarbeiter heißt Nachhaltigkeit für mich: Wie gehen wir mit unseren Leuten um? Welche Chancen geben wir ihnen? Was tun wir für ihre Gesundheit und ihr Arbeitsumfeld? Wir bieten unse-ren Mitarbeitern zum Beispel viele Möglichkeiten zur Aus- und Weiter-bildung. Und auch in den Regionen China, USA oder Indien engagieren wir uns für die Mitarbeiter und die Gesellschaft vor Ort. Beim Thema Umwelt bedeutet Nachhaltigkeit für mich: Wie ver-suchen wir, den CO2-Ausstoß inner-halb des Unternehmens zu reduzie-ren und unsere Energieeffi zienz zu steigern? Das ist die eine Seite. Die andere Seite ergibt sich aus der Frage: Was machen wir als Unternehmen? Wir produzie-ren Metallteile, was auf den ersten Blick für einen großen Umweltbeitrag gar nicht so interessant erscheint. Aber wenn man genau hinschaut, wo unsere Produkte zum Ein-satz kommen und welchen Zweck sie erfüllen, erkennt man, dass wir dort bereits einen wesent-lichen Beitrag für unsere Kunden leisten, um den Treibstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele: Viele der hochanspruchsvollen Teile, die in den neuen Downsizing- Motoren verbaut werden, kommen von Miba. Auch für die Gasmoto-renentwicklung – hier geht es um stationäre Maschinen – sind unsere Teile essenziell. Diese Gasmoto-ren können teilweise nur deshalb in ihrer heutigen Form konzipiert werden, weil unsere Gleitlager ent-sprechend hohen Anforderungen gerecht werden. Sie sehen, dass wir in unserem Kerngeschäft schon sehr viel zum Thema Nachhaltigkeit machen – und damit einen Beitrag leisten, dass die Welt ein bisschen sauberer und effi zienter wird. Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig?MITTERBAUER: Das Wesentliche ist die richtige Einstellung und die richtige Unternehmenskultur. Das heißt, hungrig zu bleiben und zu sagen: Geht nicht, gibt es nicht! Dazu kommt eine klare Wachs-tumsorientierung: Man darf nicht selbstgefällig werden, weil man das Gefühl hat, ohnehin schon super-groß und superprofi tabel zu sein. Man muss stets weiter Chancen nützen, um erfolgreich zu bleiben und besser zu sein als der Wettbe-werb. Denn es gibt keine schlechten Industrien, es gibt nur den falschen Zugang. Danke für das Gespräch! 09Um nachhaltig wirtschaften zu können, braucht man Wachstum. Ich glaube nicht, dass ein Unternehmen, das auf einem Niveau stehen bleibt oder sogar schrumpft, nachhaltig sein kann.F. PETER MITTERBAUERDie Erfolgsgeschichte der Miba AG begann im Jahr 1927 als kleine Reparaturwerkstätte, die Firmengründer Franz Mitterbauer von seinem Lehrmeister übernahm. Heute produziert das Hightech-Unternehmen mit Hauptsitz im oberösterreichischen Laakirchen an mehr als 20 Standorten – unter anderem in der Slowakei, China, Brasilien, Indien und den USA – hochbelastbare Antriebskomponenten, Beläge und Beschichtungen für Fahrzeug- und Maschinenmotoren. Bei einem Umsatz von 610 Mio. Euro (2013) beschäftigt Miba heute knapp 5.000 Mitarbeiter. TeilchenspezialistDAS UNTERNEHMENTREIBEN AN Sinterzahnräder von Miba machen Motoren weltweit effi zienter.corporAID Magazin September | Oktober 2014Next >