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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 56 Õ MÄRZ | APRIL 2015corporAID ist eine Initiative vonDAC Peer Review: Neues Zeugnis für ÖsterreichBinder+Co: Hidden Champion aus der Steiermark K. H. Strauss: Der Porr-Chef über das People Business BauDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGEin Wirtschaftswachstum von mehr als fünf Prozent fi ndet man nicht mehr nebenan. Wer in Burkina Faso oder Côte d‘Ivoire erfolgreich sein möchte, tut das am besten vor Ort. Wirtschaftsmissionen sind dafür gute Türöffner.Mittendrin statt nicht dabeiAuch Events, Podiumsdiskussionen oder Round Tables können ein höchst wirksames Mittel zu unter-nehmerischem Erfolg sein. Denn wir bieten Ihnen ein einflussreiches Netzwerk, um wertvolle Leads zu generieren, und begleiten Ihre Veranstaltung wir-kungsvoll in Form von crossmedialer Vor- und Nach-berichterstattung. So genießt Ihr Thema vor allem eines: höchste Aufmerksamkeit. Infos: +43/(0)1/601 17-281Livekommunikation der Veranstalter der „Austria’s Leading Companies“Auf Wunsch machen wir Ihr Event auch zum Medienevent.Corporate PublishingLivekommunikationPrint + DigitalDialog-MarketingEvents jeder GrößePodiumsdiskussionenRound TablesAwardsMessenEventPapersSurprise, surprise: zu wenig Geld, zu wenig politische Unterstützung – das waren die Hauptkritikpunkte, welche die Ende Jänner im großen Rahmen präsentierte Evalu-ierung der österreichischen Entwicklungszusammenar-beit durch die OECD zutage brachte. Etwas überraschend war immerhin, dass die Exper-ten aus Europa Österreichs Ansätze im Bereich Wirtschaft und Entwicklung lobten. Und sie führten dabei die corporAID Plattform ausdrücklich als positive Kraft an. Das ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit in den vergangenen zehn Jahren. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön all den Institutionen und Unter-nehmenspartnern, die unsere Arbeit möglich machen. Über den OECD Bericht lesen Sie ab Seite 12. Ein Interview mit Peter Launsky-Tieffenthal, dem für Entwicklungszu-sammenarbeit zuständigen Sektionsleiter im Außenminis-terium, fi nden Sie ab Seite 16. Das große Interview diesmal mit Karl-Heinz Strauss, dem CEO von Porr – ab Seite 6.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin März | April 201503IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard WeberChefredakteur: Christoph Eder Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Pia Cencig, Katharina Kainz-Traxler, Melanie Pölzinger, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe Mai | Juni 2015 des corporAID Magazins erscheint am 30.04.2015 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONDIE WAHRHEIT SCHWARZ AUF WEISS:NUR EIN SYSTEM TRENNT ROT-WEISS-ROT! ARA.recycling www.ara.atEIN UNTERNEHMEN DER ARA GRUPPE Österreich liegt im Recycling im Spitzenfeld der EU. Durch Sammlung und Verwertung ;ͶǤͶͶͶ ǡͼͻͶǤͶͶͶ und halten die Wertschöpfung im Land. Aber Ressourcenmanagement und gesellschaftliche Verantwortung machen nicht an Ǥò ǤȂǦǦÚ ǤInhaltINTERVIEW MIT KARL-HEINZ STRAUSS Bauen ist ein People BusinessLEITARTIKEL Wo‘s klapptDIE AKTUELLE ZAHL 41TERMINE & NACHLESEglobal.businessÖSTERREICH Politischer Wille gefragtINTERVIEW MIT PETER LAUNSKY-TIEFFENTHAL Mehr EnthusiasmusGLOBALE ENTWICKLUNG Licht in den Bergbausektornew.businessWIRTSCHAFTSMISSION Back on TrackHIDDEN CHAMPION Equipment für den Rohstoffsektorethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtETHISCHES INVESTMENT Pionierarbeit trägt FrüchteNACHHALTIGER TOURISMUS Raus aus der Nische3ER GESPRÄCH Mit Stakeholdern Mehrwert schaffenFAIRTRADE Engagement am ArbeitsplatzWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Soja aus dem Donauraum 61010461112161821222831323436394244Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atNeue Perspektiven im Abo.EINE INITIATIVE VONBestellung unter Tel. 01/9690254 oder E-Mail abo@corporaid.atBusiness-Abo 5 5 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 60,– Business-Abo 10 10 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 75,– Business-Abo 25 25 Stück pro Ausgabe ein Jahr lang* um nur 100,– * Das corporAID Magazin erscheint 6 Mal pro Jahr. Sie erhalten jeweils 5, 10 oder 25 Stück pro Ausgabe druckfrisch zugesendet. Das Business-Abo beginnt mit der jeweils nächsten Ausgabe und endet automatisch nach einem Jahr – Sie gehen keine weiteren Verpfl ichtungen ein. Preise in Euro exklusive Mehrwertsteuer.AID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 47 Õ SEPTEMBER | OKTOBER 2013Nischenthema Entwicklungspolitik: Was Parteien wollenHidden Champions: Unbekannt daheim, top in Emerging MarketsOMV-CEO Gerhard Roiss: Strategie für nachhaltiges Wachstum uss sie haben. NTWORTUNGcorporAID MagazinSPONSORING-POST 04Z035763 SAUSGABE 46 Õ JULI | AUGUST 2013gegen alten Mercosur Sustainability Waagner-Biro-CEO Rudolf Estermann im InterviewAndrew Steer ist Chef des World Resources Institute, des weltbesten Umwelt-Think Tank 2012. Er erklärt, warum die Politik globale Probleme nicht lösen wird und wie die Wirtschaft die treibende Kraft sein kann. Die transformative Kraft der WirtschaftDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGcorporAID MagazinSPONSORING-POST 04Z035763 SAUSGABE 45 Õ MAI | JUNI 2013DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGcorporAID ist eine Initiative vonDie Oesterreichische Entwicklungbank ist fünf Jahre jungWie fünf globale Megatrends die Zukunft gestaltenZumtobel-CEO Harald Sommerer im InterviewDas Shared Value-Konzept von Michael Porter soll den Weg zum wirtschaftlichen Erfolg und zur Lösung globaler Herausforderungen ebnen. Was diese „höhere Form des Kapitalismus“ kann. Und was nicht.corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 51 Õ MAI | JUNI 2014corporAID ist eine Initiative vonBackaldrin: Mit Kornspitz & Co.weltweit unterwegsSozialen Impact messen: Weil die Wirkung zählt Greiner-CEO Axel Kühner:Internationalisierung beginnt im KopfDie OECD vergleicht nicht nur die Bildungssysteme ihrer Mitgliedsländer, sondern auch deren Entwicklungshilfe. Österreich schneidet hier schlecht ab. Für DAC-Chair Erik Solheim ist die Ursache klar: Der politische Wille fehlt.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGErik Solheim: Mr. PISA der EntwicklungshilfecorporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 49 Õ JÄNNER | FEBER 2014corporAID ist eine Initiative vonNeuer Kurs: Business-Multis schwenkenauf Sustainability ein.Rückfl üsse aus derEntwicklung? Es darf ein bisserl mehr sein … Rosenbauer-CEO Dieter Siegel: Feuer-wehren für die Welt. Der Energieverbrauch steigt rasant, Erneuerbare Energie hat daher vor allem in Afrika oberste Priorität. Österreich kann hier seine Renewable Energy-Stärken ausspielen – auch die Entwicklungszusammenarbeit.DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGRenewable Energy: Rückenwind für AfrikacorporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 48 Õ NOVEMBER | DEZEMBER 2013corporAID ist eine Initiative vonWeltbank Wien: Der neue Blick nach Südosten Wie man Gutes tut und dabei auch Geld verdient:Social Impact Investing Christian Kern, CEO der ÖBB, will eine „einfachere Bahn“Die Mittelschicht wächst weltweit. Doch Wohlstandsmessung – wer warum zur Middle Class der Welt oder eines Landes zählt – ist eine Defi nitionsfrage. Sicher scheint: Wer ein Auto hat, ist immer dabei.Globale MittelschichtDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGDas corporAID Magazin eröffnet neue Sichtweisen auf die Chancen und Herausforderungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft. Das Magazin für Entscheider und Führungskräfte mit Weitblick – jetzt im praktischen Business-Abo für das ganze Unternehmen.6183622corporAID Magazin März | April 201506Die Bauwirtschaft ist InterviewDer international tätige Baukonzern Porr AG setzt auf intelligentes Wachstum. Generaldirektor Karl-Heinz Strauss spricht über die Bauwirtschaft als lokales Geschäft, Voraussetzungen für internationalen Erfolg und die Bedeutung von Nachhaltigkeit am Bau. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.KARL-HEINZ STRAUSSDer 1960 geborene Kärntner ist seit 2010 Generaldirektor des Baukonzerns Porr AG. Bevor er sich 2000 mit der Strauss & Partner Immobilien GmbH selbstständig machte, war er viele Jahre bei der RZB im Immobilienbereich tätig. Nach Abschluss der HTL für Tiefbau studierte Strauss an der Harvard University sowie in St. Gallen und absolvierte ein MBA-Programm an der IMADEC University in Wien.corporAID Magazin März | April 2015FOTO: MIHAI M. MITREA07und Serbien tätig. International bauen wir in Katar und sind am Sprung Richtung Saudiarabien und Oman, die als Baumärkte boomen. Zwar brauchen alle Länder Infra-struktur, wirklich umgesetzt wer-den Projekte aber nur in einem klei-nen Teil davon. Katar hat den Vorteil klarer Strukturen und Regularien. Der Wettbewerb wird sehr offen und fair geführt und richtet sich nach Qualitätskriterien. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist, dass Projekte nicht vorfi nanziert werden müssen – das Geld liegt de facto im Land am Konto.Wie lokal oder global ist das Baugeschäft?STRAUSS: In Lateinamerika sind wir derzeit nicht aktiv, weil Bauen ein lokales Geschäft und ein Peo-ple Business ist. Wenn Sie heute in einen neuen Markt gehen, den Sie nicht kennen und wo Ihnen das eigene Personal fehlt, können sie nur Geld verlieren. Grundsätzlich stehen uns alle Märkte offen, so wir dort heimisch werden. Wenn Sie Geschäfte im arabischen Raum machen, dann müssen Sie sich auf die arabische Kultur einstellen. Es wird in Ländern, die selbst gut aus-gebildete Leute haben, nicht funk-tionieren, aus der österreichischen Kultur heraus sagen zu wollen, wie es läuft. Finden Sie die richtigen Mitarbei-ter für das internationale Geschäft?STRAUSS: Die Ausbildung in Österreich ist grundsätzlich sehr gut, aber mir fehlt hierzulande ein wenig die Offenheit für neue Märkte und Kulturen. Auch die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen, könnte größer sein. Um einen Markt nachhaltig zu bearbeiten, reicht es nicht, am Montag hinzufl iegen und am Freitag zurückzukommen – da ist es notwendig, dass man in dem jeweiligen Land nicht nur während der Arbeitszeit integriert ist, son-dern auch darüber hinaus. Daher greifen wir gerne auf internatio-nal erfahrene Projektleiter Åein People BusinessBauen ist ein lokales Geschäftund ein People Business. Wenn Sie heute in einen neuen Markt gehen, den Sie nicht kennen und wo Ihnen das eigene Personal fehlt, können Sie nur Geld verlieren. KARL-HEINZ STRAUSS07CORPORAID: Wie beurteilen Sie aktuell die wirtschaftliche Lage?STRAUSS: Grundsätzlich posi-tiv. Wir sind zwar beeinfl ussbar durch so viele Krisen wie noch nie, gleichzeitig glaube ich aber, dass die Wirtschaft viel besser läuft, als man das in den Zeitungen liest. Dazu kommt, dass sich heute nicht mehr ganze Branchen gut oder schlecht entwickeln, sondern dass es wirklich von der einzelnen Firma abhängt. Im Automobilsektor gibt es Unternehmen, die hervorragend aufgestellt sind, und andere, die in der Krise stecken. Im Bausektor ist das genauso. Was assoziieren Sie mit dem Begriff Globalisierung?STRAUSS: Globalisierung bedeu-tet Chance und Bedrohung. Egal wo man baut, man begegnet der Konkurrenz aus der ganzen Welt. Märkte sind nicht mehr abgeschot-tet. Das heißt natürlich auch, dass uns viel mehr Märkte offenstehen. Dabei kann Österreich von der Glo-balisierung in vielerlei Hinsicht profi tieren, weil wir eine sehr gut ausgebildete Bevölkerung, gute Pro-dukte und zahlreiche Firmen haben, die erfolgreich am Weltmarkt tätig sind. Für ein kleines Land bewegen wir uns ganz gut, wobei die Politik derzeit alles tut, um unserer Wett-bewerbsfähigkeit zu schaden. Den Unternehmen werden durch Über-regulierung Mühlsteine um den Hals gehängt, wodurch es zuneh-mend schwerer fällt, mit dem glo-balen Wettbewerb Schritt zu halten. Österreich ist drauf und dran, den in 40 Jahren erarbeiteten Vorsprung zu verlieren.Wo liegen Ihre Zukunftsmärkte?STRAUSS: Unsere Strategie heißt intelligentes Wachstum und kla-rer Fokus. Damit haben wir in den vergangenen Jahren unser Hauptge-schäft auf die Heimatmärkte Öster-reich, Schweiz, Deutschland, Polen und Tschechien gelegt. Zusätzlich sind wir mit Infrastrukturprojek-ten auch in der Slowakei, Rumänien zurück. Die kommen dann aber aus Großbritannien, Norwegen, Kanada oder Australien. Dort ist eine viel größere Mobilität vorhanden, die ich in Österreich eine Spur vermisse. Gleichzeitig reicht es aber nicht, einfach nur gute Mitarbeiter vom Markt zu holen. Wir legen daher viel Wert auf interne Weiterbildung und haben dazu eine eigene Porr Akademie errichtet. Das macht Porr wiederum für gute Leute attraktiv. Sie haben von intelligentem Wachstum gesprochen. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie da? STRAUSS: Als Kernstück unse-rer Management-Fähigkeiten brau-chen wir Innovation, weil wir bei 12.000 Mitarbeitern und rund 5.000 verschiedenen Baustellen eigentlich jeden Tag auf neue Pro-zesse und Erkenntnisse stoßen. Dazu muss es uns gelingen, unsere Erfahrungen zu bündeln und daraus für den Kunden und für uns selbst Vorteile zu generieren. Ein weite-res Thema ist digitaler Wandel, der unsere Branche enorm betrifft. Wir liegen in der Digitalisierung locker zehn Jahre hinter der Automobil-industrie. Ich bin mir hundertpro-zentig sicher, dass der Trend zur papierlosen Baustelle nicht aufzu-halten ist. Ich sehe das als riesige Chance, und wir möchten hier zu den Ersten gehören, die das voran-treiben und durchgehende digitale Prozesse schaffen. Das ist aber kom-plex, denn jede Baustelle umfasst ja sowohl Planung als auch Ausfüh-rung. Der Nachteil der Bauindustrie gegenüber beispielsweise der Auto-mobilindustrie ist, dass letztere Serien baut, die Bauindustrie aber immer Prototypen.Wie bringen Sie bei Porr Nachhal-tigkeit und Wachstum zusammen?STRAUSS: Nachhaltigkeit ist Teil eines intelligenten Wachstums und wird in unserem Geschäft immer wichtiger. Nehmen wir den Ressour-ceneinsatz: 80 Prozent aller Stoffe, die bei einem Hochhaus verwendet werden, können früher oder spä-ter dem Recycling zugeführt wer-den. Das Cradle to Cradle-Prinzip gewinnt an Bedeutung: Wir müssen beim Bau bereits wissen, wie wir das Material abbauen und wieder verwerten können. Nachhaltigkeit erfordert daher eine intensive Aus-einandersetzung mit neuen Materi-alien und neuen Arbeitsprozessen. Die Nachhaltigkeit eines Hauses entscheidet sich heute also bereits in der Planung: Wer bereit ist, etwas mehr in das Gebäude zu investieren, kann den gesamten Lebenszyklus eines Immobilienprojekts ressourcenschonender und letztlich auch spar-samer gestalten. Davon profi tieren Bauunterneh-men wie die Porr. Das sind Themen, wo wir schon sehr weit nach vorne denken. Und selbst wenn man all diese Sys-teme nachhaltig angeht, dauert es einige Zeit, bis alle 12.000 Mitarbeiter in diese Richtung schauen. Was treibt Sie selbst als Unter-nehmer an?STRAUSS: Das ist vor allem eine große Neugierde, aber auch der Wunsch, dass die Porr – die ich gerne als Orchester bezeichne – zu den besten Orchestern der Welt gehört. Es ist eine große Motiva-tion, in einem Spitzen-Orchester zu spielen. Dazu müssen wir als Porr zu einer lernenden Organi-sation werden, offen und direkt, mit Handschlagqualität. Zu den Besten zu gehören, bedeutet aber nicht nur Erfolg am Markt, sondern auch Mitarbeiterzufriedenheit und Reputation: Wenn jemand in unse-ren Heimatmärkten an Bauunter-nehmen denkt, dann soll er an die Porr denken. Zu all der Freude, die ich bei meiner Arbeit empfi nde, gehört eine gewisse Leidensfähig-keit: Gerade in unserer Branche, bei mehreren tausend Baustellen, lau-fen die Dinge nicht immer rund – auch weil Bauen eine Freiluftveran-staltung ist. Und hier müssen Sie einfach leidensfähig sein, wenn die Dinge wieder in die richtigen Bahnen kommen sollen. Sie tragen Verantwortung für mehr als 12.000 Mitar-beiter. Wie lernt man, mit dieser Verantwortung umzugehen?STRAUSS: Am Anfang kann man sich das gar nicht vorstel-len. Je länger man dann aber im Unternehmen ist, umso wichtiger und umso schwieriger werden die eigenen Entscheidun-gen – auch solche, die man früher lockerer getroffen hat. Nur trage ich heute eben nicht nur die Verant-wortung für mich allein oder ein Projekt, sondern wirklich für alle Mitarbeiter der Porr. Damit muss man umgehen ler-nen. Gleichzeitig kann ich aus dieser Verantwortung aber auch Kraft schöpfen, die sich positiv auf mein Entscheiden und Handeln auswirkt. Welche Rolle haben interna-tional tätige Unternehmen für die Schaffung von Wohlstand?08Als Kernstück unserer Management-Fähigkeiten brauchen wir Innovation, weil wir jeden Tag auf neue Prozesse und Erkenntnisse stoßen.KARL-HEINZ STRAUSSDie Geschichte der Porr mit Sitz in Wien begann 1869 mit der Gründung der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft. Als Gesamtdienst-leister ist die Porr AG heute in allen Bereichen der Bauwirtschaft tätig – von Tiefbau über Hochbau bis hin zu komplexen Infrastrukturpro-jekten und Umwelttechnik. Die Porr ist neben Österreich mit Standorten in elf weiteren Ländern in Zentral- und Osteuropa und dem arabischen Raum vertreten. Auf europäischer Ebene ist die im Prime Market der Wiener Börse notierende Porr-Gruppe mit mehr als 12.000 Mitarbeitern und einer Produk-tions-leistung von rund 3,4 Mrd. Euro eines der führenden Bauunternehmen. BaurieseDAS UNTERNEHMENPORR-HEADQUARTERim 10. Bezirk in WiencorporAID Magazin März | April 2015STRAUSS: Dazu braucht es vor allem einmal die entsprechenden Rahmenbedingungen, für die der öffentliche Sektor verantwortlich ist. Aber in diesem Rahmen kommt es auf die einzelnen Betriebe an. Diese sind die wichtigsten Moto-ren, um Wohlstand zu schaffen. Nehmen Sie die Bauindustrie, die ja ein stark lokales Geschäft betreibt: Hier beträgt die Umwegrentabilität für jeden verbauten Euro im Hoch-bau acht und im Tiefbau drei Euro. Das umfasst unter anderem Mittel-stand, Kleinbetriebe, Rohstoffe und Schulungen. Dazu kommt, dass die Bauindustrie immer und überall zu den Pionieren zählt: Egal wo Sie Produktionsstätten errichten, Sie brauchen zuerst die Infrastruk-tur, Strom und Straßen. Kein Land kann Wohlstand schaffen, ohne dass es gelingt, die notwendige Infrastruktur aufzubauen. Gleich-zeitig bringen wir als internati-onales Unternehmen auch unser Know-how ins Land, vor allem was die Ausbildung der Mitarbeiter betrifft. Was heißt Corporate Social Res-ponsibility CSR für die Porr? STRAUSS: CSR ist eine grundsätz-liche Haltung des Unternehmens, für die die gesetzlichen Vorgaben die Basis bilden. Wir haben darauf drei Säulen errichtet: Ein Unterneh-mens-, ein Mitarbeiter- und ein Füh-rungskräfteleitbild. Die Spirits der Porr sind dann das Dach über die-sen drei Säulen. Diese Spirits haben wir 2011 in einem Ethik-Kodex nie-dergeschrieben. Verlässlichkeit ist FOTOS: MIHAI M. MITREA, PORR AGbeispielsweise eine wichtige Eigen-schaft, auch wenn damit kurzfris-tig wirtschaftliche Nachteile ver-bunden sind. Oder Aufrichtigkeit und Transparenz: Jeder Mitarbeiter kann erwarten, dass wir mit ihm offen und ehrlich umgehen. Ein weiteres Ziel ist es, als „best place to work“ unsere Mitarbeiter so lang wie möglich im Unternehmen zu behalten. Das beginnt bei der Ausbildung und reicht über Arbeits-sicherheit – ein ganz wesentlicher Punkt in der Bauindustrie – bis zu Themen wie Gesundheit oder Vorsorge. Ich weiß, dass das jetzt aufgesetzt klingen mag, aber ich kann Ihnen versichern: Die Porr hat sich zu einer Handschlag-Company entwickelt. Wie können Sie diese Werte im Unternehmen verankern?STRAUSS: Wir berücksichtigen das bereits im Ausbildungsprozess. Nicht nur in unserer eigenen Porr Akademie, sondern auch in unse-ren Führungskräfteschulungen stehen Werte und Nachhaltigkeit sowie deren praktische Umsetzung auf dem Programm. Wir versuchen jetzt zudem, diese Themen auch im Tagesgeschäft zu verankern – nicht nur gegenüber den Mitarbeitern, sondern auch gegenüber den Lie-feranten und Kunden. Hier geht es normalerweise nur um Technik, Vorgaben und Kosten. Wir wollen erreichen, dass das Thema Nach-haltigkeit nicht untergeht, sondern im Gegenteil, zum integralen Teil der Geschäftsbeziehungen wird. Denn es ist auch Ausdruck einer Kultur: Gerade weil es in der heu-tigen Arbeitswelt durch den digi-talen Wandel immer unwichtiger wird, wo Sie arbeiten, wo hingegen es immer wichtiger wird, wie und mit wem, ist eine gewisse gemein-same Kulturhaltung und das Schät-zen gemeinsamer Werte etwas sehr Wichtiges. Gab es in den vergangenen Jah-ren einen Wandel im Umgang mit Compliance und Korruption?STRAUSS: Ja, ich spüre hier eine Änderung, und ich glaube auch, dass diese notwendig war. Noch vor einigen Jahren waren die Regeln völlig anders: Man konnte soge-nannte Geschäftsanbahnungen beispielsweise von der Steuer abset-zen. Die Regeln zu diesem Thema haben sich dramatisch verschärft – ich würde sogar sagen, dass mit-unter ein wenig übers Ziel hinaus geschossen wird. Dass man heute Geschäftspartner nicht einmal mehr zum Mittagessen einladen darf, finde ich etwas kleinlich und sehe ich eher einer Neidgesellschaft entsprungen. Trotzdem ist Com-pliance für uns ein ganz wichtiges Thema. Wie man gesehen hat, kann eine mangelnde Compliance heute jedes noch so erfolgreiche Unter-nehmen sehr schnell gefährden. Deshalb nehmen wir das sehr ernst und schulen unsere Mitarbeiter ent-sprechend. Es gibt strengste Anti-Korruptionsbestimmungen. Man schläft einfach besser, wenn man weiß, dass sich alle Mitarbeiter an diese Regeln halten. Vielen Dank für das Gespräch!09Ich weiß, dass das jetzt aufgesetzt klingen mag, aber ich kann Ihnen versichern: Die Porr hat sich zu einer Handschlag-Company entwickelt. KARL-HEINZ STRAUSSKARL-HEINZ STRAUSS im GesprächcorporAID Magazin März | April 2015Next >