Made with FlowPaper - Flipbook Maker
corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 59 Õ SEPTEMBER | OKTOBER 2015corporAID ist eine Initiative von3er Gespräch: Betriebliche GesundheitStellt Ungleichheit eine weltweite Herausforderung dar?Glasklare Ziele hat Lisec-CEO Othmar Sailer DAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGGestern ignoriert, heute auf jeder Agenda: Die Pharmaindustrie entdeckt Patienten in Entwicklungsländern als Zukunftsbusiness. Mit traditionellen Strategien kommt die Branche kaum weiter. Neue Rezepte sind gefragt.Der arme PatientKlare Fakten.Klare Entscheidung.Lesen Sie am 10.9.2015die Jubiläumsausgabe. 1995: Österreich tritt der EU bei, die Handelsschranken fallen, die Wirtschaft ist in Aufbruchsstimmung. Das war der beste Zeitpunkt, das WirtschaftsBlatt zu gründen. Seither haben wir in fast 5000 Ausgaben mit Kompetenz und Leidenschaft über die heimische und internationale Wirtschaft berichtet. In unserer Jubiläumsausgabe blicken wir noch einmal zurück, was die Wirtschaft in den vergangenen 20 Jahren bewegt hat. Eva KomarekChefredakteurin WirtschaftsBlatt20 JahreUnternehmen sind der Treiber für Wohlstand – auch in den Entwicklungsländern. Daher ist es gerade aus der Perspek-tive der Entwicklungszusam-menarbeit eine gute Nachricht, wenn sich österreichische Unternehmen verstärkt in Afrika engagieren. Dass von den Exporterfolgen auch die heimische Wirtschaft profi -tiert, wie WKO-Präsident Leitl beim diesjährigen Exporttag einmal mehr herausstrich, ist dazu kein Widerspruch. Es zeigt nur, wie wichtig in Österreich eine ganzheitliche Entwicklungs- und Außenwirt-schaftspolitik wäre. Mehr zum Exporttag ab Seite 22. Wie sich die globale Pharmaindustrie für die Entwicklungländer neu aufstellt, lesen Sie ab Seite 28. Mit welch schwierigen Rahmenbedingungen lokale KMU in diesen Ländern kämp-fen ab Seite 18. Wie Wirtschaft und Entwicklung in Bezug auf das heurige Alpbach-Thema „UnGleichheit“ zusammen-spielen, ab Seite 12. Das großen Interview ab Seite 6 mit Othmar Sailer, CEO eines echten Hidden Champions aus Niederösterreich.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin September | Oktober 201503IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Clemens Coudenhove-Kalergi, Katharina Kainz-Traxler, Thomas Pechhacker, Melanie Pölzinger, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe November | Dezember 2015 des corporAID Magazins erscheint am 29.10. im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONIn Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steckt mehr. Wie ¿ nden Sie heraus was möglich wäre?Welche Fähigkeiten Ihrer MitarbeiterInnen ungenutzt sind? Wie Sie Talente fördern können? .ella rüf treW rhem dnu gnutsieL rheM .treimitpo p5 Aus Potenzial wird Performance.PerspektivenPotenzialeProzessePersonenPerformancewww.5p-consulting.comInhaltINTERVIEW MIT OTHMAR SAILERViele Ziele, ein glasklares: Umsatz bis 2024 verdoppeln!LEITARTIKEL Kleingeist und GrößenwahnDIE AKTUELLE ZAHL 24.000TERMINE & NACHLESEglobal.businessUNGLEICHHEITStaaten im Gini-TestPRIVATSEKTORENTWICKLUNGDie goldene Mittenew.businessEXPORTTAGDer einzige Lichtblick AFRIKA-VEREINChancenkontinent, nicht Armenhaus!PHARMABUSINESSDie neuen Rezepte der Pharmabrancheethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtENTWICKLUNGSMÄRKTEStrom per Knopfdruck3ER GESPRÄCHGesundheit vorbeten ist zu wenigNEUE ZERTIFIZIERUNGClub der guten UnternehmenWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Freie Medien für Myanmar 610104611121821222528333436394244Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atDie neuen Rezepte der Pharmabranche Für die Pharmaindustrie waren Patienten in einkommensschwachen Ländern lange Zeit vor allem eines: ziemlich uninteressant. Das ist heute anders. Mittlerweile stehen Entwicklungsländer auf der Agenda aller großen Pharmaunternehmen.28ENTWICKLUNGSMÄRKTEStrom per Knopfdruck3ER GESPRÄCHGesundheit vorbeten ist zu wenigINTERVIEW MIT OTHMAR SAILERViele Ziele, ein glasklares: Umsatz bis 2024 verdoppeln!05corporAID Magazin September | Oktober 20153663906Viele Ziele, ein glasklares: Umsatz bis 2024 verdoppeln!InterviewOthmar Sailer, CEO des niederösterreichischen Glasmaschinenprofi s Lisec, beleuchtet das Potenzial von Glas in Entwicklungsländern und schildert, was Verantwortung für ein exportorientiertes, aber in Österreich produzierendes Unternehmen bedeutet.DAS GESPRÄCH FÜHRTE CLEMENS COUDENHOVE-KALERGI.merken, dass sich die Märkte und Schwerpunkte verschieben. Das Wachstum in China schwächelt, langsam beginnen Indien und Afrika zu wachsen. Wir müssen diesen weltweiten Wirtschaftsent-wicklungen folgen, insbesondere was die Produkte und Kun-denbedürfnisse in unter-schiedlichen Kunden-segmenten angeht. Für die Mitarbeiter und für die Struktur, in der wir arbeiten, stellt diese Diversifi -zierung eine Heraus-forderung dar. Lange Zeit konnten wir ein Produkt welt-weit verkaufen. Das geht so nicht mehr, wir müssen Produkte für die jeweiligen Regionen anpassen und haben zum Beispiel spezielle Emerging-Markets-Produkte im Portfolio. Sie sind selbst viel international unterwegs. Was überrascht Sie bei Geschäftsreisen in Emerging Mar-kets am meisten?SAILER: Ich war zuletzt in China, und wieder einmal überrascht, wie schnell sich das Land weiter-entwickelt hat. Die Menschen sind anders gekleidet, sie werden west-licher und nähern sich unserer Kultur an. Aktuell verfl acht sich das Wirtschaftswachstum, was dazu führt, dass der Wettbewerb ÅCORPORAID: Sie sind dabei, Lisec von einem Gründer- zu einem Management-geführten High-Tech-Unternehmen zu machen. Was war das skurrilste Ereignis in diesem Prozess?SAILER: Die wesentliche Her-ausforderung im Transforma-tionsprozess liegt darin, Kompetenzen und Ver-antwortungen viel breiter zu verteilen als zuvor. Das war insbesondere für Füh-rungsverantwortliche erstaunlich, und es war nicht einfach, sie davon zu überzeugen. Die skurrilste Erinnerung: Eines Tages geht die Tür auf, es kommt ein führender Mitarbeiter herein, er berichtet sehr emotional über ein Problem – und dann dreht er sich um und macht die Tür hinter sich zu. Er hat keine Antwort abgewartet! Das war symptomatisch für den Zugang. Heute ist den Mitarbeitern klar: Othmar Sailer löst deine Pro-bleme nicht, er erwartet Lösungs-vorschläge und hilft gegebenfalls dabei, sie umzusetzen. Was bedeutet Globalisierung für Lisec, und wie sieht es für den Wirt-schaftsstandort Österreich aus?SAILER: Globalisierung hat für Lisec vor rund 30 Jahren begonnen, ist nun aber das tägliche Brot. Wir wesentlich härter wird. Die Chine-sen haben durch den Bauboom der vergangenen Jahre enorme Kapa-zitäten aufgebaut, insbesondere in der Glasverarbeitung. Für uns als Maschinenhersteller ist China heute kein Wachstumsmarkt mehr, sondern ein etablierter Markt, in dem wir unser Verhalten entsprechend adaptie-ren müssen. Der Bedarf für bes-seres Flachglas steigt. Wie schätzen Sie die Marktentwicklung ein?SAILER: Lisec hat das Glück, in einer Branche zu agieren, der mittelfristig ein jährliches Wachstum von rund sechs Prozent prog-nostiziert wird – wobei sich das regional unterschiedlich verteilt. Wichtig sind für uns zwei Fragen: Welche Produkte stellen unsere Kunden her? Und zweitens: Wie automatisiert werden sie in Zukunft produzieren – welche Lösungen werden sie dafür benötigen? Beispielsweise haben wir ver-gangenes Jahr mehrere Glasverar-beiter in Indien besucht, die immer noch mit jahrzehntealten Maschi-nen arbeiten. Das heißt: null Sicher-heitstechnik, langsam und manuell, dabei aber prozessmäßig zum Teil gut organisiert. Dort ist der Bedarf groß. In Indien beginnt die Globalisierung hat für Lisec vor rund 30 Jahren begon-nen, ist nun aber das tägliche Brot.OTHMAR SAILERFOTO: CHRISTOPH EDER07OTHMAR SAILER Der gebürtige Salzburger ist seit 2012 CEO des nieder-österreichischen Unternehmens Lisec. Nach seinem Studium der Betriebswirt-schaftslehre an der WU Wien war Sailer viele Jahre im Projektmanagement, als Unternehmens-berater und zudem als Lektor an der FH Wiener Neustadt tätig. Zuletzt war Sailer fünf Jahre Mit-glied des Vorstands der Waagner Biro Stahlbau AG.Lisec ist eine global tätige Industriegruppe und bietet Gesamtlösungen im Bereich der Flachglasver-arbeitung und -veredelung sowie IT-Lösungen an. Das in Hausmening und Seiten-stetten, Niederösterreich, angesiedelte Unternehmen wurde 1961 vom Glasermeister Peter Lisec gegründet, beschäftigt heute knapp 1.400 Mitarbeiter und ist im Besitz von rund 20 Toch-terunternehmen sowie Niederlassungen auf allen Kontinenten. Mit einer Exportquote von mehr als 90 Prozent erwirtschaftet das von Othmar Sailer geführte Unternehmen rund 200 Mio. Euro. Der Maschinenhersteller produziert vorwiegend in Österreich.Bauindustrie gerade so richtig zu boomen. Ich muss also Kapazitäten und Möglichkeiten schaffen, um den Bedarf dort zu befriedigen.Welche Produktsegmente und welche Märkte weisen das größte Wachstum auf? SAILER: Wir sind in der Isolier-glasproduktion – unserem Stammsegment – relativ groß und auch breit aufgestellt. Viele Mög-lichkeiten sehe ich auch bei den Glasver-arbeitungsmaschinen – also zum Beispiel Glas schleifen, säumen oder bohren. Bei der Glashärtung sind wir in einer Marktnische mit einem sehr guten Produkt unter-wegs, werden aber auch hier eine ehrgeizige Wachstumsstrategie verfolgen. Diese Bereiche wachsen weltweit, da wollen auch wir mit-wachsen. In der Glaslogistik, also der Bewegung des Glases durch eine Fabrik, gibt es ebenfalls viel Potenzial. Es geht darum, von der Anlieferung des Rohglases bis zum fertigen Produkt vollautomati-siert zu produzieren. Das Ziel ist, dass kein Mensch mehr hingreifen muss: Denn Glas ist schwer, kann verschmutzen, brechen, verletzen. Unter den Märkten ist aktuell Indien am interes-santesten, auch weil die Stimmung im Land seit dem Antritt der Regierung Modi wirklich gut ist. Die Zahlen sagen, dass die neu entstandene Mittel-schicht – rund 300 Millionen Men-schen – mit entsprechenden Wohn-möglichkeiten auszustatten ist. Und wenn die Bauwirtschaft anspringt, springt auch unsere Industrie an, die das Glas mit Maschinen für Fassaden und Fenster bearbeitet. Im Zuge der guten Stimmung wird mutig investiert. Wie stark verankert ist die inter-nationale Ausrichtung von Lisec in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter? SAILER: Lisec ist traditionell international ausgerichtet. Wir haben eine Menge junger Mitarbei-ter und haben einen breiten Strate-gieprozess – Lisec 2020 – begon-nen: Mehr als 50 Mitarbeiter sind direkt involviert und entwickeln in Gruppen Konzepte und Strate-gien. Stichwort Schwarmintelligenz und dem Grundsatz folgend: Woran du beteiligt bist, daran glaubst du, damit identifi zierst du dich. Die ers-ten Ergebnisse werden jetzt fertig – das Schöne ist die Identifi kation aller Mitarbeiter, die das Erarbeitete jetzt aktiv umsetzen wollen. Nehmen Sie zum Beispiel Maschinen zur Isolierglasherstel-lung: Hier lautet die Aufgabe, als Team darüber nachzudenken, wie in zehn Jahren das Produkt unserer Kunden aussehen wird. Und die Fra-gen zu beantworten: Was heißt das für uns? Was können wir tun, um hier Trends zu setzen? Da entstehen Ideen, wie unsere Maschinen und Anlagen der Zukunft aussehen und wie sie effi zient produziert werden können. Natürlich ist auch Indus-trie 4.0 ein Thema. Wir haben hier ein Entwicklungsprogramm für die nächsten drei Jahre defi niert und mit konkreten Termin- und Arbeits-plänen versehen. Die Konsequenz der strategischen Aktivitäten soll sein, dass wir bis 2024 das Umsatz-volumen verdoppelt haben, von heute 200 auf 400 Mio. Euro. Wie werden Sie dieses ambitio-nierte Ziel erreichen?SAILER: In China, Südostasien und Indien wird der Flachglasbe-darf am stärksten steigen – wir sind dort und auch weltweit relativ gut aufgestellt und glücklicherweise nicht von einzelnen Märkten abhän-gig. Wir arbeiten auch marktbil-dend, veranstalten beispielsweise in Afrika wie auch in anderen Märk-ten regelmäßig Konferenzen, wo wir mit Architekten, Glasverarbei-tern und Herstellern begleitender Produkte sprechen, um technische Ideen und Entwicklungen zu ver-breiten. Da investieren wir vor allem in Bewusstseinsbildung. Ein Archi-tekt in Deutschland kennt die deut-schen Umweltstandards, jemand, der in Afrika Architekt wird, hat oft wenig Ahnung, welche Produkte es dazu überhaupt am Markt gibt. In dem Moment, wo diese Produkte in konkreten Projekten eingeplant werden, spüren unsere Kunden die Nachfrage – und damit automatisch auch Maschinenhersteller wie wir. 08FOTOS: CHRISTOPH EDER, LISECgazin September | Oktober 201Mehr als nur IsolierglasDAS UNTERNEHMENDeutscher und österreichischer Maschinenbau gilt weltweit als Benchmark. Nur: Wie lange noch?OTHMAR SAILERGLASSCHNEIDER aus der Produktlinie „base“Wie sieht es in Schwellen- und Entwicklungsländern mit qualifi-zierten Mitarbeitern aus?SAILER: Ich möchte mit einer Annahme aufräumen: Die jun-gen Leute, die wir kennenlernen – beispielsweise Elektrotechniker, Schweißer, Schlosser –, sind exzel-lent ausgebildet – überall auf der Welt, auch in Afrika. Für uns liegt die Herausforderung eher darin, sie auf unsere Produkte einzuschulen, was wir in unseren Ausbildungs-stätten in Österreich machen oder im Rahmen von Projekten mit Per-sonal vor Ort. Wir nehmen heuer dem Bedarf folgend circa 40 neue Servicetechniker weltweit auf. Wir sehen dabei, dass diese in Osteu-ropa und Asien leichter zu finden sind als in Westeuropa. Das sollte uns zu denken geben.Hat Lisec Anknüpfungs-punkte mit der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit? SAILER: Wir überlegen gerade, erstmals in Afrika im Rahmen eines Ausbildungsprojekts für Glaser mit der Entwicklungszusammenar-beit zu kooperieren. Wenn wir es schaffen, den Ausbildungsstandard in einem entwicklungsfähigen Gebiet zu erhöhen, dann helfen wir Unternehmen, wettbewerbsfähiger zu werden, und profitieren selbst davon, bekannter und so Partner dieser potenziellen Kunden zu wer-den. Das hat sehr viel mit Nach-haltigkeit zu tun, weil die nicht morgen, aber hoffentlich in einigen Jahren kaufen.corporAID Magazin September | Oktober 2015Welche Bedeutung hat es für Ihr Geschäft, ein österreichisches Unternehmen zu sein?SAILER: Deutscher und österrei-chischer Maschinenbau gilt weltweit als Benchmark. Nur: Wie lange noch? Die Chinesen werden besser, andere auch – der internationale Wettbewerb wird also ständig härter. In Öster-reich haben wir viele Hidden Cham-pions, die für eine Menge Arbeits-plätze sorgen. Für diese sollte unsere Regierung wesentlich mehr tun – die Entwicklung in Österreich ist aktuell eher hinderlich als förderlich. Die Länder, mit denen wir zunehmend konkurrieren, haben beispielsweise wesentlich flexiblere Arbeitszeiten und geringere Lohn- und Lohnne-benkosten bei sehr rasch steigender Produktivität und guter Ausbildung. Lebensqualität und soziale Sicherheit sind natürlich wichtig, sie dürfen aber unsere internationale Wettbe-werbsfähigkeit nicht bedrohen und damit Arbeitsplätze gefährden.Was macht ein Unternehmen in Ihren Augen zukunftsfähig? SAILER: Im eigenen Marktseg-ment muss man einfach vorn sein. Flexibilität ist ein Thema, für das Unternehmen, aber auch für den einzelnen Mitarbeiter, wo unter anderem interkulturelles Verständ-nis, Sprachkenntnisse und Reise-bereitschaft gefragt sind. Wo auch immer ein Kunde etwas braucht, muss man umgehend sein. Ich bin rund zwei Monate im Jahr unter-wegs, bei manchen Mitarbeitern sind es 90 Prozent der Zeit. Was bedeuten gesell-schaftliche Verantwor-tung und Nachhaltig-keit für Sie und für das Unternehmen?SAILER: Das Inter-esse des Eigentümers ist es, das Unternehmen so weiterzuentwickeln, dass es die nächsten Jahrzehnte erfolgreich am Markt sein kann. Wir denken daher in entsprechen-den Zeithorizonten. Die Konsequenz ist: Wir investieren nachhaltig, etwa fünf Mio. Euro in ein hochmodernes Know-how-Zentrum und drei Mio. Euro in ein Ausbildungszentrum für Servicetechniker. Wir schaffen also die Grundlagen, um weiter wachsen zu können. Wir nehmen unsere gesellschaft-liche Verantwortung vor allem dadurch wahr, dass wir den Stand-ort erhalten: Wir sind ein österrei-chisches Unternehmen und entwi-ckeln, produzieren hier. Wir tragen die Verantwortung für rund 800 Arbeitnehmer in Österreich, welt-weit für insgesamt 1.400 Menschen. Mich persönlich treibt zu diesem Thema an, einen seriösen Beitrag zu liefern. CSR wird leider oft aus Imagegründen betrieben – das ist zu wenig. Wenn zum Beispiel Mitar-beiter zu Niedrigstlöhnen beschäf-tigt werden oder umweltschädigend gewirtschaftet wird, so fordert das die Gesellschaft zum Widerstand auf. Und das entzieht Unternehmen letztlich die Geschäftsgrundlage. Vielen Dank für das Gespräch!09OTHMAR SAILER im GesprächDie jungen Leute, die wir kennenlernen, sind exzellent ausgebildet – überall auf der Welt, auch in Afrika.OTHMAR SAILERNext >