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corporAID P.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 61 Õ JÄNNER | FEBER 2016corporAID ist eine Initiative vonOstafrika: Zurück auf dem Radar heimischer FirmenImportförderung: Direkter Draht zu neuen LieferantenLenzing-CEO Stefan Doboczky will mehr als Shareholder-Value Praktikabel, günstig und mobil: Innovative Apps und Adapter verwandeln Smartphones in leistungsstarke Diagnosegeräte. Für unterversorgte Patienten in ärmeren Ländern ist das eine mehr als gute Nachricht. Arztpraxis inder HosentascheKlare Fakten.Klare Entscheidung.Testen Sie das WirtschaftsBlatt drei Wochen gratis und gewinnen Sie eine von zehn Testfahrten mit dem Tesla Model S oder einen Wertgutschein über € 50 von . Solange der Vorrat reicht. Informationen unter wirtschaftsblatt.at/gewinnspiel Ihr Antriebfür die Zukunft Das WirtschaftsBlatt liefert die Fakten für Ihre zukunftsweisenden Entscheidungen.3 Wochen gratis lesen & Testfahrten gewinnenInnovationen entstehen in Entwicklungsländern oft aus einer echten Notwendigkeit heraus – mit einem prakti-schen Nutzen und zu einem leistbaren Preis. Der Erfi n-dergeist durchdringt daher alle Lebensbereiche und macht auch vor der Gesund-heitsversorgung nicht Halt. Welche Smartphone-Apps gerade die medizinische Diagnose in ärmeren Ländern revolutionieren, lesen Sie ab Seite 26. Innovationen mit einem klaren gesellschaftli-chen Mehrwert werden aber auch in Europa diskutiert – als Betätigungsfeld für Sozialin-vestoren und als Ideengeber für eine Weiterentwicklung des Wohlfahrtsstaats. Mehr dazu ab Seite 40. Warum die Außenwirtschaft Austria nach 20 Jahren wieder in Ostafrika ihre Zelte aufschlägt und wel-che Business-Chancen sich in der Region auftun, erfahren Sie ab Seite 22. Wie Import Promotion-Programme die Liefersicherheit aus Entwick-lungsländern verbessern, ab Seite 16. Im Hauptinterview diesmal Stefan Doboczky, der neue CEO von Lenzing. Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Jänner | Feber 201603IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Clemens Coudenhove-Kalergi, Ines Friedlmayer, Katharina Kainz-Traxler, Melanie Pölzinger, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe März | April 2016 des corporAID Magazins erscheint am 25.02.2016 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONIhr Partner für erneuerbare und saubere Energiewww.andritz.comANDRITZ HYDRO GmbHEibesbrunnergasse 20, 1120 Wien, ÖsterreichTel.: +43 50805 0, Fax: +43 50805 51015contact-hydro@andritz.comANDRITZ HYDRO ist ein globaler Anbieter elektro-mechanischer Ausrüstungen und Serviceleistungen für Wasserkraftwerke. Mit mehr als 170 Jahren Erfahrung und mehr als 30.000 installierten Turbinen sind wir der weltweit größte Anbieter im Markt für hydraulische Stromerzeu-gung. Wasser bedeutet Faszination und Inspiration. Aber für uns bei ANDRITZ HYDRO bedeutet es noch mehr: es ist die dauern-de Herausforderung, wirtschaftliche und technologische Höchst-leistungen zu vollbringen. Das Produkt- und Serviceangebot von ANDRITZ HYDRO deckt diese Bedürfnisse im gesamten Spektrum der elektromechanischen Ausrüstung für Wasserkraftwerke ab: von großen schlüsselfertigen Neuanlagen über Kleinwasserkraft-werke bis zur Modernisierung und Revision bestehender Anlagen. We focus on the best solution – “from water-to-wire”.DIE WAHRHEIT SCHWARZ AUF WEISS:NUR EIN SYSTEM TRENNT ROT-WEISS-ROT! ARA.recycling www.ara.atEIN UNTERNEHMEN DER ARA GRUPPE Österreich liegt im Recycling im Spitzenfeld der EU. Durch Sammlung und ;ͺͶǤͶͶͶ ǡͼͽͶǤͶͶͶ und halten die Wertschöpfung im Land. Aber Ressourcenmanagement und gesellschaftliche Verantwortung machen nicht an Staatsgrenzen halt. ò ǤȂǦǦ der österreichischen Wirtschaft.InhaltINTERVIEW MIT STEFAN DOBOCZKYNachhaltigkeit ist ein No-BrainerLEITARTIKEL In the long run…DIE AKTUELLE ZAHL 13TERMINE & NACHLESEglobal.businessNACHHALTIGE ENTWICKLUNGSZIELEJetzt sind auch wir Entwicklungsland!IMPORTFÖRDERUNGWeitblick am WeltmarktKLIMAWANDELEs geht auch um Kohle, viel Kohle!new.businessNEUE MÄRKTEAustria Goes OstafrikaMEDIZINISCHE INNOVATIONDas Smartphone macht den DoktorINTERNATIONALISIERUNGVon Leonding in die bunte weite Weltethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtCSR-AUSBILDUNGKann Verantwortung gelernt werden? Ja!SOZIALE INVESTITIONENRendite für alleWEIHNACHTSGESCHENKEGeschenke mit MehrwertWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Ideen für eine Imagepolitur 61010461112151821222630333436404244Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atDas Smartphone macht den Doktor Smartphones könnten die Gesundheitsversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern revoluti-onieren. Etliche Anbieter entwickeln derzeit innovative Apps und Adapter als Alternative zu teurer medizinischer Ausrüstung. Damit wollen sie bisher unterversorgte Patienten besser erreichen sowie Zeit und Kosten sparen. 26NEUE MÄRKTE Austria Goes OstafrikaINTERVIEW MIT STEFAN DOBOCZKYNachhaltigkeit ist ein No-Brainer05corporAID Magazin Jänner | Feber 2016IMPORTFÖRDERUNGWeitblick am Weltmarkt1562206Nachhaltig-keit ist ein No-BrainerInterviewFür Stefan Doboczky, seit Mitte des Jahres CEO des österreichischen Faserherstellers Lenzing, ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Wert an sich, sondern auch die Basis für zukünftiges Wachstum.DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.FOTO: MIHAI M. MITREA07wird weiter anhalten. Dabei ist China für uns sicherlich der wich-tigste Wachstumsmarkt – das gilt für die Produktion, aber immer mehr auch für den Absatz. Andere Schwellenländer werden für uns ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Mittel- und langfristig sehen wir unsere Märkte dort, wo das meiste Wachstum ist – und das sind nun einmal nicht Europa, Japan und die USA, sondern insbesondere Indien und Lateinamerika mit Mexiko und Brasilien, also die sogenann-ten Schwellenländer. Afrika hat momentan zwar viel Dynamik und wird langfristig sicher auch ein wichtiger Markt werden, derzeit sehen wir aber in unseren beste-henden Wachstumsmärkten noch genügend Potenzial. Welche Bedeutung hat die Qualität des Stand-orts Österreich für Lenzing?DOBOCZKY: Wir sind ein von Österreich aus gesteuertes internatio-nales Unternehmen, das nur einen vergleichs-weise kleinen Teil sei-ner Mitarbeiter und Kun-den in Österreich hat. Für einen Industriebetrieb birgt Österreich viele Herausforderungen, besonders was die Energiekosten sowie das Lohnniveau und die Produktivität betrifft. Österreich ist ein Hochlohnland und das bereitet uns Sorgen, denn hohe Löhne vertragen sich im internatio-nalen Wettbewerb nur in Kombi-nation mit hoher Effi zienz. Wenn wir unsere Position halten möchten, sind wir bei Ausbildung, Forschung und Innovation gefor-dert – das betrifft die Politik, aber ebenso die Industrie und jeden Einzelnen. Was macht Lenzing, um Innova-tion voranzutreiben? ÅSTEFAN DOBOCZKY übernahm im Juni 2015 die Leitung des Faserherstellers Lenzing AG. Nach seinem Studium der technischen Chemie an der TU Wien war der gebürtige Kärnt-ner sieben Jahre beim amerikanischen Konzern ARCO Chemical tätig, bevor ihn seine Karriere beim Chemiekonzern DSM in die Nieder-lande und nach China führte. 2011 kehrte er in seine Heimat Österreich zurück, wo der heute 47-Jährige zuletzt im DSM-Konzernvorstand für den Pharma-bereich zuständig war. CORPORAID: Lenzing hat schwie-rige Zeiten durchgemacht – haben Sie die Krise hinter sich gelassen?DOBOCZKY:Die vergangenen 24 Monate waren sicherlich für Lenzing keine einfache Periode. Nach einem relativ drastischen Preisverfall bei den wichtigsten Produkten mussten Einsparungs-maßnahmen gesetzt werden, die notwendig, aber alles andere als einfach waren. Ich bin überzeugt, dass das Unternehmen heute dank dieser Maßnahmen wieder in einer guten Position ist, und wir uns wie-der nach vorne orientieren und auf Wachstum ausrichten können. In der neuen Konzernstrategie, die wir gerade verabschiedet haben, geht es allerdings weniger um Volumen- und Umsatzwachstum, sondern hauptsächlich um eine nachhaltige Ertragsentwicklung.Geht es auch um neue Märkte?DOBOCZKY: Wir erzielen heute schon mehr als zwei Drittel des Umsatzes außerhalb Europas, vor allem im asiatischen Raum. Dieser Trend zur Internationalisierung Hohe Löhne vertragen sich im internationalen Wettbewerb nur in Kombination mit hoher Effi zienz. STEFAN DOBOCZKYDOBOCZKY: Lenzing war immer schon ein innovatives Unterneh-men. Fast jede bahnbrechende Innovation der vergangenen knapp 80 Jahre in unserer Branche stammt mehr oder weniger von Lenzing. Ob das jetzt revolutionäre Weiterent-wicklungen der Viskose sind, ob es die Modalfaser ist oder auch die Lyocell-Technologie. Das ist alles hier von Lenzing erfunden worden. Diese Forschungstätigkeit wollen wir weiter ausbauen. Gleichzeitig möchten wir in der Anwendungsfor-schung zukünftig enger mit unse-ren Kunden zusammenarbeiten.Gibt es Fortschritte in der Textil-industrie, die Sie persönlich beson-ders bewegen?DOBOCZKY: Für mich ist das in der Textilindustrie vor allem die zunehmende Bedeutung des The-mas Nachhaltigkeit. Und hier ist Lenzing hervorragend posi-tioniert. So ist der ökologische Fußab-druck unserer Zellulo-sefaser TENCEL® deutlich geringer als der von Baumwolle. Mir taugt es unheimlich, dass auch große internationale Marken immer mehr auf diesen Zug setzen. Mode wird immer kurzlebiger, die Zyk-len von neuen Kollektionen werden immer schneller – das heißt ein-fach auch mehr Textil und Faser pro Person: In Europa stehen wir bei 27–29 Kilogramm pro Kopf und Jahr! Als große Marke muss man sich also fragen, wie man ange-sichts dessen den Rohstoffeinsatz möglichst gering hält. Das verlangt Innovation in der Wertschöpfungs-kette – und das ist die Stärke von Lenzing. Es gibt keine Faserfi rma, die so eng mit großen Retail-Brands zusammenarbeitet wie wir. Die Firma Levi‘s bindet uns beispiels-weise bei ihren Garnherstellern und Webern in die Wertschöpfungskette ein, damit durch die richtige Zumi-schung von TENCEL® ein innovati-ver und nachhaltiger Stoff zustande kommt. Unsere Marke steht bei die-sen Jeans auch mit auf dem Etikett. Was assoziieren Sie mit dem Begriff Globalisierung?DOBOCZKY: Unter den heutigen Umständen kann man weder ein Land noch eine Firma noch ein Thema isoliert betrachten. Wir sind heute unglaublich vernetzt und mit einer hohen Mobilität von Res-sourcen konfrontiert – dem kann man sich nicht entziehen. Durch die gesteigerte Effi zienz in Sachen Ressourcen, Fähigkeiten, Logistik wurde sehr viel an Wert, auch an sozialen Werten, geschaffen. Glo-balisierung hat dabei nicht unbe-dingt den besten Ruf. Bis zu einem gewissen Grad wird Globalisierung mit nicht nachhaltigem, rohstoffi n-tensivem Wachstum gleichgesetzt. Das ist aus meiner Sicht aber zu kurz gegriffen. Wachstum per se ist absolut wichtig, allerdings ist die Art und Weise, wie wir wachsen, sicherlich mitunter zu hinterfra-gen. Wenn ich mir anschaue, wie viele Menschen in Asien, aber auch immer mehr in Afrika in den ver-gangenen 20 Jahren durch die Glo-balisierung aus der Armut gehoben worden sind – dann bin ich ein gro-ßer Freund dieser vernetzten Welt. Wie sieht nachhaltiges Wachstum bei Lenzing aus?DOBOCZKY: Für Lenzing hat Nach-haltigkeit auf zwei Ebenen eine zen-trale strategische Bedeutung. Zum einen streben wir als Unternehmen eine Balance zwischen Menschen, Umwelt und Profi t an – Nachhaltig-keit ist hier ein Wert und kein Ziel. Zum anderen ist Nachhaltigkeit für uns ein wichtiger Wachstumsmotor und damit eine Zielvorgabe speziell für unsere Forschung – diese wird heute auch am ökologischen Fußab-druck von neuen Produkten gemes-sen. Ausgehend von unserer neuen Konzernstrategie werden wir 2016 konzernweite Umwelt- und Nachhal-tigkeitsziele entwickeln. Zwei zent-rale Themen werden dabei sicher-lich Wasser und Klimaschutz sein.Rechnet sich Nachhaltigkeit für Lenzing?DOBOCZKY: Aber natürlich, weil das gesamte Unternehmen Lenzing eigentlich nichts anderes macht, als CO2 und Sonnenlicht über eine komplexe Wertschöpfungskette in hochfunktionale, hochemotionale und hochästhetische Produkte zu verwandeln. Wir verarbeiten dabei in der Regel PEFC- oder FSC-zer-tifi ziertes Holz. Und wenn ich mir die aktuellen Zahlen anschaue, dann rechnet sich das auch. Für 08FOTOS: MIHAI M. MITREA, BAVARIA LUFTBILD VERLAGS GMBHSTEFAN DOBOCZKY im GesprächcorporAID Magazin Jänner | Feber 2016Fast jede bahnbrechende Innovation in unse-rer Branche stammt mehr oder weniger von Lenzing. STEFAN DOBOCZKYDie Lenzing AG ist weltweiter Marktführer in der Produktion von hochwertigen, industriell gefertigten Zellulosefasern aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Die 1938 gegrün-dete Lenzing Gruppe widmet sich als einziger internationaler Hersteller allen drei Generationen der man-made Zellulo-sefasern – Viskose-, Modal- sowie Lyocellfasern –, die in den Bereichen Bekleidung, Heim- und technische Textilien zum Ein-satz kommen. Neben dem Hauptsitz im oberösterreichischen Lenzing hat der Faserkonzern Standorte in Großbritannien, Tschechien, den USA, Indonesien, Indien und China. Mit mehr als 6.000 Mitarbeitern wurde im ersten Halbjahr 2015 ein Umsatz von rund 955 Mio. Euro erwirtschaftet. ein Unternehmen wie Lenzing ist Nachhaltigkeit ein No-Brainer. Ich sage hier auch bewusst Nachhaltig-keit und nicht Corporate Social Res-ponsibility – dieser Begriff hat für mich so etwas Philanthropisches an sich. Nachhaltigkeit bedeutet aber nicht Philanthropie, sondern systemischer Wandel – und der funktioniert nur, wenn die Dinge auch ökonomisch Sinn machen. Und hier liegt natürlich eine gewisse Her-ausforderung: Denn wir sind einem sehr intensiven globalen Wettbewerb ausgesetzt und haben in einigen Bereichen einfach nicht die gleichen Rahmenbedingun-gen. Viele unse-rer Mitbewerber in Asien setzen beispielsweise auf niedrigere Umwelt-standards als wir. Das verlangt von unserer Seite enorme Aufklärungs-arbeit, vor allem bei den Markenproduzenten.DOBOCZKY: Welche Rolle spielt der Kapi-talmarkt beim Thema Nachhaltigkeit?DOBOCZKY: Druck spüre ich von die-ser Seite keinen. Das liegt sicher auch daran, dass Nachhaltigkeit bei Lenzing zu einem essenziellen Teil des Kerngeschäfts gehört. Zudem ist der Kapitalmarkt für das Thema sicherlich noch nicht ausreichend sensibilisiert, auch wenn einige Fonds Nachhaltigkeit ganz bewusst forcieren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese wirklich einen bes-seren Return haben. In jedem Fall ist Lenzing kein reines Shareholder Value-Unter-nehmen. Hier hilft natürlich, dass wir über einen starken Anker-Aktionär verfügen und diesbezüg-lich auf einer Wellenlänge liegen. Ich stelle mich aber jederzeit gerne der Diskussion mit Aktionären, die meinen, die einzige Verantwortung eines Unternehmens sei es, Share-holder Value zu kreieren. Solche Aktionäre sollten vielleicht nicht in Lenzing investieren.Wo sehen Sie Lenzing in Bezug auf globale Entwicklung?DOBOCZKY: Wir haben große glo-bale Herausforderungen wie Klima-schutz, Ernährungssicherheit oder Urbanisierung, die wir lösen müs-sen, weil wir den Planeten ja nicht drei Mal verbrauchen können. Das sind Themen, die keine Regierung, keine Firma, keine NGO allein lösen kann. Um diese Themen wirklich voranzubringen, braucht es Public Private Partnerships. Und da sind speziell große Unternehmen gefordert, ihre Verantwortung über ihre kommerzielle Tätigkeit wahrzunehmen. Ich bin vom People-Planet-Profi t-Gedanken überzeugt. Wir müssen mit Regierungen in Entwicklungsländern und mit NGO zusammenarbeiten, um wirk-lich etwas in der Welt weiterzubrin-gen. Ich habe solche Kooperationen in meinem vorigen Job vor-angetrieben und werde das auch bei Lenzing machen.Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig?DOBOCZKY: Auch wenn das ein wenig abgedroschen klingt, sind das zuerst die Mitarbeiter. Wenn diese Willens sind, sich in einem dynamischen Umfeld lau-fend weiterzuentwickeln und sich neuen Aufgaben zu stellen, dann ist ein Unternehmen auch ange-sichts der vielen Unsicherheiten, mit denen es heute konfrontiert ist, zukunftsfähig. Der zweite Baustein wird vom Management gesetzt, und zwar in der breiten Aufstellung des Unternehmens ebenso wie in der Balance zwi-schen wirtschaftlichem Erfolg und Verantwortung. Denn dann wirst du immer Freunde haben – das ist auch für ein Unternehmen nicht ganz unwichtig.Was ist Ihr innerer Motor?DOBOCZKY: Ich arbeite unheim-lich gerne mit guten Leuten zusam-men. Wenn man das Gefühl hat, man schafft gemeinsam etwas, das Sinn macht, was in irgendeiner Art auch den eigenen Kindern erklär-bar ist. Und wenn irgendwo dann auch noch Technologie dahinter steckt, dann fühle ich mich beson-ders wohl. Vielen Dank für das Gespräch.09FaserexperteDAS UNTERNEHMENPRODUKTIONSSTANDORTder Firma Lenzing Nachhaltigkeit gehört bei Lenzing zu einem essenziellen Teil des Kerngeschäfts. STEFAN DOBOCZKYcorporAID Magazin JänneNext >