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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 62 Õ MÄRZ | APRIL 2016corporAID ist eine Initiative vonWassertechnik:Austro-Firmen stark im Geschäft3er Gespräch: Soft Loans auf dem PrüfstandFrequentis-Chef Hannes Bardach: Mit Sicherheit ErfolgDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGNoch nie wurde so viel gereist wie heute. Zu den Top-Zielen der Zukunft zählen auch derzeit noch eher spärlich besuchte Destinationen wie Uganda, Uruguay oder der Iran. Für den erhofften Boom ist aber noch einiges zu tun.Die Reisebranchesucht neue ZieleDas WirtschaftsBlatt und seine Partner Bankhaus Spängler, BDO, die Österreichische Notariatskammer sowie VERO Betriebliche Vorsorge küren zum 16. Mal die besten Fami-lienunternehmen Österreichs. Die Teilnahme am Wettbewerb ist kostenlos und für alle in Österreich ansässigen Familienbetriebe bis 31. März möglich!6Top-Familienbetriebe des Landes gesucht!Melden Sie Ihr Unternehmen an: wirtschaftsblatt.at/familieMACHEN SIE MIT! Präsentieren Sie Ihr Familienunternehmen im Kreis der Besten!Entwicklung und Umwelt-schutz stehen in einem zwie-spältigen Verhältnis. Oft führt Ersteres anfangs zu schlechter Luft und schmutzigem Wasser. Dass der Prozess nicht zuletzt dank unternehmerischer Innovationskraft dann aber wieder umgedreht werden kann, wissen wir in Europa aus eigener Erfahrung. Wie Mexico City die Luftverschmutzung in den Griff bekam und wieso Neu Delhi und Peking noch weit davon entfernt sind, lesen Sie ab Seite 20. Wie österreichisches Know-how international zur Aufbereitung und Klärung der Ressource Wasser beiträgt, ab Seite 26. Wie das britische Sozialunter-nehmen SunnyMoney in Ostaf-rika für sauberes Licht sorgt, ab Seite 36. Mit einer ande-ren Sauberkeit befasst sich der Beitrag ab Seite 16 über internationale Korruptionsbe-kämpfung. Im Hauptinterview diesmal Hannes Bardach, der mit Frequentis weltweit Systeme für Sicherheitslösun-gen entwickelt. Ab Seite 24 ein kurzer Rückblick auf 70 Jahre Außenwirtschaftsförderung der Wirtschaftskammer. Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin März | April 201603IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Clemens Coudenhove-Kalergi, Katharina Kainz-Traxler, Sophie Melzer, Melanie Pölzinger, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe Mai | Juni 2016 des corporAID Magazins erscheint am 28.04.2016 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONhöchster genuss.maximal nachhaltig.• Fairtrade und Rainforest zertifizierter Kaffee• Fairtrade und UTZzertifzierter Bio-Kakao• Bio-Alpenmilch undBio-Rübenzucker• Becher zu 100 %abbaubarwww.maxPLANET.atInhaltINTERVIEW MIT HANNES BARDACHKultur dominiert TechnologieLEITARTIKEL SozialwissenschaftenDIE AKTUELLE ZAHL 3.000TERMINE & NACHLESEglobal.businessTOURISMUSNeue Reiseziele am HorizontANTI-KORRUPTIONEintausend Milliarden EuroLUFTVERSCHMUTZUNGDicke Luft mit Nebenwirkungnew.businessINTERNATIONALISIERUNGSeit 70 Jahren global präsentTECHNOLOGIEEXPORTWassertechnik made in Austria3ER GESPRÄCHZwischen Export und Entwicklungethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtSOZIALUNTERNEHMENWas Solarlampen bewirken könnenOECD-LEITSÄTZEDie Suche nach dem gemeinsamen NennerSOZIALE INNOVATIONENMehr als nur neuWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Schwimmende Kraftwerke 61010461112162023242630333436384044Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atNeue Reiseziele am Horizont Waren Sie schon einmal in Uganda, im Iran oder in Uruguay? Falls nicht, sollten Sie vielleicht noch heuer eines der Länder bereisen – das empfehlen zumindest die aktuellen Must-Go-Listen von Lonely Planet, CNN Travel und Co. Was darf sich der trendige Weltenbummler erwarten und was erhoffen sich die neuen „In“-Länder vom Tourismus?12TECHNOLOGIEEXPORT Wassertechnik made in Austria INTERVIEW MIT HANNES BARDACH Kultur dominiert Technologie05corporAID Magazin März | April 20163ER GESPRÄCHZwischen Export und Entwicklung6263006FOTO: MIHAI M. MITREAHANNES BARDACH ist seit 1983 Geschäfts-führer und seit 30 Jahren Alleineigentümer der Frequentis. Der studierte Diplom-ingenieur und Ehrendoktor der TU Wien hat jahrelange Erfahrung als technischer Berater und brachte sein Unternehmen mit strategischem Fingerspitzengefühl an die Weltspitze. 2012 wurde der heute 63-Jährige dafür von der Republik Österreich mit dem Großen Ehrenzeichen ausgezeichnet, 2013 war Bardach EY-Entrepreneur des Jahres.07Kultur dominiert TechnologieInterviewHannes Bardach, Eigentümer und CEO des Wiener Hightech-Unternehmens Frequentis, setzt bei Innovation und Internationalisierung auf die Nähe zum Kunden. Im Interview spricht er über die Herausforderungen des Wachstums und welche Wertekultur es bei Produkten braucht, die sich keine Fehler erlauben dürfen. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.und Transport, wo wir derzeit noch stark auf Europa fokussiert sind. Da geht es beispielsweise um Kommu-nikations- und Informationssysteme für Kontrollzentralen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und öffentliche Verkehrsunternehmen. Unser wichtigstes Referenzprojekt ist hier ein integriertes Kommuni-kationssystem für die Metropolitan Police in London. Das von uns entwi-ckelte System ermöglicht es den Polizeizentralen, mit den insgesamt etwa 40.000 Polizisten zu kommu-nizieren. Auch die 60.000 Videokameras in London werden über ein Frequentis-System gesteuert. Wir hoffen, dadurch mittelfristig bei ähnlichen Aufträgen in arabi-schen und asiatischen Staaten zum Zug zu kommen. Wie beurteilen Sie den Standort Österreich für Ihr internationales Geschäft?BARDACH: Wesentlich sind für uns die guten technischen Universitäten. Zudem profi tieren wir davon, dass im vergangenen Jahrzehnt einige ausländische Elektronikunterneh-men ihren Betrieb hier geschlossen oder Personal abgebaut haben. Das macht es leichter, gute Mitarbeiter zu fi nden. Die geografi sche Lage ist ein weiteres Asset: Wir sind von Wien aus schnell in der Slowakei und Rumänien, wo wir Kompetenz-zentren betreiben. Außerdem haben wir ein sehr gutes Backing seitens März | April 2016In China oder Singapur kennen nur wenige Österreich – da gehen wir als erweiterte deut-sche Ingenieurskunst durch.HANNES BARDACHösterreichischer Politiker, die uns bei ihren Auslandsbesuchen immer wieder gerne mitnehmen. Diese Form der Unterstützung und des Beziehungsmanagements ist für uns besonders relevant, weil ein Gutteil unserer Kunden öffentliche Stellen sind – im Oktober letzten Jahres hat der damalige Verkehrsminister Stöger ein von uns geliefertes Feuer-wehrsystem in Vietnam eröffnet. Ein weiterer positiver Punkt ist die Möglichkeit der Einbin-dung in internationale Forschungsprojekte, so wie es derzeit bei einem Projekt der Österreichischen For-schungsförderungsge-sellschaft in Singapur der Fall ist. Kurz gesagt: Ich würde den Standort nicht tauschen wollen. Gibt es so etwas wie eine Marke Österreich, von der Sie international profi tieren?BARDACH: Vor allem bei der mili-tärischen Flugsicherung kommt uns die Neutralität Österreichs zugute. Zum österreichischen Image gibt es im Ausland aber kein einheitliches Bild: In China oder Singapur kennen nur wenige Österreich – da gehen wir sozusagen als erweiterte deut-sche Ingenieurskunst durch. Wo sich meinem Empfi nden nach das Image Österreichs gewandelt hat, ist in Deutschland. Vor 15 Jahren wurde unser Land dort noch mit Musik und Urlaub, ganz sicher aber nicht mit Hightech-Lösungen assoziiert. CORPORAID: Wie sehen Sie die derzeitige Wirtschaftslage? Werden Sie den Wachstumskurs der vergan-genen Jahre beibehalten können?BARDACH: Ich strebe ein stabiles Wachstum zwischen sieben und 15 Prozent an. Das Unternehmen hatte auch schon Wachstumsraten von 70 Prozent – das ist aber die Aus-nahme und auch schwer zu bewälti-gen. Die Wirtschaftslage ist derzeit etwas verhalten, besonders in West-europa spüren wir das. Gleichzeitig sind wir aber so breit aufgestellt, dass praktisch immer in einem unse-rer Geschäftsfelder irgendwo auf der Welt investiert wird. Daher wachsen wir langfristig auch in allen Berei-chen, insgesamt aber zunehmend außerhalb Europas. Im Jahr 2013 machten wir noch drei Viertel unse-res Umsatzes in Europa, bald wird es weniger als die Hälfte sein.In welchen Regionen wächst Ihr Business aktuell besonders? BARDACH: Der Bereich der zivi-len und militärischen Flugsiche-rung macht über die Hälfte unseres Geschäfts aus. Hier sind wir im Bereich der Sprachvermittlungssys-teme für die Flugsicherung Welt-marktführer. In den USA haben wir gerade mehr als hundert Tower ausgestattet, auch in China läuft das Geschäft sehr gut. Südamerika bietet ebenfalls großes Wachstumspoten-zial. In Afrika haben wir zwar einige Aufträge, insgesamt spielt das dor-tige Geschäft aber eine geringe Rolle. Die kleinere Hälfte unseres Umsat-zes erzielen wir mit Public Safety ÅHeute stößt man damit zumindest nicht mehr auf Verwunderung. Internationale Referenzprojekte, vor allem jene in den USA, sind für uns aber wesentlich wichtiger als die all-gemeine Reputation Österreichs. Wie treiben Sie in Ihrem Unter-nehmen Innovation voran? BARDACH: Ein wichtiger Punkt sind international geförderte For-schungsprojekte. Wir sind zudem in einigen Forschungsgremien ver-treten, beispielsweise im Bereich Flugsicherung oder Public Safety. Gleichzeitig macht es in unseren Geschäftsbereichen aber wenig Sinn, sich im Alleingang etwas Neues auszudenken – und dann zu hoffen, dass die Kunden das kaufen. Vielmehr müssen wir unsere Kun-den mit einer neuen Idee inspirie-ren und diese dann gemeinsam mit ihnen zu Ende denken. Ein Beispiel dafür ist der Remote-Tower: Mit der heutigen Kommunikationstechno-logie ist es möglich, die Flughafen-sicherung für mehrere Flughäfen standortungebunden in einem vir-tuellen Zentrum abzuwickeln. Am Flughafen selbst genügt ein Mast mit Kameras. Wir bauen jetzt für die deut-sche Flugsicherung einen ersten Remote-Tower in Saarbrücken. Im Rahmen dieses Pilotprojekts sind sie-ben Evaluierungsphasen geplant, während derer wir uns mit den Fluglotsen zusam-mensetzen und am System feilen. Und genau auf diese gemeinsame Innovation kommt es an.Wie wichtig ist hier der Faktor Mensch?BARDACH: Innovationssprünge bringen nicht nur bessere Techno-logien, sondern bedürfen mitunter eines veränderten Mindsets. Es ist für einen Fluglotsen ein Unter-schied, in einem Tower zu sitzen – mit Blick auf die Start- und Lan-debahn und dem Fluglärm im Ohr – oder in einem virtuellen Zentrum. Der Trend geht jedenfalls in Rich-tung virtuelle Realität, denn sie bringt enorme Kostenersparnisse. Das verlangt nach neuen Denk- und Organisationsmodellen – das sind neue Herausforderungen, die aber bewältigbar sind. Wir alle lernen dank der Internettechnologie jeden Tag besser, mit virtueller Realität umzugehen. Sie haben Frequentis von einem Betrieb mit weniger als 50 Mitar-beitern zu einem internationalen Unternehmen mit 1.500 Mitarbei-tern entwickelt. Was waren die zent-ralen Herausforderungen?BARDACH: Ich habe Frequentis von Anfang an auf jene Bereiche ausgerichtet, die die besten Wachs-tums- und Ertragsmöglichkeiten boten: Vor 30 Jahren war das Tele-kommunikation. Daraus entwickel-ten sich mit der Zeit die verschie-denen Geschäftsfelder, die alle in überschaubaren Nischen operieren und denen die sicherheitskriti-sche Kultur gemeinsam ist. Das stellt einen großen Unterschied zu anderen Unternehmen dar. Eine normale Software-Firma kann es sich zumeist nicht leisten, sich derart in ein Thema und eine Kul-tur zu vertiefen, wie wir es bei der Sicherheit tun. Qualifi zierte und engagierte Mitarbeiter haben wir stets gefunden, wir haben zudem eine geringe Fluktuation. Das ist auch wichtig für unser Geschäft, das auf Langfristigkeit setzt. Zu den größten Herausforderungen zählten für mich aber Veränderun-gen in der Organisationsstruktur. Beispielsweise wenn man Mitarbei-ter, die man bisher direkt führte, einem anderen Vorgesetzten zuord-net. Das kann zu Blockaden füh-ren, und diese zu überwinden war nicht immer leicht. Schwierig war außerdem die Umstellung auf die Arbeitssprache Englisch. Ende der 1980er Jahre waren die Englisch-kenntnisse in Österreich deutlich geringer als heute: Damals haben wir die gesamte Belegschaft vom Produktionsmitarbeiter bis zur Rezeptionistin in Englischkurse geschickt.Was verbinden Sie mit dem Thema Globalisierung?BARDACH: Ich folge einem einfa-chen Leitsatz: Alles, was wir tun, tun wir weltweit. Was bedeutet das? Kompetenz und Know-how sind wichtiger als räumliche Nähe. Die Globalisierung macht die Umset-zung meines Leitsatzes immer ein-facher: Durch den stetigen Abbau von Handelsbarrieren gibt es kaum noch Länder, wo man vor Ort 08FOTOS: MIHAI M. MITREA, FREQUENTIScorporAID MagazinMärz | April 2016HANNES BARDACHim GesprächWir müssen unsere Kunden mit einer neuen Idee ins-pirieren und diese dann gemeinsam mit ihnen zu Ende denken.HANNES BARDACHDie Frequentis-Gruppe ist ein internationaler Anbieter von Kommunikations- und Informationssystemen und Marktführer in der zivilen und militärischen Flugsiche-rung. Das Unternehmen wurde 1947 in Wien gegründet und entwickelte sich im Laufe der 1980er Jahre mit innovativen Sprach-vermittlungssystemen zum High-techspezialisten. Dank weitreichender internationaler Expansion und hoher Inve-stitionen in Forschung und Entwicklung ist Frequentis heute mit knapp 1.500 Mitarbei-tern in mehr als 50 Ländern vertreten. 2014 erzielte das Unternehmen einen Gesamtum-satz von 214 Mio. Euro.produzieren muss, um liefern zu können. Ich sehe die Globalisierung also sehr positiv. Wie sind Sie bei der Internationa-lisierung vorgegangen?BARDACH: Unser erstes Zielland war Deutschland, dann sind wir in konzentrischen Kreisen nach ganz Europa gegangen. Einer der schwie-rigsten Märkte waren die USA, weil dort das öffentliche Auftragswesen grundlegend anders funktioniert als hierzulande. Ein wichtiges Lear-ning aus der Internationalisierung kann man mit „Kultur dominiert Technologie“ auf den Punkt bringen. Es macht keinen Sinn, einem Brasi-lianer auf Englisch Flugsicherungs-systeme darzustellen. Das muss in der Muttersprache geschehen. Wir gehen hier heute so weit, dass ein Kunde aus China anrufen und seine Probleme auf Chinesisch bespre-chen können muss. Neben der Spra-che spielen aber auch Gewohnheiten und Verhaltensmuster der einzel-nen Länder eine Rolle: Ein deutscher Kunde will eine ordentliche Spezifi -kation für jede Lieferung. Wenn wir das bei einem Kunden in Indonesien machen, irritieren wir ihn ernst-haft. Daher müssen wir uns jeden Markteintritt gut überlegen, weil wir einen stark kundenorientierten Vertrieb aufbauen und die gesamte Wertschöpfungskette in der Lan-dessprache abbilden, also vom Ver-trieb über die Auftragsabwicklung bis hin zur Wartung. Mittlerweile sind diese Prozesse bei uns ins Blut übergegangen.corporAID Magazin März | April 2016Haben Sie bereits mit der Entwick-lungszusammenarbeit kooperiert?BARDACH: Wir haben in Vietnam auf der Basis einer Softloan-Finan-zierung seitens der Kontrollbank die Kommunikationstechnologie für eine Feuerwehrzentrale geliefert und die Mitarbeiter geschult. Auch wenn es grundsätzlich in vielen Ländern einen Bedarf für Feuer-wehren oder Flugsicherung gibt, ist Frequentis selten in diesen Regi-onen tätig, weil es für unsere Pro-dukte eine gewisse Infrastruktur braucht: Ohne funktionierende Feu-erwehr brauche ich kein Einsatzleit-system, und ohne internationalen Flugverkehr auch kein modernes Flugsicherungssystem. Welche Werte sind Ihnen in Ihrem Unternehmen wichtig?BARDACH: Wir bauen Systeme für Sicherheitslösungen. Daher ist es enorm wichtig, dass in unserem Unternehmen Offenheit herrscht und Fehler nicht verheimlicht wer-den. Das bedeutet: Niemand darf Angst haben, wenn er einen Fehler eingesteht oder ein Problem benennt. Wir haben daher eine Management-Kultur, die Fehler nicht bestraft. Das erfordert auch das Verständnis des Kunden. Ein weiterer Wert ist Vertrauen. Unsere Systeme sind bis zu 30 Jahre im Einsatz, da geht es darum, dass man das Know-how im Unternehmen hält und weiter-entwickelt. 2015 haben wir 30 Jahre Zusammenarbeit mit der deut-schen Flugsicherung gefeiert. Da sind ja schon Generationenwechsel dahinter, und nur wenn eine starke Wertekultur die Zusammenarbeit mit dem Kunden trägt, kann das so lange funktionieren. Das Schwierige mit Werten ist, dass man eine Kultur zwar planen, aber nicht verordnen kann. Man muss sie vorleben. Was bedeutet für Sie gesellschaftliche Verant-wortung des Unternehmens?BARDACH: Unsere Unterneh-menskultur soll dazu beitragen, dass die Mitarbeiter gern und erfolgreich hier arbeiten. Jeder verbringt viel Zeit in der Firma, gerade junge Menschen werden durch ihren Job stark geprägt, vor allem wenn es ihr erster ist. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass sich meine Mitarbeiter im Unter-nehmen wohlfühlen. Dazu gehören Themen wie Gesundheit, Sicherheit am Arbeitsplatz, aber auch die Ver-einbarkeit von Familie und Beruf. Ein wichtiger gesellschaftlicher Bei-trag ist zudem unser Engagement für das Gründerzentrum. Seit eini-gen Jahren stellt Frequentis jungen Technologie-Unternehmern ein Gebäude und gezielte Beratung für den Sprung in die Selbständigkeit zur Verfügung. Wir haben bisher 40 Firmen erfolgreich beglei-tet. Da erwarte ich mir kei-nen fi nanziellen Return, wohl aber Inspiration für mein Business.Vielen Dank für das Gespräch.Sicherheitsprofi DAS UNTERNEHMENHEADQUARTERder Frequentis in WienKompetenz und Know-how sind wichtiger als räumliche Nähe.HANNES BARDACHNext >