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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 64 Õ JULI | AUGUST 2016corporAID ist eine Initiative vonNicht für alle Grund zum Jubeln: Olympische SpieleSDG-Agenda: Unternehmen sind gefragtRLB OÖ-Chef Heinrich Schaller: Die Bank als SparringpartnerDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGMedizintourismus ist ein Milliardengeschäft mit gesunder Zukunftsaussicht. Immer mehr Patienten sind mit dem medizinischen Angebot in ihrer Heimat unzufrieden und vertrauen auf moderne Privatkliniken in fernen Ländern. Jetlag im OPwirtschaftsblatt.at/testenDer Schwerpunkt „Kunstmarkt“, erstmals vor 20 Jahren im WirtschaftsBlatt erschienen, liefert Ihnen wöchentlich Auktions- und Messeberichte im In- und Ausland, Analysen von Preisentwicklungen einzelner Sektoren, berichtet über Künstler und neue Trends und bringt die aktuellsten Interviews.Testen Sie jetzt 4 x das WirtschaftsBlatt am Freitag und 4 Wochen das digital-paper gratis unter:Klare Fakten.Klare Entscheidung.4 WOCHEN GRATIS d4 x Schwerpunkt „Kunstmarkt“ in der gedruckten Ausgabe des WirtschaftsBlatts am Freitag 20 x WirtschaftsBlatt digital-paper 4 Wochen lang (Mo–Fr), Vollzugang zu exklusiven ArtikelnKunstvolle VerbindungUnverhofft kommt oft! Zuletzt die Ankündigung der schritt-weisen Verdoppelung der bilateralen Entwicklungshilfe des Außenministeriums auf 154 Millionen Euro bis zum Jahr 2021. Ganz klar ein erster Schritt in die richtige Richtung – eine kohärente entwick-lungspolitische Strategie hat Österreich allerdings weiter-hin nicht. Die Verpfl ichtung auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Österreich vergangenen Herbst mit 192 anderen Staaten feierlich unterzeichnet hat, fordert einen solchen nationalen Plan für internationales Engage-ment dabei buchstäblich ein. Über die Trendwende in der heimischen Entwicklungspoli-tik lesen Sie ab Seite 16. Mehr über Österreichs Umgang mit den Entwicklungszielen ab Seite 36. Dass die heimischen Unternehmen in puncto Nach-haltigkeit teils schon weiter sind als die Politik, zeigt der Beitrag über den Trigos-Preis ab Seite 40. Das große Inter-view diesmal mit Raiffeisen-landesbank Oberösterreich-Boss Heinrich Schaller ab Seite 6.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201603IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Clemens Coudenhove-Kalergi, Katharina Kainz-Traxler, Michael Vysin, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 40.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die Ausgabe September | Oktober 2016 des corporAID Magazins erscheint am 25.08.2016 im WirtschaftsBlatt.EINE INITIATIVE VONGEFÖRDERT VONSeit 150 Jahren steht Rosenbauer für Innovation und wegweisende Technik im Bau von Feuerwehrfahrzeugen und Löschgeräten. Mit mehr als 3.000 Mitarbeitern und einem welt- weiten Service- und Vertriebsnetzwerk ist der Konzern in über 100 Ländern tätig.www.facebook.com/rosenbauergroupEinzigartig in der Technik.Vielseitig im Einsatz.www.rosenbauer.comWENN WIR NICHT DA WÄREN, WÜRDEN SIE UNS VERMISSEN.VerpackungssystemeFlaschenVerschlüsse & SpritzgussteilePreformsJeder Mensch begegnet mindestens einmal täglich einem ALPLA Produkt in Gestalt grenzenlos vielfältiger Kunststoffverpackungen für die unterschiedlichsten Inhalte –vom Duschgel über Motorenöl und Waschmittel bis hin zur Limonade. Mehr auf www.alpla.comInhaltINTERVIEW MIT HEINRICH SCHALLERWachstum mit den Kunden in der RegionLEITARTIKEL Marshall-PlanDIE AKTUELLE ZAHL 430EVENTS IM RÜCKBLICKTERMINE & NACHLESEglobal.businessOLYMPISCHE SOMMERSPIELEExklusionsspiele in Rio de Janeiro?ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEITTrendwendeINTERVIEW MIT MARTIN LEDOLTEREntwicklungshilfe ist nicht altruistischENTWICKLUNGSMÄRKTEBrücken über den Indischen Ozeannew.businessMEDIZINTOURISMUSBypass in BangkokFRUGAL INNOVATIONBesser einfach3ER GESPRÄCHRendite sucht Nachhaltigkeitethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtZIELE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNGBaustelle bessere WeltTRIGOS 2016Umweltschutz gewinntWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Aufschwung für Fabrik in Dhaka 6101042461112161820232428303334364044Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atBypass in Bangkok Augen lasern in Antalya, neue Hüfte in Hyderabad oder Bypass legen in Bangkok – alljährlich reisen Millionen Menschen für medizi-nische Eingriffe ins Ausland. Sie möchten Kosten sparen, Wartezeiten verkür-zen oder suchen eine Behandlung, die es in ihrer Heimat gar nicht gibt. Vom Milliardengeschäft Medizintourismus wollen immer mehr Länder profi tieren.24OLYMPISCHE SOMMERSPIELEExklusionsspiele in Rio de Janeiro?INTERVIEW MIT HEINRICH SCHALLERWachstum mit den Kunden in der Region05corporAID Magazin Juli | August 20163ER GESPRÄCHRendite sucht Nachhaltigkeit6123006FOTO: NINA BENNETT (ICEP)HEINRICH SCHALLER übernahm 2012 den Posten des Generaldirektors der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Der promovierte Jurist ist seit 1987 in der Finanzbranche tätig. Nach seinem Einstieg bei der Raiffeisen Zentralbank wechselte er 2000 zur RLB OÖ und 2006 als Vorstand zur Wiener Börse, um 2012 in den Raiffeisen-Konzern zurückzukehren. Neben seiner aktuellen Position hält der 56-jährige Oberösterreicher mehrere Aufsichtsratsmandate inne und ist Vorsitzender des Universitätsrats der Johannes Kepler Universität Linz. 07Wachstum mit den Kunden in der RegionInterviewFür Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, stehen die Firmenkunden in der Kernregion im Zentrum der Wachstumsstrategie. Die Bank sieht er dabei zunehmend in der Rolle eines Sparringpartners, der einen Beitrag zur Entwicklung der Wirtschaft und der gesamten Region leistet. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Wirtschaft nicht mit Vorschriften zu Tode regulieren. Schauen wir uns beispielsweise den Baubereich oder den Arbeitnehmerschutz an. Verstehen Sie mich nicht falsch: In diesen Bereichen sind Vorschriften wichtig, aber die Unternehmen müs-sen sie auch umsetzen können. Nur wird das in der betrieblichen Praxis immer schwieriger. Aber auch ausgabenseitig müs-sen wir in Österreich insbesondere durch eine Verwaltungsre-form unser Budget sanieren und die vor-handenen Steuermittel zielgerichtet in Bereiche investieren, die uns auch in Zukunft weiterbringen – oder die Steuerquote senken.Apropos Vorschriften: Wie ste-hen Sie zu der immer strenger wer-denden Bankenregulierung? SCHALLER: Die regulatorischen Rahmenbedingungen für Banken sind sehr herausfordernd. Vor der Finanzkrise war die Regulierung in zahlreichen Bereichen sicher zu gering, und viele Banken nutzten ihren Spielraum extrem aus. Ich denke aber, dass man mit den aktu-ellen Anforderungen bezüglich Governance und Kapitalaufl agen zum Teil weit über das Ziel hin-ausschießt. Banken sind schließ-lich dazu da, die Realwirtschaft zu unterstützen. Unser Haus nimmt diese Verantwortung massiv wahr und fi nanziert viele Unterneh-men in der Region. Wenn diese Es muss klar sein: Übertriebene Vorschriften schaden einer Volkswirtschaft.HEINRICH SCHALLERRegulierungswut so weitergeht, wird gerade das den Banken immer schwieriger gemacht. Irgendwann werden unsere eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten zu einem Problem für die Realwirt-schaft werden, weil diese sich nicht so entwickeln kann, wie sie sich entwickeln sollte. Es muss klar sein: Übertriebene Vor-schriften schaden einer Volkswirtschaft. Wo sehen Sie künf-tig die Wachstums-möglichkeiten für die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich?SCHALLER: Wir sind im Firmenkundengeschäft in Oberösterreich sehr stark, vor inzwischen fast 20 Jahren haben wir damit auch im süddeut-schen Raum Fuß gefasst. Wir sind zudem in Teilen Tschechiens aktiv. Das sind unsere Kernregionen, in denen wir insbesondere im Fir-menkundengeschäft wachsen wol-len. Das erreichen wir, indem wir unseren Kunden ein kostengünsti-ges und gutes Service bieten – und nicht, indem wir darauf warten, dass die Kunden zur Bank kommen und uns ihren Finanzierungsbe-darf schildern. Warten konnte man vielleicht früher einmal. Heute heißt Kundennähe, dass wir dem Kunden stets als Sparringpartner für seine Finanzierungsfragen zur Verfügung stehen und er immer im Bilde ist, welche Produkte wir für ihn bereithalten. Ich gehe CORPORAID: Wie schätzen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage ein? SCHALLER: Ich sehe die Situa-tion verhalten positiv. Die Indust-riebetriebe bringen nach wie vor sehr gute Ergebnisse, allerdings ist die Stimmung bei den Mana-gern ambivalent. Das mag damit zu tun haben, dass die Erwartun-gen an das Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit immer ten-denziell zu hoch waren und die Ziele schließlich nach unten revi-diert werden mussten. Wir sehen in Österreich zudem, dass der Konsum wieder anspringt, was aus meiner Sicht für die gesamte Wirtschaft ein sehr wesentlicher positiver Punkt ist. Was die Raiff-eisenlandesbank Oberösterreich anbelangt, so konnten wir im Jahr 2015 ein hervorragendes Ergebnis erwirtschaften. Wir haben unsere Eigenkapitalquote massiv gestärkt, und ich erwarte mir, dass wir auch in den kommenden Jahren gute Ergebnisse schreiben werden.Wie macht sich der Wirtschafts-standort Österreich im internatio-nalen Vergleich? SCHALLER: Viele österreichische Unternehmen haben bewiesen, dass sie im Exportgeschäft sehr erfolg-reich sind. Als Wirtschaftsstandort ist Österreich immer noch gut, aber man muss sehr aufpassen, nicht weiter zurückzufallen. Genau dahin geht aber der Trend, wie aktuelle Statistiken und Rankings im Ver-gleich zu anderen europäischen Staaten zeigen. Wir dürfen unsere ÅcorporAID Magazin Juli | August 2016davon aus, dass im Firmenkunden-geschäft der direkte Kontakt sehr wichtig bleiben und die Beziehung zwischen Bank und Unternehmen sich zu einer echten Partnerschaft entwickeln wird.Welchen Beitrag kann eine Raiff-eisen Landesbank zur Internationa-lisierung der österreichischen Wirt-schaft leisten? SCHALLER: Ein Fortschreiten der Internationalisierung ist immer mit Investitionen verbunden. Diese Investitionen müssen fi nanziert werden, und wo sollte ein Unterneh-men sich fi nanzieren wenn nicht bei seiner Bank? Das ist unsere ureigenste Aufgabe, die gerade wir als regional stark verankerte Bank bisher hervorragend erfüllt haben. Wir haben viele große Kun-den – auch in der Industrie. Es ist ja bekannt, dass Oberösterreich ein sehr starker Industriestandort ist. Diese Unternehmen sind sehr international aufgestellt. Dabei begleiten wir sie in vielerlei Hin-sicht – sei es bei Förderungen oder bei der Abwicklung ihrer fi nanziel-len Geschäfte im Ausland. Wir beraten Unternehmen auch dahingehend, mit wel-chen lokalen Stellen sie am besten in Kontakt treten. Insofern glaube ich, dass wir in Ober-österreich einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Wirtschaft geleistet haben und auch zukünftig leis-ten werden. Wie sieht es mit der Finanzierung von Geschäften in schwierigeren Märkten aus? SCHALLER: Direkte Finanzie-rungen bieten wir nur in unserer Kernregion an. Alles, was darüber hinausgeht, wickeln wir über die Raiffeisen Bank International ab, die insbesondere in Osteuropa über ein sehr breites Netzwerk verfügt. Zudem nutzen wir gemeinsam mit unseren Kunden die Angebote der Oesterreichischen Kontrollbank, insbesondere wenn es um Garan-tien für Auslandsgeschäfte geht. In unserem Fall betrifft das aber meist keine Finanzierungen in Ent-wicklungsländern. Wobei Genos-senschaftsbanken wie die unsere in einem weniger entwickelten Land sicherlich große Vorteile hätten. Wie geht eine Genossenschafts-bank mit dem Thema gesellschaftli-che Verantwortung um? SCHALLER: Das Thema hat bei uns einen sehr großen Stellenwert, denn wir sind eine Organisation, die sich der Region verbunden fühlt. Genos-senschaften sind ja entstanden, um sich gegenseitig zu unterstützen. Wir sind uns dieser Wurzeln sehr bewusst, daher sehen wir es immer noch als eine unserer Aufgaben, die Region weiterzubringen. Wir wollen nicht, dass Leute abwandern, weil es keine Arbeitsplätze gibt oder sie sich in ihrer Umgebung nicht mehr wohl fühlen. Daher ist es für uns auch wichtig, Gemeinden und regionale Vorhaben zu fi nanzieren. Wir sind dafür bekannt, dass wir uns, auch wenn es einmal schwie-riger ist, nicht sofort verabschie-den, sondern gemeinsam mit dem Kunden versuchen, diese Schwie-rigkeit zu überwinden. Das ist für eine Bank, die ihre Verantwortung wahrnimmt, ein ganz wesentlicher Punkt: Den Partner nicht im Stich zu lassen. Wir sind zudem der Mei-nung, dass wir auch soziale Einrich-tungen und gesellschaftliche Anlie-gen unterstützen sollten. Wenn ich mich richtig entsinne, investieren wir gemeinsam mit den Raiffeisen-banken vor Ort in Oberösterreich jedes Jahr rund fünf Mio. Euro in die Gesellschaft. Nach welchen Kriterien erfolgen diese Investitionen?SCHALLER: Wir haben 2012 eine Sponsoringstrategie entwickelt und uns intensiv damit beschäftigt, wie wir das ganze Thema auch in einen CSR-Kontext setzen können. Also weg von einem klassischen Spon-soring nach dem Motto: „Ich gebe Geld und darf dafür ein Transpa-rent aufstellen“, hin zu einer echten Kooperation und Zusammenarbeit. Wir fragen uns heute also: Wel-chen Beitrag und welches Know-how kann ich dem Partner bieten, und welchen Input kann er mir im Gegenzug anbieten? Was können wir voneinander lernen? Unsere Sponsoring-Strategie umschließt die Bereiche: Sport, Kunst, Gesell-schaft und Kultur, ob in Sozial-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsthe-men. Sie ist so breit gestreut, weil Raiffeisen nicht zuletzt aufgrund 08FOTOS: NINA BENNETT (ICEP), RLB OÖ corporAID MagazinJuli | August 2016HEINRICH SCHALLERim GesprächWir haben in Oberösterreich einen wesentlichen Beitrag zur Weiterent-wicklung der Wirtschaft geleistet.HEINRICH SCHALLERDie Raiffeisenlandesbank Oberösterreich bildet die zweite Stufe der Raiffeisen Banken-gruppe in Oberösterreich und ist gemessen an der Bilanzsumme die viertgrößte heimische Bank. Mit 52 Bankstellen betreut der RLB OÖ-Konzern einen Großteil der regionalen Unter-nehmen. Gemeinsam mit den 94 oberösterreichischen Raiff-eisenbanken und insgesamt rund 440 Bankstellen bildet sie die Raiffeisenbankengruppe OÖ mit mehr als 940.000 Kun-den. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über acht Standorte in Süddeutschland sowie eine Niederlassung in Prag. Die Konzernstruktur umfasst mehr als 150 vollkonso-lidierte Tochterunternehmen sowie weitere Beteiligungen an Unternehmen wie der Voestalpine oder der AMAG. Mit rund 2.800 Mitarbeitern (ohne Industriebeteiligungen) wurde 2015 ein Betriebsergebnis in Höhe von 281,5 Mio. Euro erzielt.der Geschichte einfach ebenso breit in der Gesellschaft verankert ist. Dabei wollen wir keine One Hit Wonder-Projekte fördern, weshalb wir darauf achten, wie diese weiterleben und sich weiterentwickeln können. Bei Ideen, die an uns herangetragen werden, geht es auch immer um die Frage: Welche Zukunftsvision steckt dahinter? Und was bringt es der Region? Wie sieht es mit gesellschaft-lichem Engagement abseits von Spenden und Sponsoring aus? SCHALLER: Wir sind als Unter-nehmen nicht nur Spender, son-dern auch Partner für Spendenor-ganisationen, vor allem durch die Bereitstellung von technischem Know-how für moderne Spenden-möglichkeiten. Wir unterstützen aber auch unsere Mitarbeiter bei ihrem ehrenamtlichen Engagement. Viele von ihnen sind bei Traditions-vereinen, Blaulichtinstitutionen, Zivilschutzorganisationen oder karitativen Einrichtungen tätig. Daher verfolgen wir im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie auch keinen dezidierten Corporate Volunteering-Ansatz, weil ich die Mitarbeiter nicht noch zusätzlich belasten möchte. Wir setzen hier vor allem auf fl exible Arbeitszeit-modelle, damit sie dieses wichtige Engagement mit ihrer Arbeit bei uns verbinden können. corporAID Magazin Juli | August 2016Sie haben vorhin CSR ange-sprochen. Wie ist die Raiff-eisenlandesbank Ober-österreich in diesem Bereich aufgestellt?SCHALLER: Für uns ist CSR nur ein Teil eines umfassende-ren Zugangs zu Nach-haltigkeit. Unter CSR subsummieren wir schwer-punktmäßig Themen wie Spenden, Förderungen und soziales Engage-ment. Bei Nachhaltigkeit geht es uns aber insbesondere um folgende Fra-gen: Wie kann ich meine Produkt-welt in diese Richtung entwickeln? Wie kann ich sinnvolle Finanzierun-gen für nachhaltige Projekte anbie-ten? Bestes Beispiel sind Sustainable Investment Fonds. Unsere Fonds-gesellschaft Kepler Fonds KAG ist seit dem Jahr 2000 mit Ethikfonds sehr erfolgreich – weil der Kunde das wünscht. Und zwar nicht nur der Privatkunde, sondern neben Pensionskassen, die dazu quasi ver-pfl ichtet sind, auch institutionelle Kunden, die eine Idee hinter ihren Investments wünschen und gewisse Themen ausgeschlossen wissen wol-len. Man spürt am Markt, dass die-ser Trend immer stärker wird und es nicht mehr nur um Glory Hunting bei Zinsen geht, sondern der Anleger sicherstellen möchte, dass sein Geld beispielsweise nicht für Kinderar-beit verwendet wird. Wo muss ein Unternehmen anset-zen, um zukunftsfähig zu bleiben?SCHALLER: Ich glaube, es war der Neckermann-Gründer, der einmal gesagt hat: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Das gilt auch für Unternehmen. Wir müssen die Herausforderun-gen unserer Zeit annehmen und versuchen, die unterschiedlichsten Entwicklungen positiv für uns zu nutzen, anstatt uns massiv davor zu fürchten. Das heißt: Ich muss mich anpassen und versu-chen, auch in Zukunft ganz vorne mit dabei zu sein. Im Bankenbereich ist beispiels-weise die Digitalisierung ein ganz wesentli-ches Thema. Wir müssen uns aber auch mit den Ent-wicklungen in der Industrie beschäf-tigen, weil wir auch zukünftig auf qualifi zierte Art und Weise beurtei-len können sollten, ob bestimmte neue Geschäftsmodelle von Erfolg gekrönt sein werden. Denn wenn wir hier völ-lig ahnungslos sind und die Chancen und Risiken nicht adäquat einschätzen können, besteht die Gefahr, dass wir die falschen Ent-wicklungen fi nanzieren anstatt jene, die tat-sächlich Erfolg haben werden.Vielen Dank für das Gespräch.Partner der RegionDAS UNTERNEHMENDAS RAIFFEISENFORUM in LinzWer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Das gilt auch für Unternehmen.HEINRICH SCHALLER09Next >