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Stimmt die Rechnung?corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 67 Õ JÄNNER | FEBER 2017CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONMilliardenmarkt: Leistbares Wohnenist weltweit gefragt Starke Marken aus Emerging Markets im Anfl ugDer IndustrielleCornelius Grupp ist mehr als nur InvestorDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGImpact Bonds gelten als the Next Big Thing der Entwicklungszusammenarbeit. Ob es diese innovative Finanzierungsform schafft, die Lücke zwischen dem, was funktioniert, und dem, was gemacht wird, zu schließen, ist noch offen.Jeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen.Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der Presse. Die Presse.com – Wir schreiben seit 1848. Haben Sie bereits von Dangote gehört? Wahrscheinlich nicht. Viele lesen unser Magazin ja nicht zuletzt auch deswegen, um über neue Phänomene und Initiativen im Kontext von Business und globaler Entwicklung zu erfahren. Dazu bringen wir ganz ausdrücklich Good News zu Globalisierung und Armutsbekämpfung und machen sichtbar, wie viel Entrepreneurship in Entwick-lungsländern bewegt. Dangote ist einer der bekanntesten Markennamen in Westafrika. Was sich dahinter verbirgt und welche anderen Marken sich in den Entwicklungsländern stark machen, erfahren Sie ab Seite 28. Ab Seite 36 lesen Sie, wie ein Kärntner Unternehmer mit Pumpen für die Wasserversor-gung den afrikanischen Markt erobern möchte; ab Seite 44, wie ein steirisches Unterneh-men in Zusammenarbeit mit der Austrian Development Agency den Sprung nach Afrika mit solarbetriebenen Ladege-räten wagt. Im Beitrag ab Seite 24 geht es um leistbare Wohn-lösungen rund um die Welt. Im großen Interview ab Seite 6 der Unternehmer Cornelius Grupp.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Jänner | Feber 201703IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Clemens Coudenhove-Kalergi, Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe März | April 2017 erscheint am 23.2.2017 in der Tageszeitung Die Presse.GEFÖRDERT VONEINE INITIATIVE VONSolidarität, Hilfe zur Selbsthilfe und Nachhaltigkeit sind die Prinzipien, auf die Raiffeisen seit 130 Jahren baut. Und gerade in einer Welt voller Veränderungen sind es diese Werte, die das Fundament für eine erfolg-reiche Zukunft bilden. www.rzb.atWissen, woher man kommt, führt zum Wissen, wohin man will.Werte schaffen.InhaltINTERVIEW MIT CORNELIUS GRUPPIch bin kein Investor, sondern UnternehmerLEITARTIKEL HjeZgaVi^kZDIE AKTUELLE ZAHL 86EVENTS IM RÜCKBLICKTERMINE & NACHLESEglobal.businessKLIMAZIELERückenwind für erneuerbare EnergieENTWICKLUNGSFINANZIERUNGGut gemacht statt gut gemeintnew.business LEISTBARES WOHNENVier Wände für die WeltENTWICKLUNGSLÄNDERStarke Markenethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtWEIHNACHTSGESCHENKELast minute, aber fair!INNOVATION FÜR ENTWICKLUNGWasser dank Solarkraft3ER GESPRÄCHMut zur LückeWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Powertab für Afrika 610104246111216212428313234363944Gut gemacht statt gut gemeint Die Entwicklungszusammenarbeit will Resultate sehen, fi nanziert in der Regel aber nach wie vor lieber vordefi -nierte Aktivitäten. Development Impact Bonds und andere ergebnisorientierte Finanzierungsmodelle fordern dieses traditionelle Denken heraus: Finanziert wird nämlich nicht – wie bisher oft üblich – der gut gemeinte Versuch eines Projekts, sondern nur dessen nachgewiesener Erfolg.16LEISTBARES WOHNENVier Wände für die WeltINTERVIEW MIT CORNELIUS GRUPPIch bin kein Investor, sondern Unternehmer05corporAID Magazin Jänner | Feber 20173ER GESPRÄCHMut zur LückeAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at2463906FOTO: MIHAI M. MITREADer deutsch-österreichische Industrielle CORNELIUS GRUPP ist Alleineigentümer der Unternehmensgruppe CAG Holding, zur der unter anderem der Verpackungs-mittelhersteller Tubex, die Neuman Aluminium Gruppe und der Glashersteller Stölzle-Oberglas gehören. Zudem ist Grupp Aufsichtsratsmitglied bei der Schöllerbank sowie der Schweizer SGS. Der 69-Jährige studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen, München und Inns-bruck und promovierte 1975. Zwei Jahre später erwarb er einen MBA an der INSEAD Business School in Fontainebleau.CORPORAID: Was bedeutet die Globalisierung für Ihre Unterneh-mensgruppe?GRUPP: Die Welt ist heute durch-gängig vernetzt, und die Grenzen zwischen den Ländern und Konti-nenten sind durchlässiger gewor-den. Die Menschen können von jedem Punkt der Erde aus mit ande-ren Menschen, egal wo immer sie sind, kommunizieren, miteinander etwas unternehmen und Handel treiben. Das ist eine riesige Errun-genschaft. Globalisierung hat für mich als Unternehmer schon immer vor allem geheißen, meinen Kunden zu folgen und bei dieser unglaubli-chen Ausweitung des Welthandels in den vergangenen Jahrzehnten dabei zu sein: Heute zählen wir 40 Standorte rund um den Globus, von China über Russland bis Süd-amerika. Was heißt das für den Standort Österreich?GRUPP: Österreich hat als klei-nes Land nicht zuletzt dank der Globalisierung über die Jahrzehnte einen ungeheuren Wohlstand erreicht. Dazu kommt, dass wir in den größten Konsummarkt der Welt eingebunden sind, nämlich in die Europäi-sche Union. Österreich ist ein Vorzeigemo-dell dafür, welche sozialen Errun-genschaften die Öffnung eines Lan-Die Unternehmensgruppe CAG Holding des Industriellen Cornelius Grupp ist breit aufgestellt und wächst genau dort, wo auch der Kunde wächst. Im Interview erklärt er, warum die CAG Holding in ihren Zielmärkten mehr als nur ein Investor sein will und wie er seine Unternehmen zukunftsfi t macht. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.des und die Teilnahme am interna-tionalen Wettbewerb mit sich brin-gen. Diese Entwicklung hat aber auch eine Schattenseite: Wir sind heute als Industriestandort mit rela-tiv hohen Kosten in der Produktion konfrontiert. Unsere Chance liegt daher in der Innovation. Und an diese Chance glaube ich aus ganz vielen Gründen. Wir haben ein aus-gezeichnetes Technologie-Niveau, auch die Ausbildung ist gut. Wir verfügen mit Osteuropa über ein hervorragendes Hinterland, wohin wir Teile der Produktion auslagern können, um in Österreich mit gut ausgebildeten Mitarbeitern die Ent-wicklungsarbeit zu betreiben und von hier aus die Märkte zu bear-beiten. Ich sehe Österreich auch in Zukunft in einer guten Position, wenn es uns gelingt, die neuen Erfordernisse hinsichtlich der zeitlichen und inhalt-lichen Gestaltung der Arbeit zu akzeptieren und die Flexibilität zu erhöhen.Teilen Sie die ver-breitete Kritik am Aus-bildungsniveau der Lehr-linge?GRUPP: Wir haben allein hier am niederösterreichischen Stand-ort Marktl heute rund 50 Lehrlinge, mit denen wir sehr zufrieden sind. Wir sind allerdings dank unse-res Standings in der Region in der glücklichen Lage, aus einem breiten Angebot an jungen Leuten unsere Ich bin kein Investor, sondern UnternehmerInterviewLehrlinge aussuchen zu können. Es stimmt aber, dass das Niveau jener, die sich für eine Lehrlingsausbil-dung entscheiden, aufs ganze Land gesehen tatsächlich immer niedri-ger wird. Viele junge Leute wollen heute nicht mehr Handwerker wer-den, woran auch das geringe Anse-hen des Handwerksberufs Schuld hat. Handwerk ist heute ein irrefüh-render Begriff, denn ein Handwer-ker verrichtet keine geistlose Hand-arbeit, sondern muss ja genauso mit dem Kopf arbeiten. Wir müssen den Beruf des Handwerkers als Gesell-schaft insgesamt wieder mehr zu schätzen lernen. Wo liegen Ihre Wachstums-märkte? GRUPP: Meine Unternehmens-gruppe ist sehr breit aufgestellt: Neuman entwickelt und pro-duziert Aluminiumteile, Stölzle Verpackungs-glas, Tubex ist Spezi-alist für Aluminium-Verpackungen, Prefa ein Hersteller von Dach- und Fassaden-systemen aus Alumi-nium, Glanzstoff Indus-tries verarbeitet Garne für technische und textile Anwen-dungen. Im Aluminium-Bereich sind wir sehr stark in der Automo-bilzulieferung tätig, und hier liegen die Wachstumsmärkte heute ohne Frage in Asien und Südamerika. Eigentlich sollte ich aber nicht von unseren, sondern von den Globalisierung hat für mich als Unternehmer schon immer vor allem geheißen, meinen Kunden zu folgen.CORNELIUS GRUPPcorporAID Magazin Jänner | Feber 2017Å07Wachstumsmärkten unserer Kun-den sprechen. Denn wir wachsen dort, wo unsere Kunden wachsen. Wie sehen Sie die Dynamik in China?GRUPP: Wir haben fünf Werke in China, alle im Aluminium-Bereich in der Hochtechnologie. Wir expor-tieren nichts aus China, sondern produzieren vor Ort ausschließlich für den chinesischen Markt. Man muss sich dabei darüber im Kla-ren sein, dass man als ausländi-sches Unternehmen in China nicht uneingeschränkt willkommen ist – letztlich wollen die Chinesen ja vor allem ihre eigene Industrie entwi-ckeln, von ausländischen Betrieben erwarten sich die Chinesen einen spezifi schen Nutzen. Dieser lag für uns bislang darin, unsere interna-tionalen Kunden zu begleiten und diese dabei zu unterstützen, in China einen Markt zu entwickeln. In diesem Markt bewegen sich inzwischen aber auch immer mehr lokale chinesische Unternehmen, die versuchen, unseren Know-how-Vorsprung wettzumachen. Um unsere Position in China langfristig halten zu können, müssen wir uns mit Innovationen am Markt behaupten und auch immer mehr an chinesische Unternehmen liefern. Langfristig werden sich in China chinesische Unternehmen durchsetzen – das sehe ich völlig illusionslos.Was halten Sie von der Kontro-verse um den Wachstumsbegriff?GRUPP: Wir müssen uns darü-ber im Klaren sein, dass wir Wirt-schaftswachstum brauchen. Das beginnt damit, dass die Weltbevöl-kerung wächst. Dieses Wachstum schafft Bedarf, der gedeckt werden muss. Auch wenn ich mehr Men-schen an unseren Lebensstandard heranführen will, geht das nicht ohne Wachstum – wie hätte China sonst in den vergangenen 30 Jahren hunderte Millionen Menschen aus der Armut herausführen sollen? Ich kann ja nicht ernsthaft argumen-tieren, dass man selbst alles hat, was man braucht, und die anderen sind mir egal. Wenn ich aufhöre, Langfristig werden sich in China chinesische Unterneh-men durchsetzen –das sehe ich völlig illusionslos.CORNELIUS GRUPPCORNELIUS GRUPP im GesprächcorporAID Magazin Jänner | Feber 201708FOTOS: MIHAI M. MITREA, CAGüber Wachstum nachzudenken, dann brauche ich auch nicht mehr über Innovation nachzudenken. Wie können Sie Wachstum und Nachhaltigkeit vereinbaren? GRUPP: Grundsätzlich arbeiten alle Unternehmen nur mit voll recy-celbaren Materialien: Aluminium, Glas, Garn. Dazu kommen unsere Biomasseanlagen. Wir setzen uns sehr ernsthaft mit Umweltschutz auseinander und warten auch beim Klimaschutz nicht auf gesetzli-che Bestimmungen, sondern ver-suchen, alle Unternehmen schon heute entsprechend auszurichten. Das betrifft beispielsweise den Umgang mit fossilen Werkstoffen, den effi zienten Energieeinsatz, die Errichtung von Abluftanlagen, die Aufbereitung von Prozessabwasser oder die Optimierung von Trans-portwegen. Ich bin überzeugt, dass diese Auseinandersetzung nieman-dem in der Industrie erspart blei-ben wird. Nachhaltigkeit wird auch immer stärker von den Kunden eingefor-dert. Da fragen dich Leute, von denen du es nicht erwarten würdest, wie viel recycelbares Material du einsetzt. Wenn du da keine Dokumenta-tion hast, bist du als Liefe-rant Geschichte. Nicht zuletzt deswegen erstellt jedes unserer Unternehmen jährlich einen Nach-haltigkeitsbericht, der Fortschritte und Ziele zu verschiedenen The-men aufzeigt. Mir ist das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig, auch wenn es gerade in diesem Bereich immer eine Herausforderung blei-ben wird, Anspruch und Realität zur Deckung zu bringen.Sie errichten derzeit einen neuen Standort in Mexiko. Welchen spezifi -schen Herausforderungen begegnet man in einem Schwellenland?GRUPP: Derzeit bauen wir in Guadalajara ein Werk im Umfeld der dort angesiedelten und für den US-Markt produzierenden Automo-bilwerke. Dabei war als erstes zu klären, ob wir unseren Betrieb in einem Industriepark errichten wol-len – wofür wir uns letztlich auch entschieden haben. Die technischen Fragen und die bauliche Errichtung Die CAG Holding ist eine international ausgerichtete Unterneh-mensgruppe, die auf die Produktion und Weiterverarbeitung zahlreicher Materialien wie etwa Aluminium, Glas, Viskose und Biomasse spezialisiert ist und unter anderem Verpackungsglas, technische Garne, Aluminiumdächer und Leichtbauteile für die KFZ-Industrie produziert. Insgesamt beschäftigen die dazu-gehörigen Unternehmen Neuman Aluminium, Tubex, Stölzle Oberglas und Glanzstoff Industries an 40 Standorten weltweit mehr als 8.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2015 einen Gesamtumsatz von mehr als 1,5 Mrd. Euro.des Werks sind dann vergleichs-weise Routine. Ein großes Thema ist die Rekrutierung von Mitarbei-tern. Wir haben uns in Guadala-jara das Niveau der universitären Ausbildung angeschaut. Wenn wir von dort unsere zukünftigen Mit-arbeiter bekommen wollen, müs-sen wir den Universitäten unsere Anforderungen vermitteln und sie auch dabei unterstützen, ihre Aus-bildung an diesen Anforderungen zu orientieren. Die Universitäten sind teilweise wirklich spärlich aus-gerüstet, da müssen wir mitunter Equipment fi nanzieren. Ich habe eine der Universi-täten sogar persönlich besucht und Stipen-dien gestiftet. Ein weiterer Punkt ist: Unsere Werke stehen übli-cherweise nicht in großen Städten, son-dern in ländlichen Regi-onen. Daher müssen wir uns die Infrastruktur rund um den zukünftigen Betrieb anschauen: Wo haben die Mitarbeiter Wohnun-gen? Wo gibt es Einkaufsmöglich-keiten? Wie kommen sie täglich ins Unternehmen? Diese Fragen stel-len sich in Ländern wie Brasilien, Mexiko oder China völlig anders als in Europa oder den USA. In diesen Ländern musst du auf eine ausdrückliche Weise präsent sein und dich auch als Unternehmen als guter Bürger erweisen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Wenn du als Investor gesehen wirst, der kommt und geht, wirst du scheitern. Wie schwierig ist es, auch in sol-chen Ländern gute Leute zu fi nden?GRUPP: An außereuropäischen Standorten sind Loyalität und die Identifi kation mit dem Unterneh-men ganz besonders wichtig. Wir müssen den potenziellen Mitar-beitern daher vermitteln, dass es Sinn macht, bei uns zu arbeiten. Das ist nicht nur in Mexiko so. Auch an unserem brasilianischen Standort in São Paulo gibt es viele Betriebsansiedlungen, was dazu führt, dass der Personalmarkt sehr hart umkämpft ist. Bildet man die Leute in Europa aus und schickt sie dann zurück – paff, werden sie abgeworben. Es ist in der Pra-xis wirklich ganz schwer zu sagen, auf wen du dich verlassen kannst. Technologie zu trans-ferieren ist die eine Seite, aber eine wirk-lich gute Mannschaft aufzustellen ist die größte Herausforde-rung.Was macht ein Unterneh-men zukunftsfähig?GRUPP: Das sind vor allem die Mitarbeiter: Menschen, die neugie-rig sind und offen bleiben, um in ihrem Umfeld und darüber hinaus mitzuwirken, und das auch mit Begeisterung tun. Auch deswegen beschäftigt mich die Frage, wie wir verhindern können, dass die Menschen in die Isolation rutschen und sich nur noch mit sich selbst beschäftigen. Ich brauche Mitarbei-ter, die Interessen haben, die außer-halb ihres ureigenen Ichs liegen. Diese Fragen bewegen mich. Ich habe hier in Marktl ein Wirtshaus errichtet, damit die Menschen sich wieder treffen, miteinander reden und sich in Vereinen engagieren – das alles braucht es, damit sie gerne hier leben. Sie tragen die Verantwortung für mehr als 8.000 Mitarbeiter. Wie lernt man, mit dieser Verantwor-tung umzugehen?GRUPP: Das weiß ich nicht, ich habe ehrlich keine Ahnung. Sicher hilft es, die Verantwortung zu spüren. Ich habe den Sitz meiner Unternehmensgruppe bewusst hier in Marktl und nicht in Wien gewählt. Aus einem Büro in der New Yorker 5th Avenue gelingt es dir wahrscheinlich gar nicht mehr, die Verantwortung zu spüren – weil du in den Unternehmen nur noch Bilanzpositionen siehst. Wenn du unmittelbar mit den Menschen zu tun hast und wenn du dich dem Betriebsalltag wirklich aussetzt, dann brauchst du nicht darüber nachzudenken, wie du Verantwor-tung für das Unternehmen lernst. Ich bin kein Investor, sondern ein Unternehmer, der Verantwortung hoffentlich so weitergibt, dass viele Mitarbeiter ebenfalls unternehme-risch denken. Das Unternehmen gehört mir, aber der Besitz als solcher ist ja kein wich-tiger Faktor, sondern beschleunigt nur die Entscheidungsprozesse, weil ich keine Kapitalei-gentümer fragen muss. Das eigentlich Schöne am Unternehmersein ist das Gestalten, Dinge wei-terzubringen und auch die Freiheit, die damit verbun-den ist. Vielen Dank für das Gespräch.09Vielseitige GruppeDAS UNTERNEHMENIn diesen Ländern musst du dich als guter Bürger erweisen. Wenn du als Investor gesehen wirst, der kommt und geht, wirst du scheitern.CORNELIUS GRUPPHEADQUARTER UND PRODUKTIONim niederösterreichischen MarktlcorporAID Magazin Jänner | Feber 2017Next >