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AID MÄRZ | APRIL 2017CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONStille mit Folgen: Hörverlust ist ein globales ProblemNeue Werkstoffe: Geschäftsmodell ResteverwertungEVN-VorstandStefan Szyszkowitz im InterviewENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGEmerging WineNoch ist er nicht die erste Wahl im Glas: Wein aus China, Thailand oder Bali. Doch immer mehr Produzenten jenseits klassischer Weinbaugebiete wollen sich mit Qualität und Innovation in der Branche etablieren.WeltMeisterÖsterreichDas Jahrbuch zum WirtschaftsstandortSichern Sie sich den Platz für Ihr Unternehmensportrait!Kontakt: Mag. Erich Danneberg, MAS Mag. Thomas Pargere.danneberg@medianet.at t.parger@medianet.att%JFHMPCBMFFYLMVTJWF7JTJUFOLBSUFWPO½TUFSSFJDIT&YQPSUJOEVTUSJFt-JFHUXFMUXFJUJOKFEFN"VFOIBOEFMTDFOUFSEFS8JSUTDIBGUTLBNNFSBVGt&SIÊMUMJDIJOEFVUTDIFSVOEFOHMJTDIFS4QSBDIFt FOUIÊMUVNGBTTFOEF1PSUSBJUTWPO½TUFSSFJDIT8FMUNBSLUGàISFSO )JEEFO$IBNQJPOTVOE7PS[FJHFVOUFSOFINFOt)PDIUFDIOPMPHJFVOE'PSTDIVOHTTUBOEPSUoXPTJDIEJF8FMUNFJTUFSEFS;VLVOGUmOEFOt#ÚSTFQMBU[8JFOoEJFXJDIUJHTUFO"LUJFOBVGFJOFN#MJDLMit dem corporAID Magazin versuchen wir, neue Sichtwei-sen auf Fragestellungen der Globalisierung aufzuzeigen, die Rolle von Unternehmen für die Schaffung von Wohlstand zu beleuchten und mit einem optimistischen Zugang Inputs zu einem differenzierten Den-ken über Wirtschaft und welt-weite Entwicklung zu liefern. Mit Hans Rosling ist Anfang Feber ein großes Vorbild für positive und faktenbasierte Informationsarbeit verstorben. Ich empfehle Ihnen, sich auf Youtube etwa seinen Vor-trag über die Bedeutung der Waschmaschine anzusehen.Welche transformative Kraft Out-of-the-box Denken in der Praxis entfalten kann, zei-gen innovative Unternehmer, die aus Abfällen neue Werk-stoffe entwickeln – im Beitrag ab Seite 30. Wie sich nachhalti-ger Tourismus in der Mongolei oder Costa Rica und erstklas-sige Weinkultur in Thailand oder China etablieren, lesen Sie ab Seite 16 bzw. 20. Über Afrika als Hoffnungsmarkt ab Seite 24. Das große Interview diesmal mit Stefan Szyszkowitz von der EVN ab Seite 6.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin März | April 201703IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe Mai | Juni 2017 erscheint am 27.4.2017 in der Tageszeitung Die Presse.GEFÖRDERT VONEINE INITIATIVE VONDie „Redaktion des Jahres“ wird von renommierten Journalisten für das Ranking des Fachmagazins „Der Österreichische Journalist“ gewählt.DiePresse.com/abo – Wir schreiben seit 1848. Redaktion der Jahre[…] 2013, 2014, 2015, 2016.InhaltINTERVIEW MIT STEFAN SZYSZKOWITZQualitätsanspruch NachhaltigkeitLEITARTIKEL PerspektivenDIE AKTUELLE ZAHL 55TERMINE & NACHLESEglobal.businessENTWICKLUNGStille mit FolgenNACHHALTIGER TOURISMUSZeit für besseren Urlaubnew.business EMERGING WINEEin guter Trop(f)en WeinNEUE MÄRKTEAfrica emergingethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtNEUE WERKSTOFFEInnovatives aus RestenKAFFEEMARKTDirekt vom BauernWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Weide statt Plastik 61010381112161920242728303336Ein guter Trop(f)en Wein Lange Zeit waren sich Weinexperten einig, dass Qualitätsweine nur zwischen dem 30. und dem 50. Breitengrad, also in Zonen gemäßigten Klimas produzierbar wären. „New Latitude Wines“, zu denen Herkunftsländer wie Thailand, Bali oder Äthiopien gehören, wollen beweisen, dass die alte Regel nicht länger gilt.20ENTWICKLUNGStille mit FolgenINTERVIEW MIT STEFAN SZYSZKOWITZQualitätsanspruch Nachhaltigkeit05corporAID Magazin März | April 2017NEUE WERKSTOFFEInnovatives aus RestenAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at6301206QualitätsanspruchNachhaltigkeitInterviewFür Stefan Szyszkowitz, Vorstandsmitglied des niederösterreichischen Energieversorgers EVN, entsteht die gesellschaftliche Akzeptanz eines Unternehmens aus einer glaubwürdigen nachhaltigen Positionierung heraus. Im Interview spricht er sich dafür aus, durch ein Poolen der internationalen Erfahrungen heimischer Unternehmen den Erfolg Österreichs am Weltmarkt zu fördern. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Warum wird Globalisierung oft in einen negativen Kontext gestellt?SZYSZKOWITZ: Hier wird leider gerne eine ideologische Debatte geführt, wobei ich überzeugt bin, dass eine solche zu diesem Thema keine Antworten liefern kann. Es geht vielmehr um Bewertungen, wie sie Menschen in ihrem tägli-chen Leben formen – im Kern ist das die Frage: „Was ist besser für mich?“ Hier ist vielmehr ein gesell-schaftlicher Diskurs angesagt, an dem sich die Unterneh-men selbstverständlich auch beteiligen müs-sen. Klar ist: Unsere jüngere Geschichte ist von enormer Effizienzsteigerung und Innovationskraft geprägt. Die moderne Gesellschaft erlebte in den vergangenen Jahrzehnten eine massive Beschleunigung. Aber wir sind gut beraten, dieser Dynamik im gesellschaftlichen Diskurs mit Mut und Zuversicht zu begegnen und uns nicht von Ängsten leiten zu lassen. Dabei spielt Information eine ganz entscheidende Rolle, Qua-lität und Verdichtung von Infor-mation, sowie Transparenz, die in einer offenen Gesellschaft gefordert ist, um sicherzustellen, dass nicht Fake-News den Diskurs prägen. CORPORAID: Was verbinden Sie mit dem Begriff der Globalisierung? SZYSZKOWITZ: Lassen Sie mich das mit meiner persönlichen Erfah-rung illustrieren: Rückblickend erstaunt es mich, wie wenig in mei-ner Schulzeit die Welt jenseits des Eisernen Vorhangs thematisiert wurde – man hatte diese Grenze einfach hingenommen. Die politi-schen und wirtschaftlichen Verän-derungen in der Folge von 1989 und durch den EU-Beitritt haben zu einer Neuaufstellung Österreichs in einer globalisierteren Welt geführt. Die damit einhergegangene Öff-nung und internati-onale Vernetzung ist heute bei Unternehmen, aber auch in breiten Teilen der Gesellschaft quasi Main-stream. Gleichzeitig hat die Globa-lisierung aber auch zu einer Sehn-sucht nach Regionalität geführt. Gerade die jüngsten internationalen Entwicklungen zeigen, dass viele vermeintliche Konstanten hinter-fragt werden – in den nächsten Jah-ren wird uns die Frage Internatio-nalität versus Regionalität weltweit massiv beschäftigen. Österreich ist jedenfalls gut beraten, sich für Internationalität zu entscheiden – wenn wir unseren Wohlstand hal-ten möchten, sehe ich hierzu wenig Alternativen. Wie können wir Wirtschafts-wachstum und nachhaltige Entwick-lung in Einklang bringen?SZYSZKOWITZ: Für mich ist wirt-schaftliches Wachstum vor allem einmal eine enorme Chance. Wir dürfen nicht vergessen, dass laut Daten der Vereinten Nationen das Wirtschaftswachstum der vergan-genen Jahrzehnte insbesondere auf globaler Ebene auch für arme Bevöl-kerungsschichten einen signifi kan-ten Wohlstandsgewinn gebracht hat. Wachstum und Nachhaltig-keit sind kein Widerspruch. Als Unternehmen ist man gefordert, seinen Eigentü-mern und Stakeholdern zu vermitteln, wie man Nach-haltigkeit und Wachstum in Balance bringt. Für die EVN als börsennotiertes Unter-nehmen im Mehrheits-besitz der öffentlichen Hand gilt das ganz besonders. Ein gutes Beispiel ist das Thema Energiesparen, was ja letztlich ein Minus an Geschäft bedeutet. Trotz-dem bieten wir Energieberatung an, weil Nachhal-tigkeit für uns vor allem Hier geht es um einen gesellschaftli-chen Diskurs, an dem sich die Unternehmen selbstverständlich beteiligen müssen.S. SZYSZKOWITZÅFOTO: MIHAI M. MITREA07STEFAN SZYSZKOWITZ ist seit 2011 im Vorstand des niederösterreichischen Energieversorgers EVN AG. Der studierte Jurist kam 1993 als Presse-sprecher zum Unternehmen und war von 2005 bis 2011 als Vorstand der EVN Bulgaria für das Südosteuropa-Geschäft zuständig. Szyszkowitz ist Mitglied des entwicklungspolitischen Beirats des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres.ein Qualitätsanspruch ist. Nach-haltigkeit prägt heute zudem in vielen Bereichen das zukünftige Wachstum. Nehmen Sie die EVN: Für uns rechnen sich Investitions-entscheidung meist erst nach Jahr-zehnten – daher ist es einfach rele-vant, dass man gerade unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit auch langfristig das Ver-trauen hat. Dazu kommt, dass man heute auch bei der Errichtung eines Windrads, einer Biomasseanlage oder eines Kleinwasser-kraftwerks derart expo-niert ist, dass man ohne eine nachhaltige Positionie-rung und dadurch gesellschaftli-che Akzeptanz gar nicht in der Lage ist, ein solches Projekt umzusetzen. Wir haben uns als zukunftsfähiges Unternehmen an diese Rahmen-bedingungen, wie ich meine, sehr gut angepasst: Die EVN ist heute der größte Nutzer von Biomasse für Wärmezwecke in Österreich und die Nummer zwei in der Windstromer-zeugung. Das hätte man vor Jahr-zehnten von der EVN nicht erwartet, aber es ist passiert. Wohin geht der Trend in der Energiewirtschaft? SZYSZKOWITZ: Die öffentliche Diskussion ist hier sehr stark von technologischen Entwicklungen geprägt. Für ein Energieversor-gungsunternehmen wie die EVN zählt aber neben der Verfügbarkeit von Cutting Edge-Technik auch die Akzeptanz der Gesellschaft, neue Technologien wo notwendig durch Förderungen zur Marktreife zu füh-ren. Wo sich in den vergangenen Jahren neue Erzeugungsformen eta-blieren konnten – wie bei Biomasse und Windkraft –, war das der Fall. Nur mit Technologiesprüngen, aber ohne einen gesellschaftlichen Kon-sens über die Förderungen dieser Erzeugungstechnologien wären wir nicht so weit gekommen. Für die Zukunft entscheidend ist aber nicht nur die Infrastruktur, sondern deren Verknüpfung mit den Möglichkeiten der Informationstech-nologie. Beispielsweise kann die Energiewirtschaft durch intelligente Steuerungssysteme Ressourcen effi -zienter nutzen. Damit die intelligente Energiewirtschaft ihr Potenzial auch wirklich ausschöpfen kann, braucht es einen Sprung in der Speichertech-nologie. Als integriertes Energie-versorgungsunternehmen befi nden wir uns nicht nur erzeugungsseitig sondern auch als Netzbetreiber in einem herausfordernden Umfeld, in dem wir trotz dynamischer Verände-rungen die Netzstabilität und damit die Versorgungssicherheit gewähr-leisten müssen. Weil wir hier mit einem zunehmend fragileren System konfrontiert sind, wird man sicher auch Marktmodelle für die Energie-bereitstellung entsprechend anpas-sen müssen. Abgesehen von der Technologie: Welche neuen Märkte sind für die EVN spannend?SZYSZKOWITZ: Der geographi-sche Scope der EVN wurde sehr stark durch die Veränderung der politischen Geographie Europas nach dem Fall des Eisernen Vor-hangs defi niert. Natürlich sind wir im Kern ein niederösterreichisches Unternehmen, machen heute aber rund die Hälfte unseres Umsatzes in mehr als zehn Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas. Zu unseren Kernmärkten zählen heute auch Bul-garien und Mazedonien, die wir seit mehr als zehn Jahren bei der Trans-formation begleiten. Das ist auch eine enorme Managementaufgabe. Ich sehe jetzt keine neuen Regionen, welche die EVN mit ihrer heutigen Struktur und mit der Breite, in der wir tätig sind, erschließen könnte. Anders ist das in der Umwelttech-nologie-Sparte, wo wir seit 2003 im Projektgeschäft tätig sind: Hier ver-ändert sich tatsächlich der Scope in Richtung arabischer Raum, weil dort derzeit moderne Infrastruktur im Wasserbereich stark gefragt ist. Es bestehen also konkrete und attrak-tive Möglichkeiten, um das beste-hende Wissen der EVN in neuen Regionen einzusetzen. Wie fi t sehen Sie die österrei-chische Wirtschaft für schwierige Märkte außerhalb Europas? SZYSZKOWITZ: Es gibt in Öster-reich eine ganze Reihe von Unter-nehmen, die weit internationaler tätig sind als die EVN. Vor allem die vielen Weltmarktführer müs-sen entsprechend global aufgestellt sein – im Vertrieb und oft auch in der Produktion. Wichtig wäre, deren Erfahrungen auf dem inter-nationalen Parkett allen zugänglich zu machen: Jede Erfolgsgeschichte 08FOTOS: MIHAI M. MITREA, EVNcorporAID MagazinMärz | April 201Jede Erfolgs-geschichte eines österreichischen Unternehmens sollte Teil des gemeinsamen Erfahrungspools sein.S. SZYSZKOWITZSTEFAN SZYSZKOWITZ im GesprächDie EVN AG ist ein börsennotiertes Energie- und Umweltdienstleistungs-unternehmen mit Sitz in Maria Enzersdorf bei Wien. Mehrheitseigentümer ist das Land Niederösterreich, mit 32 Prozent ist die staatliche Energie Baden-Württemberg beteiligt. Die EVN wurde im Jahr 1922 gegründet und ist heute größter Strom-, Gas- und Wärmeversorger in Niederösterreich. Neben der Strom- und Gasversorgung ist das Unternehmen auch in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und thermische Abfallverwertung tätig. In Summe ist die EVN aktuell in 13 Ländern tätig, unter anderem in Albanien, Mazedonien, Bulgarien und Kroatien. Mit rund 6.800 Mitarbeitern erwirtschaftete die EVN im Geschäftsjahr 2015/16 einen Umsatz von 2,0 Mrd. Euro. eines österreichischen Unterneh-mens sollte Teil des gemeinsamen Erfahrungspools sein. Die Außen-wirtschaft Austria ist hier sicher eine gute Plattform, um durch die-sen Dialog zu einer besseren inter-nationalen Positionierung der öster-reichischen Wirtschaft beizutragen. Welche Erfahrungen aus schwie-rigeren Märkten können Sie in die-sen Erfahrungspool einbringen?SZYSZKOWITZ: Beispielsweise dass man gerade bei langfristig ori-entierten Investitionen die wirklich intensive Auseinandersetzung mit dem Unternehmen und dem Markt unterschätzt. Die produzierende Industrie hat immer die Option, die Maschinen von Land A nach Land B zu übersiedeln. Wenn das Geschäft aber die Infrastruktur als solche ist, dann ist man an das Land gebun-den. Aus meiner Erfahrung in Bul-garien kann ich sagen, dass es eine ziemliche Herausforderung ist zu corporAID Magazin März | April 2017verstehen, wie ein Land und eine Gesellschaft funktionieren, auch und gerade im Bereich der kultu-rellen Identität. Ich gebe dazu ein Beispiel: Wir haben in Bulgarien bald bemerkt, dass die Schuhe der Einkaufsmanager auffällig teurer waren als die Schuhe vergleichba-rer Führungskräfte. Da nicht anzu-nehmen war, dass es sich um eine modische Implikation handelte, haben wir den Einkaufsprozess neu gestaltet und transparente Struk-turen eingeführt. Und wir haben gesehen, dass ein modernes Compli-ance Management und eine entspre-chende Wertekultur das Unterneh-men stärker machen und am Ende auch die Mitarbeiter schützen. Was bedeutet für Sie gesell-schaftliche Verantwortung von Unternehmen, kurz CSR?SZYSZKOWITZ: In den meisten österreichischen Unternehmen hat die Verantwortung für Mitarbeiter, Kunden und Umwelt vor allem von seiten der Eigentümer eine lange Tradition. Heute sind wir gefordert, Herausforderungen und Themen als Managementaufgabe zu defi nieren – und CSR ist gemanagte Nachhal-tigkeit und Verantwortung. Gerade im Infrastruktur- und Wassersek-tor ist CSR schon als Teil des Risi-komanagements ein langfristiger Erfolgsfaktor. Gerade hier gilt es, immer wieder abzuwägen, bei wel-chen Themen wir uns mittel- und langfristig in Richtung gesetzliche Vorschrift bewegen – und proaktiv damit umzugehen. Für ein Energie-versorgungsunternehmen ist Effi zi-enzsteigerung wahrscheinlich die größte Nachhaltigkeitsmaßnahme.Sie sind Mitglied des entwick-lungspolitischen Ausschusses. Wie sehen Sie die österreichische Entwicklungszusammenarbeit? SZYSZKOWITZ: Für mich ist es ein Privileg, meine Erfahrungen aus der Wirtschaft in die österreichi-sche Entwicklungspolitik einbringen zu können. Aktuell etwa in die im Kontext der Flücht-lingsfrage spannende Diskussion, wo man die Schwerpunkte für die nächste Zukunft setzen wird. Und natürlich bei der Frage, wo Unternehmen natürliche Partner der Entwicklungszusam-menarbeit sind und wie diese Part-nerschaften aussehen können. Die Globalen Ziele für nachhaltige Ent-wicklung geben hier einen guten Rahmen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Durch die SDG kann sich jeder Staat, jede Gesellschaft und auch jedes Unternehmen auf jene Bereiche fokussieren, bei denen man einen relevanten Beitrag leisten kann. Diese Diskussion „Was kann der Staat?“ und „Was kann der Privatsektor tun?“ hat eine neue Qua-lität, und das ist befruch-tend. Und da gehört dazu, dass man über den eige-nen Tellerrand hinaus-schaut und auch zulässt, dass Neues einen bewegt und inspiriert. Ich glaube, da sind wir auf dem richti-gen Weg.Vielen Dank für das Gespräch.Niederösterreichischer RundumversorgerDAS UNTERNEHMENEin modernes Com-pliance Management und eine entsprechende Wertekultur machen das Unternehmen stärker.S. SZYSZKOWITZEVN-ZENTRALE in Maria Enzersdorf09Next >