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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 M JULI | AUGUST 2017CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONRubble Master: Recycling-Profi aus LinzLady Mechanics: Frauenpower im „Männerberuf“A1 Telekom Austria-Boss Alejandro Plater im InterviewDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGSubtil an‘s ZielOb Energiesparen oder Korruptionsbekämpfung – oft braucht es nicht den erhobenen Zeigefi nger, sondern nur einen Schubser. Immer mehr Ländersetzen auf Nudging, damit ihre Bürger klügere Entscheidungen treffen.Zeit für Vielseitigkeit.Jetzt 6 Wochen testenDiePresse.com/sonntagstestIm corporAID Magazin bringen wir Good News zu Globalisie-rung und Armutsbekämpfung und machen sichtbar, wie viel Entrepreneurship in Ent-wicklungsländern bewegt. Auch der Beitrag heimischer Unternehmen für die globale Entwicklung ist hierzulande viel zu wenig bekannt. Mit Rubble Master verbinden wohl nur wenige ein Linzer Unter-nehmen, dessen hochspezi-alisierte Maschinen weltweit Bauschutt recyceln – mehr dazu ab Seite 24. Die Lady Mechanic Initiative verdient ebenfalls Aufmerksamkeit. Ihre Gründerin hat in Nige-ria geschafft, wovon man in Österreich nur träumt: näm-lich mehr als 1.000 Frauen zu Automechanikerinnen auszubilden – ab Seite 30. Was Nudging ist, erfahren Sie ab Seite 12. Im großen Interview ab Seite 6 Telekom Austria-Boss Alejandro Plater. Wie jedes Jahr berichten wir über den Nachhaltigkeitspreis Tri-gos – und damit auch über uns selbst. Denn ICEP hat heuer mit der RHI in der Kategorie beste internationale Partner-schaft gewonnen – ab Seite 34. Eine anregende Lektüre! EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201703IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Mariam Mirfattahi, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe September | Oktober 2017 erscheint am 31.8.2017 in der Tageszeitung Die Presse.MIT UNTERSTÜTZUNG VONEINE INITIATIVE VONDer Österreichische Wirtschaftsverlag und Weitsicht bieten Ihnen ein maßgeschneidertes Angebot, das Sie bei Ihrer Nachhaltigkeits-berichterstattung schneller ans Ziel bringt.IhrNachhaltigkeitsberichtist fertig.So gut wie fertig. Ob Einsteiger oder Profi: je nachdem, wo Sie mit Ihrer CSR-Aktivität stehen, hilft unsere Dienstleistung, Zeit und Geld zu sparen. Die CSR-ExpertInnen von Weitsicht und das nachhaltige Fachmedienhaus Wirtschaftsverlag haben in den letzten Jahren viel CSR-Know-how aufgebaut, von dem Sie jetzt profitieren können. Die Kombination aus Prozess-beratung und verlegerischer Kompetenz ist einmalig in Österreich.www.wirtschaftsverlag.atAlexandra AdlerCSR-Expertin, Geschäsführerin WEITSICHT OG büro für zukunsfähige wirtschaT +43 699 10 27 48 47a.adler@weitsicht.solutionswww.weitsicht.solutionsStefan BöckChefredakteur, CSR-ManagerÖsterreichischer WirtschasverlagT +43 1 546 64-380s.boeck@wirtschasverlag.atwww.wirtschasverlag.atWir beraten Sie gerne:InhaltINTERVIEW MIT ALEJANDRO PLATERLetztlich wird alles digitalisiertLEITARTIKEL Ganz nüchternDIE AKTUELLE ZAHL50TERMINE & NACHLESEglobal.businessNUDGINGGrünes Licht für sanftes SchubsenENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEITEinseitige Diätnew.business TRANSPORT INTERNATIONALLogistik der SonderklasseHIDDEN CHAMPIONVon Nepal bis zur Atacama-Wüsteethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtSOZIALUNTERNEHMENDer weltbeste Job für FrauenTRIGOS 2017Zur Nachahmung!WIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Galerie in Manila 61010381112161920242728303436Grünes Licht für sanftes SchubsenWie bringt man Menschen dazu, Steuern zeitgerecht zu zahlen, eißiger zu lernen oder Wasser zu sparen? Und das ganz ohne Vorschriften oder Verbote? Eine Antwort darauf heißt Nudging: Durch kleine Anreize soll Verhalten in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Das laut OECD „Mehr als ein Trend“-Thema gewinnt bei Regierungen und Entwicklungsorganisationen zunehmend an Boden.12HIDDEN CHAMPIONVon Nepal bis zur Atacama-WüsteINTERVIEW MIT ALEJANDRO PLATERLetztlich wird alles digitalisiert05corporAID Magazin Juli | August 2017SOZIALUNTERNEHMENDer weltbeste Job für FrauenAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at302406Letztlich wird alles digitalisiertInterviewFür Telekom Austria Group-CEO Alejandro Plater stehen bei der Digitalisierung die Chancen für Menschen, Unternehmen und Umwelt im Vordergrund. Doch starre Regulierungen machen es konvergenten Telekommunikationsanbietern nicht leicht, mit Onlineunternehmen mitzuhalten. Der gebürtige Argentinier steht zudem vor der Herausforderung, aus einer Gruppe von Landesgesellschaften einen Konzern mit einheitlicher Kultur zu formen.DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.noch das gleiche Bildungsangebot wie vor 50 Jahren, obwohl sich die Anforderungen durch die Globali-sierung drastisch verändert haben. Hier neue Impulse zu setzen, ist für die Zukunftsfähigkeit eines jeden Landes entscheidend. Wie beurteilen Sie Österreich als Wirtschaftsstandort? PLATER: Für Österreich sprechen zum einen seine zentrale Lage in der Mitte Europas, zum ande-ren die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften. Für ein Technologieunterneh-men wie die Telekom Austria Group geht es nicht primär um Lohn-kosten – das ist die Old Economy. In der New Eco-nomy zählt vor allem die Ver-fügbarkeit der richtigen Menschen mit den passenden Kompetenzen. Ein dritter Pluspunkt des Standorts Österreich ist die Wachstumspers-pektive in Mittel-, Ost- und Südost-europa. Dabei geht‘s nicht darum, dieses schöne Land zu verlassen, sondern von hier aus in die Nach-barregion zu schauen. Welche aktuellen Heraus-forderungen sehen Sie am Telekommunikationsmarkt?CORPORAID: Was verbinden Sie mit Globalisierung?PLATER: Österreich zählt wie viele andere europäische Länder zu den großen Gewinnern der Globalisie-rung. Das kann man gar nicht oft genug betonen – gerade weil es zu diesem Thema verbreitete Ängste gibt. Dabei ist die österreichische Wirtschaft mit ihrer starken indus-triellen Basis und den zahlreichen mittelständischen Unterneh-men wirklich gut aufge-stellt. Diese Firmen sind hochspezialisiert und gehören in ihren jewei-ligen Segmenten zur Weltspitze, sei es bei Spezialausrüstung für die Luft- und Raumfahrt oder als Zulieferer für die Automobilindustrie. Ohne Glo-balisierung wären das Wachstum und der weltweite Erfolg von öster-reichischen Nischenplayern nicht möglich gewesen. Eine zentrale Her-ausforderung sehe ich im Bereich Bildung, diese ist in der globalisier-ten Welt ein wichtiges Asset. Das gilt für den Einzelnen, der sich dadurch positionieren und orientieren kann, ebenso wie für Gesellschaften ins-gesamt. Wenn wir es wirtschaftlich betrachten, gibt es im Prinzip immer PLATER: Wir sind von einem Kon-volut an Regulierungen umgeben, das vor 20 Jahren für eine völlig andere Branche geschaffen wurde: Das Festnetz ist stark reguliert, wobei viele Menschen heute gar keinen Festnetzanschluss mehr nut-zen. Hinzu kommt, dass sich in der IKT-Branche Wertschöpfung immer mehr in Richtung Online-Geschäfts-modelle verlagert. Und dieses Seg-ment ist praktisch überhaupt nicht reguliert. Für uns als konvergentes Telekommunikationsunternehmen stellt das im Vergleich zu Firmen wie Amazon oder Spotify einen gro-ßen Wettbewerbsnachteil dar. Wir haben unseren Unternehmenssitz in Österreich, zahlen hier Steuern und halten uns an Arbeits- und Umweltgesetze. Mein Mitbe-werb sitzt in Irland, wo er fast keine Steuern zahlt – das ist ausgesprochen unfair und für uns als Unternehmen die größte Herausforderung. Ohne Level-Playing-Field kann es keinen Wett-bewerb auf Augen-höhe geben! Die zweite große Herausfor-derung ist die Ohne Globalisierung wären das Wachs-tum und der weltweite Erfolg von österreichi-schen Nischenplayern nicht möglich gewesen.A. PLATERÅFOTO: CHRISTOPH EDER07ALEJANDRO PLATER ist seit August 2015 CEO der Telekom Austria Group. Der gebürtige Argentinier studierte Betriebswirtschaft an der Universität Buenos Aires und absolvierte mehrere postgraduale Management-Ausbildungen an der Columbia University und der Wharton School in den USA sowie an der London Business School. Vor seinem Eintritt in die Telekom Austria Group war der heute 50-Jährige knapp 18 Jahre lang beim schwedischen Telekom-munikationsunternehmen Ericsson tätig und blickt auf eine internationale Karriere in Argentinien, Schweden und Mexiko zurück.Die Telekom Austria Group ist ein börsennotierter Telekommuni-kationskonzern mit Sitz in Wien, der in den späten 1990er Jahren aus Teilen der damals staatlichen Post- und Telegrafenverwal-tung entstand. Nach Akquisitionen stellt das Unternehmen heute 24 Millionen Kunden in Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Bulgarien und Weißrussland digitale Services und Kommunikationslösungen bereit. Mehrheitseigentümer ist seit 2014 die mexikanische América Móvil, die Republik Österreich hält rund 28 Prozent der Aktien. Im Geschäftsjahr 2016 erwirt-schaftete die Gruppe mit mehr als 18.000 Beschäftigten einen Umsatz von 4,21 Mrd. Euro. Erwartungshaltung, dass in der Tele-kommunikation alles immer günsti-ger wird. Wir müssen Konsumenten und Regierungen klarmachen, dass es einen unmittelbaren Zusammen-hang zwischen dem Preisniveau und unseren Umsätzen auf der einen und unseren Möglichkeiten für Infra-strukturinvestitionen auf der anderen Seite gibt. Und dass zu niedrige Investi-tionen in eine moderne Telekommunikationsin-frastruktur langfristig schlecht für ein Land sind.Wie sieht in diesem schwierigen Wettbewerbsum-feld die Wachstumsstrategie der Telekom Austria Group aus?PLATER: Auch unser Wachstum wird zukünftig vor allem online stattfi nden. Für uns geht es dabei stark um die Entkoppelung von physischer und virtueller Inf-rastruktur insbesondere durch Cloud-basierte Services. Das zweite Thema sind Zukäufe, wobei wir aktuell in Europa keinen großen Appetit nach Konsolidierung wahrnehmen. Dabei gibt es immer noch zu viele Player, weshalb in dem derzeitigen hochkompetitiven Umfeld wie erwähnt zu wenig Raum für Infrastrukturin-vestitionen bleibt. Unsere dritte Wachstumsstrategie setzt darauf, die steigen-den Datenvolumina ange-messen zu monetarisieren. Dazu haben wir Anfang des Jahres mit A1 Digital eine Tochtergesellschaft gegründet, die hier neue Geschäfts-felder identifi zieren und entspre-chende Geschäftsmodelle entwi-ckeln soll. Wie sehen Sie insgesamt den Zusammenhang zwischen Wachs-tum und Nachhaltigkeit?PLATER: Es gibt eine Obsession mit Wachstum, wobei sich des-sen Qualität in den kom-menden zehn Jahren verändern wird. Wir werden weniger Res-sourcen konsumieren müssen – die heutige Abfallmenge ist eigent-lich verrückt. Die gute Nachricht ist, dass die Digita-lisierung hier vielfältige Lösungen bereithält. Wenn Ihnen vor zwanzig Jahren ein Lied gefallen hat, haben Sie eine CD gekauft, auf der Sie von 14 Liedern genau dieses eine hören wollten. Irgendwann mochten Sie das auch nicht mehr und haben die CD weggeworfen – schade um das Plastik und Metall. Heute kon-sumieren Sie Musik online und haben jederzeit Zugang zu Millio-nen Songs. Das hat viele Vorteile: Neben einer besseren Customer Experience verbrauchen Streaming-Dienste dank effi zienter Datenzen-tren signifi kant weniger Ressour-cen. Ähnlich große Schritte in der Digitalisierung sehen wir heute bei Video. Letztendlich wird alles digi-talisiert werden, das sich irgendwie digitalisieren lässt. Denken Sie nur, wie viele Ressourcen man beispiels-weise durch Telemedizin einsparen kann – wenn Sie nicht mehr zum Arzt in eine klimatisierte Praxis fahren müssen, sondern online eine Diagnose erhalten können. Für mich ist klar: Je mehr Services wir digita-lisieren, desto besser ist das für den Einzelnen und für die Umwelt.Sie zeichnen ein sehr positives Bild von Digitalisierung. PLATER: Natürlich sind mit der Digitalisierung auch Ängste verbun-den, beispielsweise der Verlust von Arbeitsplätzen. Meines Erachtens sind diese weitgehend unbegrün-det, vielmehr überwiegen für mich die neuen Möglichkeiten. Das Motto der Telekom Austria Group lautet „Empowering Digital Life“, und genau das wollen wir. Bei der Digita-lisierung geht es ja nicht um soziale Medien, sondern um Technologien, die Wertschöpfungsketten, Organi-sationsstrukturen und Geschäfts-modelle fundamental verändern. Unternehmen sollten daher analy-sieren, wie sie die Digitalisierung betreffen wird und wie sie mit deren Chancen und Herausforderungen bestmöglich umgehen können. Wir als Telekom Austria Group sehen uns hier als professionellen Partner, weil wir uns im Zentrum dieser Entwicklung befi nden – in einem Ökosystem, das täglich mit unglaublicher Innovationskraft neue Applikationen und Dienstleistungen hervorbringt. Zum einen wollen wir mit Best-in-class-Konnektivität jedem Zugang zur digitalen Welt eröffnen, und zum anderen wollen wir Menschen und Unternehmen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, um die Chancen der Digitalisierung für sich zu nutzen. Im internationalen Vergleich befi ndet sich Österreich hier nur im unteren Mittelfeld – das möchten wir ändern!corporAID Magazin Juli | August 2017Vom Festnetz in die CloudLetztendlich wird alles digitalisiert werden, das sich irgendwie digitalisieren lässt.A. PLATERHEADQUARTER der Telekom Austria Group in WienDAS UNTERNEHMENFOTOS: CHRISTOPH EDER, TELEKOM AUSTRIA GROUPcorporAID Magazin Juli | August 2017Kann die Telekom Austria Group von IKT-Unternehmen in anderen Regionen, auch Emerging Markets, etwas lernen?PLATER: In einigen Regionen wur-den einzelne Technologieschritte übersprungen, in vielen afrikani-schen Ländern gibt es kaum Zugang zu klassischer Infrastruktur wie Festnetzanschlüssen, aber auch zu Bankfilialen. Daher sind dort mobile Lösungen und digitales Banking deutlich verbreiteter als bei uns. In Lateinamerika sehen wir Ähnliches im Gesundheitsbereich: Weil es an Ressourcen für eine flächende-ckende Versorgung fehlt, setzt man dort zunehmend auf digitale Lösun-gen. Das bringt sehr effizient medizi-nische Versorgung zu Menschen, die diese sonst nicht erhalten würden. In vielen Fällen wäre Telemedizin auch in entwickelten Ländern eine kostengünstige und leistungsfähige Option – nur ist es bei uns deutlich schwieriger, die Menschen zu überzeugen, erst einmal eine App zu verwenden und nicht gleich zum Arzt zu gehen. Welche Bedeutung hat unternehmerische Verantwortung für die Telekom Austria Group?PLATER: Seit 2010 ver-fügt die Telekom Austria Group über ein konzernweites integriertes Nachhaltigkeitsmanagementsys-tem, das wir laufend weiterentwi-ckeln. Der zuständige Bereich berich-tet direkt an mich. Wir verfolgen dabei drei Ansätze: Zum einen geht es darum, wie wir über die Erfül-lung gesetzlicher Auflagen hinaus unsere Geschäftstätigkeit ausüben. Der zweite Ansatz betrifft unseren ökologischen Fußabdruck, wo wir uns beispielsweise Klimaschutzziele gesetzt haben. Besonders stolz sind wir auf unsere Fortschritte beim grünen Telekommunikationsnetz – seit 2014 betreibt A1 sein Netz CO2-neutral. In anderen Bereichen gibt es noch einiges zu tun, von der Adaptierung von Gebäuden bis hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen und Videokonferenzen, die unnö-tige Wege vermeiden. Dazu kommt unser gesellschaftliches Engage-ment, etwa durch unsere Initiative „A1 Internet für Alle“, die Kindern und älteren Personen digitale Kom-petenzen vermittelt. Ein weiteres, mir persönlich sehr wichtiges Thema ist Diversität: Als ich 2015 zum CEO der Telekom Aus-tria Group bestellt wurde, waren so gut wie alle Managementpositionen mit männlichen Österreichern zwi-schen 40 und 50 Jahren besetzt. Das war mir zu stereotyp, weswegen ich Schritt für Schritt mehr Frauen ins Top- und mittlere Management gebracht und vielfältigere Teams zusammengestellt habe. In den Tochtergesellschaften wiederum set-zen wir heute auf lokales Manage-ment: In Bulgarien leitet ein Bulgare die Geschäfte, in Mazedonien ein Mazedonier. Der Schritt in Richtung Diversität war groß und wichtig. Wie wichtig ist eine Manage-ment- und Unternehmenskultur für Veränderungen?PLATER: Viele Mitarbeiter haben sich von mir als CEO erwartet, dass ich ab jetzt sage, was wie zu tun ist. Ich bin aber nicht diese Art von Chef, son-dern sehe meine Auf-gabe darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem Ideen entstehen und effizient umgesetzt werden können. Ich habe zuvor beim schwedischen Unternehmen Ericsson gearbei-tet, das einen globalen Mindset hat und dementsprechend eine starke weltweite Unternehmenskultur. Bei der Telekom Austria Group sind wir noch nicht so weit, denn der Kon-zern hat seine Tochtergesellschaften bis vor wenigen Jahren als isolierte Einheiten geführt. Ich arbeite daran, eine gemeinsame Unternehmens-kultur zu etablieren. Wir haben etwa ein konzernweites Social Media Tool namens Workplace im Einsatz, durch das alle Mitarbeiter in thema-tischen Gruppen kommunizieren, neue Lösungen finden und ihr Wis-sen teilen können. Diese vernetzte Kommunikation bringt wichtige Impulse für Innovationen und hilft beim Aufbau einer Unternehmens-kultur, die sich nicht mehr an Län-dereinheiten, sondern an einem inte-grierten Unternehmen orientiert. Aber da haben wir noch ein Stück Weg vor uns. Vielen Dank für das Gespräch.Viele Mitarbeiter haben sich von mir als CEO erwartet, dass ich ab jetzt sage, was wie zu tun ist. Ich bin aber nicht diese Art von Chef. A. PLATER09ALEJANDRO PLATER im GesprächNext >