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corporAID MagazinP.B.B. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN 13Z039704 MAUSGABE 74 Õ MÄRZ | APRIL 2018CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGBranche mit Potenzial: Mode „Made in Africa“Von Weiz in die Welt: Unternehmer Christian Knill im InterviewOb Sackerl, Flaschen oder Becher – Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Ozeanen. Das Problem ist mittlerweile so groß, dass die Politik mit Verboten und Einfuhrbeschränkungen reagiert. Innovative Sozialunternehmer versuchen indes, dem Plastikmüll selbst einen Mehrwert zu geben.Städtische Hitze: Auf der Suche nach AbkühlungKampf gegen die Plastikfl utwww.post.at/co2neutralWir sind uns der Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst. Deshalb setzen wir Maßnahmen, die unseren ökologischen Fußabdruck verringern. Wir haben die größte E-Fahrzeugflotte Österreichs, konsumieren „grünen“ Strom, produzieren mit zwei Photovoltaikanlagen auch selbst Energie und kompensieren alle anfallenden CO2-Emissionen. Darum sind wir das einzige Logistikunternehmen, das alle Sendungen in Österreich CO2-neutral zustellen kann.Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post.Es steckt vielGrün im Gelb.█COC-Neutrale Logistik█für unser Klima.█Es steckt vielGrün im Gelb.█CO2-Neutrale Logistik██für unser Klima.█Die Globalisierung bringt für viele Menschen gerade auch in Schwellen- und Entwicklungs-ländern mehr Wohlstand. Mit dem weltweiten Wirtschafts-wachstum werden aber auch die Umweltherausforderungen global. Das corporAID Maga-zin zeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften einen realen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Sozial- und Ökosystemen in Afrika, Asien oder Latein-amerika leisten kann. Lesen Sie ab Seite 12, wie sich Städte weltweit auf die zunehmende Hitze einstellen. Ab Seite 33 ein Beitrag dazu, wie internationale Unternehmen und NGO gemeinsam erste Schritte gegen die Plastik-verschmutzung der Meere setzen. Ab Seite 16 fi nden Sie – im Kontext von zehn Jahren Oesterreichische Entwick-lungsbank – einen Beitrag, wie europäische Entwick-lungsbanken den Privatsektor global stärken. Ab Seite 30 erfahren Sie, wo in Österreich „Nachhaltigkeit“ studiert wer-den kann. Im großen Interview in diesem Heft: Christian Knill vom gleichnamigen Mittel-ständler aus Weiz (ab Seite 6).Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin März | April 201803IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderChef vom Dienst: Melanie Pölzinger | Grafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Nina Bennett, n.bennett@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe Mai | Juni 2018 erscheint am 26.4.2018 in der Tageszeitung Die Presse.MIT UNTERSTÜTZUNG VONEINE INITIATIVE VONJeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen.Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der Presse. DiePresse.com – Wir schreiben seit 1848. Alle Inhalte, digital und gedruckt:Jetzt 3 Wochen kostenlos lesenDiePresse.com/testenInhalt05corporAID Magazin März | April 2018INTERVIEW MIT CHRISTIAN KNILLMittelständler unter StromLEITARTIKEL StrategischDIE AKTUELLE ZAHL 25EVENTS IM RÜCKBLICKTERMINE & NACHLESEglobal.businessURBANE ENTWICKLUNG Immer heißer in der StadtINTERVIEW MIT NANNO KLEITERPOhne Rendite keine GlaubwürdigkeitENTWICKLUNGSBANKZehn Jahre OeEBnew.business EMERGING FASHIONAfrika en vogueEU-AUSSENHILFEEuropeAid mit neuer Schieneethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtAUS- UND WEITERBILDUNGVerantwortung am StundenplanSOZIALUNTERNEHMENWeniger Plastik im MeerWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Ein starker Finanzsektor für Moldau 610102338111216181920242728303336Weniger Plastik im Meer Ein kanadisches Start-up hat den Kampf gegen Plastik im Meer aufgenommen und sich zugleich der Armutsbekämp-fung verschrieben. In Haiti und auf den Philippinen ist die Plastic Bank bereits aktiv, Ziel ist ein globales Roll-out. Die Idee fi ndet weltweit Beachtung, Partnerschaften mit Unternehmen geben dem Vorhaben Rückenwind.33URBANE ENTWICKLUNGImmer heißer in der StadtINTERVIEW MIT CHRISTIAN KNILLMittelständler unter StromEMERGING FASHIONAfrika en vogueAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at6122006Mittelständler unter StromInterviewCORPORAID: Welche Schlagworte verbinden Sie mit Globalisierung?KNILL: Globalisierung hat für mich persönlich vor allem den Touch der Freiheit. Aus wirtschaft-licher Sicht bedeutet Globalisierung neue Möglichkeiten durch die Öff-nung von Märkten. Für die meisten Mittelständler war früher Öster-reich der Markt, dann ist Europa dazu gekommen, dann Asien und heute ist praktisch die ganze Welt ein potenzieller Markt. Dabei wird natürlich auch der Wett-bewerb immer härter: Sowohl im Absatz als auch in der Beschaf-fung und selbst im Per-sonalbereich bewegen wir uns heute auf glo-baler Ebene. Der Begriff Globalisie-rung ist oft negativ besetzt. Wie erklären Sie sich das? KNILL: Österreich gehört zu den größten Profi teuren der Globali-sierung – das zeigt beispielsweise der Globalisierungsindex der ETH Zürich, wo wir an vierter Stelle liegen. Gleichzeitig gibt es ein-fach sehr viele Menschen, die sehr gerne in geordneten und immer gleichen Verhältnissen leben. Glo-balisierung bedeutet aber Verände-rung, ich muss etwa plötzlich im Unternehmen Englisch sprechen, mit chinesischen Lieferanten ver-handeln, mich mit anderen Kultu-ren auseinandersetzen. Das heißt, man muss anders arbeiten, und der Mensch ist leider einfach nicht sehr Christian Knill, Miteigentümer der Knill Gruppe, sieht sein Unternehmen dank Globalisierung und der Dynamik im Ausbau von Energieversorgung ständig in Bewegung. Dabei setzt der steirische Mittelständler nicht vorwiegend auf bahnbrechende Innovationen, sondern auf die gezielte Erfüllung von Kundenwünschen. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.veränderungswillig. Dazu kommt vor allem in Europa die verbreitete Angst der Menschen, dass ihnen jemand etwas wegnimmt. Ist Österreich ein guter Stand-ort für international tätige Unternehmen?KNILL: Für die Beantwortung dieser Frage spielen drei Themen eine wichtige Rolle: Die Standort-kosten, die Infrastruktur und das Bildungsniveau. Bei den Stand-ortkosten liegen wir im Grunde gar nicht schlecht. Manche energieintensive Indust-rien beklagen zwar die im Vergleich zu ande-ren Ländern hohen Energiekosten, für die große Masse der Unternehmen ist das aber praktisch wenig rele-vant. Hinzu kommt, dass wir schon ein sehr verwaltetes Land sind. Hier gibt es einiges an Ver-besserungspotenzial. Was die Infra-struktur betrifft: Österreich ist nun einmal ein Binnenland und damit vom LKW- und Eisenbahntrans-port abhängig. Das ist kostenseitig kein großes Thema – anders als die Erreichbarkeit von manchen Stand-orten in den Regionen. Wenn man unser Verkehrsnetz mit dem der Schweiz vergleicht, sind wir fast ein Entwicklungsland. Und beim Bil-dungsniveau ist es einfach so, dass Österreich mit seinem teilweise immer noch theresianischen Schul-system aus dem 18. Jahrhundert bei Digitalisierung und der Nutzung von Wenn wir auch in 50 Jahren noch auf Top-Niveau sein wol-len, dürfen wir nicht den Status Quo einzementieren.C. KNILLneuen Technologien nicht mithalten kann. Wir müssen verstärkt auf jene zukunftsträchtigen Skills setzen, die unser Nachwuchs benötigt. Lei-der ist das Bildungssystem hier sehr träge. Im Großen und Ganzen sind aber gerade unsere Facharbeiter ein großes Asset – unser duales Aus-bildungssystem ist einzigartig auf der ganzen Welt. Wenn wir auch in 50 Jahren noch auf Top-Niveau sein wollen, dürfen wir aber nicht den Status Quo einzementieren. In welchen Regionen liegen Ihre Wachstumsmärkte?KNILL: Wir sind schon seit einigen Jahren erfolgreich in Indien tätig. Auch Südostasien und Australien sind für uns interessante Wachs-tumsmärkte. Ein Zielmarkt, in dem wir bisher noch nicht aktiv waren, sind nach wie vor die USA. Hier ist die Herausforderung, dass wir dafür erst einmal unser gesamtes Produktspekt-rum an die dortigen Standards anpassen und eine breite Vertriebsstruk-tur aufbauen müssten. Auch Lateinamerika ist nicht unin-teressant, hier verfügen wir über ein laufen-des Geschäft, haben aber nicht vor, in nächs-ter Zukunft zu investieren. FOTO: MIHAI M. MITREAÅcorporAID Magazin März | April 201807CHRISTIAN KNILL ist seit 2002 CEO der Energiesparte der Knill Gruppe, die er gemeinsam mit seinem Bruder Georg in zwölfter Generation leitet. Der 48-jährige Steirer studierte Betriebswirtschaft in Graz und sammelte früh Erfahrung im familien-eigenen Betrieb. Knill ist heute zudem Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie. Wie sieht es mit Afrika aus?KNILL: Den afrikanischen Markt bearbeiten wir indirekt über unser indisches Joint-Venture, von dem uns 74 Prozent gehören. Wir haben in Indien selbst eine starke Markt-position und gehen mit indischen Baufi rmen auch nach Subsahara-Afrika. Unser Markt funktioniert nämlich so, dass Energiever-sorger Neubauten inter-national ausschreiben, und die Baufi rma, die den Auftrag erhält, bestellt die entspre-chende Technik bei Sublieferanten – unter anderem bei uns, weil indische Unternehmen eben primär indische Liefe-ranten suchen. Da sind wir gut im Geschäft, weil wir die günstigere Fertigung in Indien nützen und den afrikanischen Markt mit die-sen Produkten bedienen. Außerdem kenne ich keine österreichische Baufi rma, die im Energiebereich in Afrika nennenswert tätig wäre. Afrika liegt allgemein nicht am Radar heimischer Unternehmen. Warum ist das so?KNILL: Ich kann Ihnen sagen, warum wir in Afrika nicht viel machen: Ich habe dort keine Rechtssicherheit. Und in vie-len Ländern wie beispiels-weise Nigeria ist Kor-ruption so verbreitet, dass ich kein Interesse habe, mir dort die Fin-ger zu verbrennen. Gerade im Energiebereich ist Afrika auch ein Finanzierungsthema. Zwar gibt es einen großen Bedarf, aber der entsprechende Ausbau passiert bei Weitem nicht – nach-vollziehbarer Weise: Denn wer dort Geld in die Errichtung von Leitungen investiert, muss sich schon sehr sicher sein, dass deren Nutzung dann wirklich abgegolten wird und er sein Geld auch wieder herausbekommt. Wie handhaben Sie die Integration von Firmen in Emerging Markets in die Unternehmens-gruppe?KNILL: Bei grundle-genden Management-Tools setzen wir auf einheitliche Standards. Aber die Fertigungsmetho-den, Arbeitspläne und so weiter wollen wir nicht eins zu eins kopie-ren. Mittlerweile gibt es ein gegen-seitiges Lernen und einen Aus-tausch bei Prozessen und Abläufen. Das Denken, dass wir Europäer die Gescheitesten sind und die anderen alles so machen müssen wie wir – das haben wir schon lange ad acta gelegt. Unsere indische Firma kann genauso gut auf Kundenwünsche eingehen wie wir – und schafft es teilweise wesentlich schneller. Gerade bei nicht-automatisierten Lösungen gibt es hier sehr gute Ideen, auf die wir in Österreich so gar nicht kommen würden, weil wir viel zu kompliziert denken. Welche Bedeutung hat Innovation für die Knill Gruppe?KNILL: Natürlich ist Innovation für die Knill Gruppe wichtig: Wir inves-tieren im Bereich Maschinenbau mehr als zehn Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Ent-wicklung, im Energiebereich sind es knapp fünf Prozent. Nur ist das mit dem Begriff Innovation so eine Sache. Wir machen keine Grund-lagenforschung und suchen auch nicht primär nach komplett neuen Produkten, sondern schauen vor allem, was der Kunde braucht – das ist zu 80 Prozent eine Adaptierung von Bestehendem. Nur: Ist das dann Innovation? Für mich ist das ein-fach Kundenbedarfserfüllung. Um ein Beispiel zu nennen: Der limitie-rende Faktor bei der Energieüber-tragung ist letztlich die Erwärmung der Leitung – je mehr Strom fl ießt, desto wärmer wird sie. Idealerweise wird die Leitung knapp unterhalb der zulässigen Höchsttemperatur betrieben. Unser Innovationsthema ist nun, wie man über Sensoren corporAID Magazin März | April 201808FOTOS: MIHAI M. MITREA, KNILLDie Knill Gruppe mit Sitz in Weiz wurde 1712 gegründet und hat sich während ihres 300-jährigen Bestehens von einer einfachen Klingenschmiede zu einem diversifi zierten Mischkonzern entwi-ckelt. Die Energiesparte Knill Energy produziert Komponenten und Systeme für die weltweite Energieindustrie mit Schwerpunkt auf Stromübertragung und -verteilung sowie Schrank- und Erwär-mungssysteme für technische Spezialanwendungen. Knill Tech-nology stellt Maschinen und Fertigungslösungen für die Batterie-, Draht-, Kabel- und Glasfaserindustrie her. Mit 28 Unternehmen in 16 Ländern – darunter etwa Indien, Thailand, China und Russ-land – und mehr als 2.000 Beschäftigten weltweit setzt die Knill Gruppe jährlich rund 300 Mio. Euro um. Steirischer TraditionsbetriebDAS UNTERNEHMENMOSDORFER Das Stammunternehmen der Knill Gruppe am steirischen Standort WeizDas Denken, dass wir Europäer die Gescheitesten sind und die anderen alles so machen müssen wie wir – das haben wir schon lange ad acta gelegt. C. KNILLdie Temperatur verschiedener Lei-tungsabschnitte sowie externe Ein-fl ussfaktoren – das ist bei Freilei-tung vor allem die Kühlung durch Wind – messen und voraussagen kann, um die durchgeleitete Strom-menge präzise zu steuern. Dank eines solchen Line Monitorings, das wir bald anbieten werden, können Energieversorger in manchen Situ-ationen mehr Strom als technisch berechnet durchleiten und damit mehr Umsatz machen. Hat der Ausbau von erneuer-barer Energie Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?KNILL: Für unser Unternehmen ist die Stromübertragung ein zent-rales Geschäftsfeld, weshalb natür-lich jede Veränderung im Energie-sektor Auswirkungen auf uns hat. Ich mache mir aber keine Sorgen, dass die Übertragung nicht mehr gebraucht werden könnte, selbst wenn jeder seinen Strom selbst erzeugt – was grundsätzlich tech-nisch möglich ist. Vernetzte Strom-systeme sind ökonomisch immer sinnvoller, zudem bieten sie ein Sicherheitsnetz. Wir sehen ja in Europa, dass die Übertragungslei-tungen eine entscheidende Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energie spielen. Das ist aber auch in den meisten Entwicklungslän-dern so, die ja an sich sehr gute Vor-aussetzungen für die Nutzung von erneuerbarer Energie und auch für autonome oder kleinteilige Systeme haben. Meiner Meinung nach wäre es daher sowieso sinnvoller, würden wir einen Teil unserer Aufwendun-gen für den Klimaschutz direkt in Entwicklungsländern tätigen. Dort Technologien und Projektfi nan-zierungen bereitzustellen würde wesentlich mehr Sinn machen. Können Unternehmen wachsen und gleichzeitig nachhaltig sein?KNILL: Selbstverständlich, denn Wachstum hat auch mit Nachhaltig-keit zu tun, weil es langfristig den Erfolg und das Fortbestehen des Unternehmens sichert. Diese Lang-fristigkeit ist Teil unserer 300-jähri-gen Unternehmensgeschichte. Ohne Wachstum bleibt ein Unternehmen stehen und verliert sukzessive an Wettbewerbsfähigkeit und an Marktanteilen. Aber wir müssen nicht um jeden Preis wachsen. Wir wachsen moderat – teilweise orga-nisch, teilweise durch Zukäufe. Bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur um die ökonomische, sondern auch um die ökologische und soziale Dimen-sion. Hier haben wir den Anspruch, auch an Standorten in Indien oder Thailand Ressourcen zu schonen und grundsätzlich ähnliche Arbeits-bedingungen wie in Österreich zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit ist die Langlebigkeit unserer Produkte: Diese sind auf einen Einsatz von 40 Jahren und mehr ausgelegt, und zwar unabhängig davon, ob sie in Österreich oder in Indien hergestellt wurden. Dass ich in Indien billiger produziere darf nicht auf Kosten der Qualität gehen – darauf legen wir hohen Wert.Wie gehen Sie an Ihren Auslands-standorten mit Themen wie Werten und Nachhaltigkeit um?KNILL: Es geht hier stark um die Einstellung der Menschen. Es ist nämlich nicht ganz einfach, bei-spielsweise in Indien oder Thai-land die Leute zu überzeugen, dass Umweltschutz wichtig ist. Das war und ist auch in unseren Unter-nehmen ein mühsamer Prozess – gerade weil wir vor Ort meist nicht mit Expats, sondern mit lokalen Mana-gern arbeiten. Ich bin offen dafür, wenn mir jemand sagen kann, wie es einfach geht, die Werte, die in Weiz gelebt werden, auf das gesamte Unternehmen auszurollen – ohne einen Österreicher als Aufpasser hinzuschicken. Wie stehen Sie zur Kooperation der Entwicklungszusammenarbeit mit österreichischen Unternehmen?KNILL: Ich muss vorweg sagen, dass ich grundsätzlich kein Freund von Förderungen bin. Gleichzeitig schrecken aber doch genug Unter-nehmen davor zurück, an Stand-orten in Entwicklungsländern langfristig Standards weit über das gesetzlich notwendige Maß zu verbessern – was an sich auch ihr gutes Recht ist. Wenn eine gewisse Unterstützung hier helfen kann, diese Schwelle zu überschreiten, ist das kein schlechter Ansatz. Vielen Dank für das Gespräch.09corporAID Magazin März | April 2018Wachstum hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun, weil es langfristig den Erfolg und das Fortbestehen des Unternehmens sichert.C. KNILLCHRISTIAN KNILL im GesprächNext >