Made with FlowPaper - Flipbook Maker
corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 77 Õ SEPTEMBER | OKTOBER 2018CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGNäher am Kunden: Frugale Innovation aus ÖsterreichEngel-CEO Stefan Engleder im InterviewRobuste Vielfalt: Forum Alpbach 2018Trockene HähneDer Mangel an Trinkwasser ist eine große Herausforderung für Städte auf der ganzen Welt. Für mehr Liquidität in den Leitungen müssen wasser-knappe Metropolen neue Quellen anzapfen. Innovative Technologien gegen die Wasserkrise sind global gefragt und kommen auch aus Österreich.Lesen Sie die Geschichten hinter den Schlagzeilen.Menschen. Geschichten. Perspektiven.DiePresse.com/SonntagsaboIn jedem corporAID Magazin fi n-den Sie ein Interview mit einem österreichischen Wirtschafts-boss – diesmal mit Engel-CEO Stefan Engleder. Das Interesse und die Zeit, welche diese Per-sönlichkeiten für ein Gespräch über Herausforderungen und Chancen der Globalisierung, über die gesellschaftliche Ver-antwortung von Unternehmen und deren Rolle für die welt-weite Schaffung von Wohlstand aufbringen, ist nicht zuletzt auch eine Bestätigung für die Relevanz unserer Themen. Wie Urbanisierung, Kli-mawandel und schlechtes Wassermanagement weltweit die Trinkwasserversorgung gefährden, lesen Sie ab Seite 16. Dass österreichische Unternehmen im Kampf gegen die Wasserkrise innovative Lösungen anbieten können, ab Seite 19. Warum Produkte für Emerging Markets bei Unter-nehmen immer öfter einen frugalen Zugang erfordern, ab Seite 30. Das Thema des heurigen Forum Alpbach wird ab Seite 12 aufgegriffen. Und im 3er Gespräch ab Seite 41, u. a. mit Antonella Mei-Pochtler von Think Austria.Eine anregende Lektüre! EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin September | Oktober 201803IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe November | Dezember 2018 erscheint am 25.10.2018 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONWER NACHHALTIG HANDELT, HAT EINEN VOGELVerleihen Sie dieser Anzeige Nachhaltigkeit! Falten Sie daraus einen Schwan!Oder einen Malerhut. Oder was Ihnen sonst noch einfällt. Oder lesen Sie nach,welche Ideen und Lösungen wir zum Thema Nachhaltigkeit und gesellschaftlicheVerantwortung haben. Jetzt in unserem integrierten Geschäftsbericht.Rahofer. PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfi nger.comWWW.PALFINGER.AGInhalt05corporAID Magazin September | Oktober 2018INTERVIEW MIT STEFAN ENGLEDERUnsere Wachstumsmärkte sind überallLEITARTIKEL PerspektivenperspektiveDIE AKTUELLE ZAHL 3.000TERMINE & NACHLESEglobal.businessDIVERSITÄT UND RESILIENZRobuste VielfaltURBANE RESILIENZWasser marsch!AGRI-WATER INNOVATION CHALLENGECurator Aquarumnew.business SOFT LOANSGünstige KonditionenHIDDEN CHAMPIONPower CompanyFRUGALE INNOVATIONENErschwingliche Exzellenzethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtTRIGOS 2018Vorreiter auf die Bühne!GÜTESIEGELFlurbereinigung3ER GESPRÄCHDie Unternehmen sind unsere große KraftWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Tech-Ak für Serbien 61010461112161921222630333436384144Wasser marsch! Kapstadt musste heuer den Wassernotstand verhän-gen. Mit Wasserproblemen steht die südafrikanische Metropole allerdings nicht allein da. Bevölkerungswachstum, Klimawandel und schlechtes Was-sermanagement gefährden weltweit die urbane Trinkwasserversorgung. FRUGALE INNOVATIONENErschwingliche Exzellenz INTERVIEW MIT STEFAN ENGLEDERUnsere Wachstumsmärkte sind überallDIVERSITÄT UND RESILIENZRobuste VielfaltAlle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.at616123006STEFAN ENGLEDER, 39, hat im Dezember 2016 die Leitung der Engel Unternehmensgruppe von seinem Onkel Peter Neumann übernommen. Engleder ist promovierter Maschinenbauingenieur. Er war mehrere Jahre in Deutschland und Kanada in der Kunststoff- und Werkzeugmaschinenindustrie tätig, bevor er 2008 in vierter Generation ins Familienunternehmen einstieg. Von 2012 bis 2016 verantwortete er als Geschäftsführer den Technik- und Produktionsbereich des global tätigen Anlagenbauers.FOTO: MIHAI M. MITREAUnsere Wachstums-märkte sind überallInterviewCORPORAID: Was bedeutet Globa-lisierung für Sie?ENGLEDER: Fakt ist: Unabhängig davon, ob Globalisierung gut oder schlecht ist, sie ist da. Für mich ist Globalisierung zunächst einmal eine große Chance – auch wenn diese Sichtweise nicht immer popu-lär ist. Globalisierung ist aber auch eine Herausforderung, weil sie für Unternehmen zu mehr Wettbewerb führt. Jedenfalls schafft Globalisie-rung, wenn sie nachhaltig gestaltet wird, weltweit Wohlstand. Dafür müssen wir aber nach fairen Spielregeln globalisieren, und es muss faire Märkte geben. Ohne Globali-sierung würde es die Firma Engel so nicht geben – unsere Export-quote liegt weit über 90 Prozent. Wie sehen Sie die Rahmenbedin-gungen in Österreich für eine global tätige Firma wie Engel?ENGLEDER: Wir haben ein gutes Ausbildungssystem, das ist sicher-lich einer der Kernpunkte. Und wir haben glücklicherweise nach wie vor viele Mitarbeiter, die gern ins Ausland gehen. Prinzipiell ist Österreich ein sehr unternehmer-freundliches Land, und wir glauben an den Standort, sonst würden wir nicht zwei Drittel unseres Investiti-onsbudgets hier ausgeben. Der Mühlviertler Maschinenbauer Engel stellt Spritzgießmaschinen für die Kunststoff-industrie her. CEO Stefan Engleder erklärt, warum gerade seine Branche vom Wachstum der Weltbevölkerung profitiert, welche besonderen Stärken ein Familienunternehmen hat und wie dieses Nachhaltigkeit in der betrieblichen Praxis umsetzt. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Wir können in Österreich aufgrund der guten akademischen Ausbil-dung und der Förderanreize inten-sive Forschung auf hohem Niveau betreiben. Es gibt aber auch Her-ausforderungen, insbesondere die Lohnnebenkosten. Auch bei Inves-titionsförderungen könnte man sicher mehr tun. Wie beurteilen Sie die aktuelle Wirtschaftslage?ENGLEDER: Insgesamt haben wir eine tolle Wachstumsphase hin-ter uns. Seit der Krise 2009 wachsen wir jedes Jahr im zweistelligen Bereich. Die aktuellen Span-nungen etwa zwi-schen China und den USA sind in jedem Fall negativ. Die Zölle haben auch Auswirkun-gen auf uns, weil wir aus unseren chinesischen Werken auch in die USA liefern. Eigentlich müssten wir diesen Teil der Produk-tion aus China wieder in Richtung Europa verlagern – das ist aber her-ausfordernd, weil unsere europäi-schen Werke voll ausgelastet sind. Insgesamt sehe ich eine gewisse Unsicherheit, und das ist immer schlecht. Firmen zögern heute, in den USA zu investieren. Und das kann zu einer Stagnation des Mark-tes beitragen. Wie reagieren Sie auf diese Unsi-cherheit, werden Sie Investitionen zurückfahren? Ohne Globalisie-rung würde es die Firma Engel so nicht geben – unsere Export-quote liegt weit über 90 Prozent.S. ENGLEDERÅENGLEDER: Nein, wir fahren unsere Investitionen nicht zurück, weil wir langfristig denken. Wir haben ein großes Investitions-programm von knapp 400 Millio-nen Euro bis 2020 auf die Schiene gebracht. Das bleibt fix. Bei der Pla-nung weiterer Investitionen fahren wir derzeit eher auf Sicht. Wo liegen die Wachstumsmärkte für Engel?ENGLEDER: Das Schöne im Kunst-stoff- und speziell im Spritzguss-Bereich ist, dass die Wachstums-märkte überall zu finden sind. In den vergangenen Jahren waren unsere größten Wachstumsmärkte Nordamerika, China, Südostasien und – von einem hohen Niveau aus-gehend – nach wie vor auch Europa. Schwach war bisher Südamerika, wobei man in Brasilien etwas Licht am Ende des Tunnels sieht. In Russ-land läuft es aufgrund der politi-schen Situation aktuell schlecht, dabei war das einmal unser viert-größter Markt. Ist Afrika für Sie ein Thema?ENGLEDER: „Das Afrika“ gibt es nicht, man muss die einzelnen Län-der und Regionen betrachten. In Nordafrika sind wir aufgrund der Präsenz der europäischen Automo-bilindustrie schon länger vertreten. Südafrika ist für uns ein stabiler Markt, und aktuell schauen wir uns Kenia und Nigeria als neue Wachs-tumsmärkte genauer an. Es wird also.corporAID Magazin September | Oktober 201807Der Begriff Wachstum wird kont-rovers diskutiert. Müssen Familien-unternehmen wachsen?ENGLEDER: Wachstum passiert schon allein, weil die Weltbevölke-rung zunimmt und jeder Mensch einen gewissen Wohlstand anstrebt. Gerade unsere Branche wächst mit der Bevölkerung, weil viele unserer Kunden im Nahrungsmittel- und Konsumgüterbereich tätig sind. Jeder Mensch konsumiert, jeder möchte ein Smartphone, jeder will mobil sein und braucht medizi-nische Versorgung, auch in den Emerging Markets. Wir defi nieren uns aber nicht über Wachstum. Trotzdem wollen und müssen wir einen sig-nifi kanten Markt-anteil bei Spritz-gießmaschinen haben. Nur dann können wir uns die notwendigen Investitionen gerade im Forschungs- und Entwicklungsbereich langfristig leisten und uns auch gegenüber asiatischen Wett-bewerbern differenzieren. Decken wir heute nur mehr die absolute Spitze des Marktes ab, werden wir morgen marginalisiert. Und hier trennt sich meiner Meinung nach auch die Spreu vom Weizen: Die kleinen werden stagnieren, weil sie die nächsten Entwick-lungssprünge nicht mitmachen können.Welche Herausforderungen stellen Innovation und Digitali-sierung für Engel dar?ENGLEDER: Unsere Initiative „Inject 4.0“ verbindet die Themen und setzt auf drei Bereiche: smart Machine, smart Production und smart Service. Bei smart Machine geht es darum, durch Assistenzsys-teme die Maschinen intelligenter zu machen, damit sie sich selbst steuern und optimieren können. Wir erhöhen also sukzessive die Prozessfähigkeit der Maschine, die Bedienung bleibt aber dennoch ein-fach. Bei smart Service wollen wir mit präventiver Instandhaltung die Verfügbarkeit der Maschinen erhö-hen, zum Beispiel indem wir den Ausfall der Verschleißteile vor-hersagen. Und zum drit-ten geht es bei smart Production um die Erhöhung der Pro-duktivität durch die Vernetzung der Maschinen und Produktionsmittel. Ganz wichtig beim Digitalisierungsthema ist, dass wir bei sämtli-chen Entwicklungen den Kun-dennutzen im Auge haben – und nicht Overengineering betreiben. Sehen Sie den 3D-Druck als Gefahr für Ihre Branche?ENGLEDER: Wir verwenden 3D-Druck heute selbst in gewis-sen Bereichen der Fertigung. Aber 3D-Druck ist keine disruptive Tech-nologie in Bezug auf den Spritzguss: Es gibt Schätzungen, dass ein klei-nerer Prozentanteil der Spritzguss-Produkte durch 3D-Druck ersetzt wird. Das heißt: Spritzgießen wird es als Massenproduktionsmittel immer geben. Wenngleich wir daran arbeiten, effi ziente Lösungen für die Fertigung auch kleinerer Losgrößen zu entwickeln. Familienunternehmen stehen allgemein eher für Risikoaversion – wie sieht das bei Engel aus?ENGLEDER: Gerade als Familien-unternehmen ist uns nachhaltiges Wirtschaften wichtig. Wir sind unabhängig von Investoren und rein familiengeführt – und das gibt uns entsprechende Spielräume. Wenn man andere Maschinen-bauer betrachtet, sieht man, dass diejenigen, die über Risikokapital fi nanziert wurden, nicht immer ein glückliches Händchen gehabt haben. Wir haben uns als Firma Engel immer gesagt: Wir bleiben bei Spritzgießmaschinen, wir haben keine Ambition, in andere Indust-rien oder Technologien zu gehen. Wachstum passiert schon allein, weil die Weltbevölkerung wächst und jeder Mensch einen gewissen Wohlstand anstrebt. Der Spritzgusssektor wächst dabei mit. S. ENGLEDERcorporAID Magazin September | Oktober 2018FOTOS: MIHAI M. MITREA, ENGELDas Unternehmen Engel wurde 1945 von Ludwig Engel als Reparaturwerkstätte in Schwertberg, Oberös-terreich, gegründet. Heute ist es Weltmarktführer für Spritzgießmaschinen und dazugehörige Automatisie-rungsanlagen für die Kunststoffi ndustrie. Die Anlagen des Mühlviertler Maschinenbauers werden in der Fahrzeug- und Elektronikindustrie, in der Spielzeug- und Verpackungsbranche und auch in der Medizintechniksparte eingesetzt. Das eigentü-mergeführte Unternehmen betreibt neun Werke in Österreich, Deutschland, Tschechien, USA, China und Südkorea sowie Nie-derlassungen und Vertretungen in 85 Ländern. Im Geschäftsjahr 2017/18 erzielte Engel mit rund 6.600 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,51 Mrd. Euro – rund 95 Prozent davon im Ausland. Das Unternehmen befi ndet sich vollständig im Familienbesitz.Spitzentechnologie aus dem MühlviertelDER STAMMSITZ von Engel im oberösterreichi-schen Schwertberg wird laufend ausgebaut.DAS UNTERNEHMEN08Die Vorteile als Familienunterneh-men überwiegen für mich ganz klar die Nachteile. Was bedeutet Nachhaltigkeit für ein Unternehmen wie Engel? ENGLEDER: Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit nicht als Worthülse verwendet wird, sondern als Teil der Unternehmenskultur verankert ist. Auch wenn hier von der Poli-tik gewisse Rahmenbedingungen vorgegeben werden sollten, hat jedes Unternehmen selbst die Ver-antwortung zu tragen, nachhaltig zu wirtschaften: Nicht alles, was erlaubt ist, sollte man auch tun. Für ein Familienunternehmen spielt das Denken an die Zukunft und an die Nachfolgegenerationen eine zentrale Rolle. Daraus leitet sich letztlich auch unsere Verpflich-tung gegenüber Gesellschaft und Umwelt ab. Wir tun sehr viel, um möglichst energieeffizient zu sein. So haben wir beispielsweise in unseren Werken Solaranlagen ins-talliert und Energieeinsparungs-initiativen umgesetzt, von der LED-Beleuchtung über Heizungs-systeme bis hin zu den Getränke-automaten. Lachen Sie nicht – die Automaten haben erstaunlich viel Energie verbraucht. Ganz im Gegensatz zu unseren Werkzeug-maschinen in der Fertigung: was den Stromverbrauch betrifft, kom-men wir da langsam an die Grenze des technisch Möglichen. Beim Individualverkehr zu und von den Werken sehe ich aktuell das größte Einsparungspotenzial – nur ist das auch ein Kulturthema und zudem am Land deutlich schwieriger zu realisieren als in der Stadt.Spritzgießmaschinen verarbei-ten Kunststoff – wie sieht es hier mit der Nachhaltigkeit aus?ENGLEDER: Kunststoff ist das nachhaltige Material schlechthin. Voraussetzung ist natürlich, dass er nicht im Meer oder auf einer Deponie landet, sondern thermisch verwertet oder idealerweise rezykliert wird. Wenn wir über das reden, was mit-tels der Spritzgießmaschinen pro-duziert wird, sind wir schnell beim Leichtbau, denn dafür ist Kunststoff ja prädestiniert. Wir betreiben ein Kompetenzzentrum für Leichtbau, wir sind bei den meisten namhaf-ten deutschen Automobilherstellern vertreten und mittlerweile auch im Flugzeugbau tätig. Hersteller wollen das Gewicht der Fahrzeuge senken, daher werden beim Automobil Teile aus Metall sukzessive durch Hoch-leistungskunststoffe ersetzt. Dazu kommt, dass unsere Spritzgieß-maschinen heute nur noch 30 bis 40 Prozent der Energie verbrauchen, die vor zehn Jahren benötigt wurde. Hier sind wir führend, und das war auch einer der Wachstumstreiber, weil neue Spritzgießmaschinen sich schon aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs bereits nach kur-zer Zeit rechnen.Wie sehen Sie Philanthropie und CSR im Unternehmen?ENGLEDER: Wir unterscheiden hier ganz klar. Philanthropie ist Sache der Eigentümer, unserer Familie. Da engagieren wir uns im Raum Schwertberg und halten uns an den Grundsatz meiner Großmut-ter: „Helfen, nicht reden“. CSR ist hingegen Sache des Managements, ein Bereich, der bei mir angesie-delt ist. Auch hier legen wir keinen großen Wert auf Öffentlichkeit, wir werden nie mit den schöns-ten Berichten glänzen. Aber wir setzen uns sehr ernsthaft mit den gesellschaftlichen Herausfor-derungen im Unternehmen-sumfeld auseinander. Das wird auch von unseren Kunden immer stärker eingefordert. Ein Beispiel für unser Engagement ist die Ausbildungsinitiative, die wir in China gemeinsam mit Alpla, einem anderen österreichi-schen Familienunternehmen im Kunststoffbereich, und mit dem WIFI International und der Aust-rian Development Agency aufge-setzt haben. An unserem Standort in Shanghai bilden wir nach dem österreichischem dualen Ausbil-dungsmodell Zerspanungstech-niker, Kunststofftechniker und Mechatroniker aus. Damit legen wir die Basis, um in Zukunft auf dem selben hohen Qualitätsniveau wie in Österreich produzieren zu können. Diese Qualifizierungs-maßnahme kommt natürlich auch den Jugendlichen selbst zugute. Derzeit überlegen wir, diese Aus-bildung auch an unserem zweiten Standort in China zu starten.Vielen Dank für das Gespräch!09Kunststoff ist das nachhaltige Material schlechthin. S. ENGLEDERcorporAID Magazin September | Oktober 2018STEFAN ENGLEDER im GesprächNext >