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corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 79 Õ JÄNNER | FEBRUAR 2019CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGPay-as-you-go: Bezahlmodell für neue MärkteFACC-CEO Robert Machtlingerim InterviewNew Business durch Frugale InnovationenSchwund am StrandWer baut, braucht Sand. Und während die Baubranche vor allem in Ländern wie China und Indien boomt, zeigt sich zunehmend, dass die Sandgewinnung auch Verlierer kennt. Forscher und Unternehmer tüfteln bereits an neuen Lösungen – damit der Sand auch in Zukunft nicht ausgeht.Jeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen.Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der „Presse“. DiePresse.com – Wir schreiben seit 1848. „Die Presse“ gedruckt und digital:Jetzt 3 Wochen kostenlos lesen!DiePresse.com/testenSeit drei Jahren beleuchtet das corporAID Magazin das Konzept der frugalen Innovation aus diversen Perspektiven. Im Beitrag ab Seite 24 lesen Sie ausgehend von einer aktuellen Studie des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, warum sich Österreich ver-stärkt auf frugale Innovation einlassen sollte. Wie innovativ Unternehmen in Entwicklungs-ländern auch armen Kunden Produkte und Dienstleistungen verfügbar machen und welche Rolle dabei Pay-as-you-go spielt, erfahren Sie ab Seite 28. Dass Digitalisierung nicht alles ist und insbesondere Afrika noch viel mehr auf industrielle Entwicklung setzen muss, dazu ab Seite 16. Warum „Wie Sand am Meer“ schon heute eher einen Mangel als einen Überfl uss beschreibt – ab Seite 12. Und für alle, die so kurz vor Weihnachten noch auf der Suche nach Geschenken sind, haben wir ab Seite 38 ein paar Geschenke mit Mehrwert zusammengestellt. Im Hauptin-terview diesmal Robert Macht-linger, CEO der oberösterrei-chischen Hightech-Schmiede FACC – ab Seite 6.Eine anregende Lektüre! EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Jänner | Februar 201903IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, offi ce@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafi k: Mihai M. MitreaRedaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Veronika Grubmann, v.grubmann@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Aufl age: 73.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe März | April 2019 erscheint am 28.2.2019 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONInhaltINTERVIEW MIT ROBERT MACHTLINGERGlobaler Überfl ieger ohne HeimatmarktLEITARTIKEL AfrikaDIE AKTUELLE ZAHL 216TERMINE & NACHLESEglobal.businessKNAPPE RESSOURCEVersandetAUFBRUCH IN AFRIKAThe next big thing3-ER GESPRÄCHSDG: Unbekannt, aber signifi kantnew.business FRUGALE INNOVATIONENLieber im GasthausPAY-AS-YOU-GOZahlen, wenn man‘s nutztWEINLAND INDIENNamaste Chenin Blanc & Cabernet!ethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtWEIHNACHTENFrohes FairschenkenNACHHALTIGE LIEFERKETTENDigitaler DurchblickWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Wo die Sonne glüht 610104611121620232428323536384044Versandet Sand ist nicht nur ein Synonym für Sommer, sondern auch der nach Wasser meistverbrauchte Rohstoff der Erde. Die globalen Sandvor-kommen sinken dramatisch schnell, vor allem in Schwellen- und Entwick-lungsländern. Es wird Zeit, auf Alternativen zu bauen.FRUGALE INNOVATIONENLieber im GasthausINTERVIEW MIT ROBERT MACHTLINGERGlobaler Überfl ieger ohne HeimatmarktPAY-AS-YOU-GOZahlen, wenn man‘s nutzt604corporAID Magazin Jänner | Februar 2019122428Alle Inhalte fi nden Sie auch auf www.corporAID.atSpenden Sie jetzt und sparen Sie dadurch ganz einfach Steuern. Ihr Finanzamt setzt Ihre Spenden automatisch als Sonderausgabe ab. Das bedeutet, Sie brauchen sich bei Ihrer nächsten Arbeitnehmer-veranlagung nicht mehr darum zu kümmern.Spendenabsetzbarkeit – einfach automatischSie brauchen Ihre Spenden nicht mehr in Ihrer Arbeitnehmerveranlagung bzw. Steuererklärung einzutragen, Ihr Finanz-amt berücksichtigt sie automatisch als Sonderausgabe. Seit 1. Jänner 2017 müssen Spenden-organisationen Ihr Finanzamt über Ihre Spende informieren. Das erfolgt durch einen automatischen Datenaustausch zwischen Spendenorganisation und Finanzamt.Steuern sparen leicht gemachtDie Spendenorganisation muss Ihren Vor- und Nachnamen sowie Ihr Geburts-datum kennen, damit sie Ihr Finanzamt informieren kann. Dafür nutzen Sie bitte eine Spendenzahlungsanweisung oder eine herkömmliche Zahlungsanweisung, auf der Sie Ihre Daten im Feld Verwen-dungszweck angeben. Wichtig: Die Daten müssen korrekt sein und mit den Angaben auf Ihrem Meldezettel über-einstimmen. Stimmen die Daten nicht überein, funktioniert die Datenübertra-gung nicht und damit auch nicht das automatische Absetzen Ihrer Spende von der Steuer.Bei Spenden & Co profitierenDer automatische Datenaustausch gilt nicht nur für Spenden an begünstigte Spendenorganisationen, sondern auch für:• Kirchenbeiträge • Freiwillige Weiterversicherung in der gesetzlichen Pensionsversicherung • Nachkauf von Pensions- versicherungszeitenDatenschutz garantiertDamit keine Fremden Zugang zu Ihren personenbezogenen Daten haben, über-trägt sie die Spendenorganisation durch ein verschlüsseltes Personenkennzeichen an Ihr Finanzamt. Die rechtliche Grundla-ge dafür ist das Österreichische Daten-schutzrecht, das besonders streng ist. Infos auf einen BlickFolder „Spendenabsetzbarkeit ab 1.1.2017“ zum Download: bmf.gv.at > PublikationenWeitere Details zur Spendenabsetzbar-keit: bmf.gv.at/spendenEntgeltliche EinschaltungBMF/FotoliaSpenden und automatisch Steuern sparenbmf.gv.at06FOTO: MIHAI M. MITREAROBERT MACHTLINGER, 51, ist CEO der FACC AG. Der Innviertler startete seine berufl iche Laufbahn 1982 mit einer Lehre zum technischen Zeichner bei der damaligen FACC-Mutter Fischer-Ski in Ried im Innkreis. Im Jahr 1989 wechselte er zu FACC und stieg über Stationen im Manufacturing Engineering, im Projektmanagement und im Sales & Marketing 2000 zum Leiter der Sparte Aerostructures auf. 2011 avancierte Machtlinger, der über einen Berufspilotenschein verfügt, zum Technik-Vorstand, bevor er 2016 die Konzernführung übernahm.Globaler Überflieger ohne HeimatmarktInterviewCORPORAID: Welche Schlagworte verbinden Sie mit Globalisierung? MACHTLINGER: Geregelten Waren-verkehr, globales Reisen, das Zusammenbringen von Menschen und auch große Wachstumschancen für den Standort Österreich. Denn alle österreichischen Hightech- Unternehmen leben vom Export. Die FACC ist seit mehr als zehn Jahren in mehrheitlich chinesi-schem Besitz. Wie offen ist Österreich für ausländi-sche Investoren? MACHTLINGER: Da gibt es Unterschiede. Wenn ein Schweizer oder deutsches Unter-nehmen bei einem öster-reichischen Unternehmen einsteigt, dann ist das rela-tiv gerne gesehen. Bei einem ame-rikanischen Unternehmen wird es schon ein bisschen problematisch, und bei einem asiatischen Unter-nehmen kommt es durchwegs zu Verständnisunterschieden. Dabei hat sich die FACC, seit wir mehr-heitlich chinesische Eigentümer haben, gut entwickelt. Wir haben 450 Mio. Euro in For-schung und Standortausbau investiert und in Österreich fast 2.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Meines Erachtens zählt die Strategie des Inves-tors mehr als seine Herkunft. Ein typischer Finanzinvestor verkauft nach ein paar Jah-ren, ein strategischer Inves-tor, der das Unternehmen weiterentwickeln will, hat Der Innviertler Hightech-Konzern FACC stellt Leichtbaukomponenten für die globale Flugzeugindustrie her. CEO Robert Machtlinger erzählt, wie sich die Luftfahrt durch Innovation und Nachhaltigkeit verändert, wie es sich auswirkt, einen Haupteigentümer in China und keine Kunden in Österreich zu haben, und wie er das Unternehmen fit für die Zukunft macht.DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.einen langfristigen Horizont von zehn oder zwanzig Jahren. Zweite-res trifft auf unseren Haupteigentü-mer AVIC zu, der zudem auch selbst im Luftfahrtbereich tätig ist.Wie beurteilen Sie die aktuelle Wirtschaftslage?MACHTLINGER: Die Trends zeigen, dass sich das Wirtschaftswachstum in Europa und den USA, aber auch in Asien etwas verlangsamt. Wir mer-ken eine relative Vorsicht bei Investoren, jede Meldung verursacht eine starke Volatilität an den Bör-sen. Ich rechne weiter mit Wachstum, aber nicht mehr so schnell wie in den vergangenen drei Jahren. Wo liegen die Wachs-tumsmärkte der FACC?MACHTLINGER: Allen voran in China, gefolgt von Indien, dem Mittleren Osten und auch der Tür-kei. Natürlich dürfen wir die hoch entwickelten Märkte in Nordame-rika und Europa nicht vernachläs-sigen, ebenso wenig Südamerika, wo wir mit Embraer einen großen Kunden haben, mit dem wir ein Fünftel des Umsatzes machen. Aber jedes zweite gebaute Flugzeug geht in den asiatisch-pazifischen Raum, jedes Fünfte allein nach China. Dort errichten auch unsere Kunden Werke und erwarten das auch von der Zulieferkette.Und wie sieht es mit Afrika aus?MACHTLINGER: Wenn wir sehen, wo China heute steht, dann folgt Indien mit einem Abstand von zehn Die FACC hat sich, seit wir mehr-heitlich chinesische Eigentümer haben, gut entwickelt.R. MACHTLINGERJahren – und Afrika ist noch einmal zehn Jahre hinter Indien. Mit einem Riesenpotenzial natürlich. Nicht nur aufgrund diverser Rohstoffe, sondern auch, weil die Einkommen in diesen Ländern steigen werden. Das wird aber noch 20 Jahre dauern. Der Begriff Wachstum wird kon-trovers diskutiert, ist oft auch mit Kollateralschäden verbunden. Muss Ihr Unternehmen wachsen?MACHTLINGER: Die Frage lautet: Müssen oder wollen wir wachsen? Wir wollen wachsen. Unsere Wachs-tumsstrategie baut auf Innovation und Globalisierung. Das treibt uns seit unserem Entstehen vor 29 Jah-ren an. Wir sind in diesem Zeitraum jedes Jahr um rund 20 Prozent gewachsen und wir wollen auch in Zukunft wachsen – mit Nach-haltigkeit. Der Leichtbau, mit dem wir uns beschäftigen, hat im Luft-fahrtsektor ein gewaltiges Poten-zial. Aktuelle Verkehrsflugzeuge sind 25 Prozent effizienter als ihre Vorgänger, wozu ein hoher Anteil an Leichtbau beiträgt. Das Ziel der Luftfahrt ist es, bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen bei einer mehr als Verdoppelung des Passagierauf-kommens zu halbieren. Das ist ein knackiges Ziel. Genau dort setzen wir mit unseren Innovationen an.Die FACC hat eine spannende Geschichte, vom Skierzeuger zum Luftfahrtzulieferer. Wie gelang das?MACHTLINGER: Wie so oft ist das aus einer gewissen Not heraus geschehen. Die Sportartikelbran-che war in den 1980er Jahren in der Krise. Man hat sich damals corporAID Magazin Jänner | Februar 201907Åentschieden, aus der Not eine Tugend zu machen und das etab-lierte Know-how für andere Bran-chen einzusetzen. Man hat nicht gleich an die Luftfahrt gedacht, sondern vielmehr an die Automobil- und die Medizinbranche. Doch die Automobilbranche war vor 30 Jah-ren nicht bereit, Composites im gro-ßen Stil einzusetzen – und ist es bis heute kaum. Das Gleiche gilt für die Medizintechnik. Wir haben dann über amerikanische Kontakte den Weg in die Luftfahrt gefunden. Und das ist sehr gut gelungen.Was braucht es dazu?MACHTLINGER: Es braucht ein visionäres Denken der Eigen-tümer: In einer Krise nicht Mitarbeiter freizuset-zen und Know-how zu vernichten, sondern dem Management Zeit zu geben, neue Anwendungen für das Know-how zu suchen. Dazu kam ein starkes Commitment der Führungs-kräfte und Ingenieure, neue Märkte anzugehen, diese von Composite-Technologien zu überzeugen – und dann auch zu liefern. Man muss sich vorstellen, FACC hat 1988 als Sparte der Skifertigung mit drei Mio. Dol-lar Umsatz Verträge im Wert von hundert Mio. Dollar gewonnen. Da gab es ein großes Vertrauen auf Kundenseite, dass dieses Team die versprochene Per-formance auch liefert. Und das ist von der ersten Stunde an immer geschehen. Welche Trends bestimmen die Luftfahrtbranche?MACHTLINGER: Im Prinzip sind das Innovation und Globalisierung. Wir gehen davon aus, dass in fünf bis sieben Jahren der nächste Inno-vationsschub in der Luftfahrzeugin-dustrie kommen wird. Heute machen Leichtbaukomponenten etwas mehr als 50 Prozent des Flugzeuggewichts aus. In den nächsten zehn Jahren wird sich die Jahresproduktion der Flugzeugindustrie verdoppeln, und auch der Leichtbauanteil wird weiter zunehmen. Dafür braucht es neue Prozesse und Materialien. Der zweite Trend ist sicherlich die globale Fer-tigung. Hochtechnologien wer-den weiter aus westlichen Ländern kommen, aber darüber hinaus geht es um weltweites Sour-cing in Wachstums-märkten. Wir fertigen daher schon seit 2003 in China und haben heute Fertigungspartner in Indien und in Abu Dhabi. Dieses globale Sourcing werden wir weiter ausbauen. Wie managen Sie Innovationen?MACHTLINGER: Was heute eine Innovation ist, ist morgen Standard und übermorgen überholt. Man muss ständig am Puls der Zeit blei-ben, sonst verliert man ganz einfach Marktanteile. Als österreichisches Unternehmen in der Luftfahrtindus-trie müssen wir innovativ sein, weil wir keinen Heimmarkt haben. Wir haben dazu intensive Verbindun-gen mit Universitäten, beteiligen uns an Stiftungsprofessuren, um zu Trends wie Digitalisierung und neue Materialien auch Grundlagen-forschung mit zu betreiben. Auch von Start-ups erhalten wir sehr gute Ideen. Und nicht zuletzt forschen und arbeiten bei FACC 500 Ingeni-eure. Ganz wichtig ist zudem ein breites Verständnis für ein globales Netzwerk und eine Offenheit für neue Märkte und neue Kulturen, um global Partnerschaften einzugehen. Dazu ist es wichtig, Führungskräfte und Mitarbeiter darauf vorzuberei-ten, dass Globalität ein Motor ist, der die FACC weiterbringt. Welche Dynamik hat der Börsen-gang gebracht?MACHTLINGER: Sehr wichtig war die Außenwirkung, dass sich unser chinesischer Eigentümer dem Markt öffnet und die FACC transparent Als österreichi-sches Unternehmen in der Luftfahrtindus-trie müssen wir innova-tiv sein, weil wir keinen Heimmarkt haben.R. MACHTLINGERcorporAID Magazin Jänner | Februar 2019FOTOS: MIHAI M. MITREA, FACC08Die FACC (ehemals Fischer Advanced Composite Components) mit Sitz in Ried/Innkreis entstand in den 1980er Jahren als kleine Abteilung innerhalb des Fischer-Ski-Konzerns. Heute ist die FACC ein börsennotiertes Hightech-Unternehmen mit dem chinesischen Aerospace-Konzern AVIC als Hauptaktionär. Der Konzern fer-tigt Triebwerksteile und -verkleidungen, Bauteile für Rumpf, Flügel und Leitwerk bis hin zu kompletten Kabinenausstattungen für Flugzeuge und Hubschrauber und beliefert alle führenden Hersteller wie Airbus, Boeing, Bombardier, Embraer, Rolls-Royce und Pratt & Whitney. FACC beschäftigt 3.500 Mitarbeiter in 13 Ländern und ist mit Niederlassungen von Österreich bis China, von Indien bis in die USA und Kanada global aufgestellt. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 mit 751 Mio. Euro Umsatz das beste Ergebnis seiner Geschichte. Aktuell investiert der oberösterreichische Hidden Champion 100 Mio. Euro in neue Werksgebäude, Anlagen und F&E. Hightech aus dem InnviertelDAS UNTERNEHMENFACC-TECHNOLOGIE-ZENTRUM im Innviertelund global aufstellen möchte. Für uns waren damit natürlich Lernef-fekte verbunden: Es geht nicht mehr darum, einen Eigentümer zu über-zeugen, sondern auch den Streube-sitz konstant zu informieren, wie und wohin sich das Unternehmen entwickelt. Nach vier Jahren an der Börse sehe ich das sehr positiv: Transparenz, Information, Reporting haben sich signifikant verbessert, intern wie auch extern. Denn ich kann mich nicht nur nach außen öff-nen. Heute kommunizieren wir Stra-tegien, es gibt regelmäßig Feedback zum Markt und zur Performance des Unternehmens. Das interne Feed-back dazu ist ausgesprochen positiv.Wie gestalten Sie in Ländern wie China, Indien oder Brasilien das Umfeld, in dem Sie tätig sind, mit?MACHTLINGER: Jedes Land hat eine eigene Kultur – sogar in Europa müs-sen Sie französische Kunden anders behandeln als deutsche. Die Heraus-forderung für uns liegt darin, an unseren ausländischen Standorten die gleiche Qualität, Performance und Flexibilität wie an unseren öster-reichischen Standorten zu schaffen. Dazu muss man den Mikrokosmos in und um eine Fertigungsstätte mitgestalten, damit die DNA des Unternehmens dort auch präsent ist. Und das ist die eigentliche Heraus-forderung. Es geht nicht nur darum, eine Maschine in China aufzustel-len, sondern man muss sich damit beschäftigen, wie die Menschen den-ken und beispielsweise mit Heraus-forderungen umgehen. Wir schaffen das im Wesentlichen, indem wir die Mitarbeiter nach Österreich bringen, hier eine gewisse Zeit ausbilden und an die FACC-Kultur gewöhnen. Vor allem bei Facharbeitern sind wir in Österreich mit der dualen Ausbil-dung viel besser aufgestellt als in diesen Ländern. Gerade in China ist es relativ schwierig, ein duales Sys-tem aufzusetzen. Wir bringen neue Talente daher an unsere FACC-Aka-demie, wo wir sozusagen im Kleinen eine duale Ausbildung anbieten. Also machen wir das in diesen Ländern derzeit in Eigenregie und kaum in Verbindung mit Ausbildungsstätten. Was bedeuten unternehmerische Verantwortung und nachhaltige Ent-wicklung für die FACC?MACHTLINGER: In unserer Nach-haltigkeitsstrategie beschäftigen wir uns mit Themen vom Energie-einsatz über Emissionen bis zu den Werten, die wir im Unternehmen leben. Wir haben zuletzt beispiels-weise den Umsatz verdoppelt und den Energieeinsatz halbiert. Wie gelingt das? Am Standort Ober-österreich mit Geothermie und mit Energierückführungssystemen, die ganze Bürokomplexe heizen und kühlen. Und diese Ansätze trans-ferieren wir auch nach China, wo wir mit der gleichen Energieeffizi-enz arbeiten wie in Oberösterreich. Gerade in China geht es da auch um eine Vorbildwirkung. Und wir lassen uns das letztlich auch etwas kosten: Die Errichtung des chinesi-schen Werks war natürlich deutlich teurer. Dafür ist es nachhaltig. Als Arbeitgeber für 3.500 Direktbe-schäftigte haben wir zudem eine starke Bindung zu unserer Beleg-schaft und wir nehmen die soziale Verantwortung wirklich ernst. Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig?MACHTLINGER: Das Wichtigste ist, eine Vorstellung davon zu haben, wie die FACC 2030 oder 2050 aussehen könnte. Ich halte es für meine wesentlichste Aufgabe als Vorstandsvor-sitzender, das Unterneh-men so fit zu machen und Investitionen und Innova-tionen so zu steuern, dass die FACC auch in Zukunft erfolgreich global tätig sein kann. Nehmen Sie beispielsweise Urban Mobility und autonomes Fliegen. Damit beschäftigen wir uns seit rund zwei Jahren, weil ich davon überzeugt bin, hier im nächs-ten Jahrzehnt neue Märkte erschlie-ßen zu können. Heute können sich das viele Menschen nicht vorstellen – es haben sich aber vor 40 Jahren auch nur wenige Menschen vorstel-len können, über das Wochenende nach London zu fliegen. Heute ist das Alltag. Das ist der entschei-dende Punkt: Zu schauen, wohin die Entwicklungen gehen, was der Markt in zehn oder zwanzig Jah-ren braucht und sich zu überlegen, wie sich das Unternehmen aufstel-len muss, um auch 2030 noch ein gefragter Partner der Mobilitätsin-dustrie zu sein. Vielen Dank für das Gespräch!09Wir beschäftigen uns mit autonomem Fliegen, weil wir hier im nächsten Jahrzehnt neue Märkte erschlie-ßen können. R. MACHTLINGERcorporAID Magazin Jänner | Februar 2019ROBERT MACHTLINGER im GesprächNext >