Made with FlowPaper - Flipbook Maker
corporAID Magazin JULI | AUGUST 2019CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, Branchencluster: Im Huckepack in globale MärkteBorealis-Chef Alfred Sternim InterviewDie Cashewnuss: Weitgereistes TrendproduktPieks mit PowerImpfungen sind eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Doch während in den Industrieländern Skeptiker an den Errungenschaften sägen, überwiegt in Entwicklungsregionen die Hoffnung: Neue Impfstoffe und logistische Innovationen beschleunigen den Kampf gegen tödliche Infektionskrankheiten.Jeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen.Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der „Presse“. DiePresse.com – Wir schreiben seit 1848. „Die Presse“ gedruckt und digital:Jetzt 3 Wochen kostenlos lesen!DiePresse.com/testenImpfgegner darf man keiner sein, wenn man nach Afrika reisen will. Gelbfieber, Cho-lera, Typhus – diese und noch ein paar andere Impfungen braucht man in den meisten Ländern. Gegen Malaria kann man sich hierzulande noch nicht impfen lassen, aber hoffentlich bald. Welchen Fortschritt die Medizin im Kampf gegen Infektionskrank-heiten macht und warum in Afrika – wie in Österreich – beim Thema Impfungen nicht nur die Medizin gefordert ist, dazu ab Seite 12. Lesen Sie ab Seite 16, wie und wo sich Japan in der Entwicklungszusam-menarbeit engagiert. Und ab Seite 20, welche Konzepte sich hinter den sperrigen Begriffen Branchencluster und Sektor-partnerschaften verbergen, die österreichischen KMU neue internationale Markt-chancen eröffnen könnten. Wie der Tiroler Maschinenbauer Felder in Kooperation mit der Austrian Development Agency zur Entwicklung seines indischen Markts beiträgt, ab Seite 36. Diesmal im großen Interview ab Seite 6: Borealis-CEO Alfred Stern.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin Juli | August 201903IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, office@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafik: Mihai M. Mitrea | Redaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Melanie Pölzinger, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Veronika Grubmann, v.grubmann@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Auflage: 74.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe September | Oktober 2019 erscheint am 29.8.2019 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONInhaltINTERVIEW MIT ALFRED STERNEinzigartige WertschöpfungLEITARTIKEL Bekanntes MusterDIE AKTUELLE ZAHL 446TERMINE & NACHLESEglobal.businessIMPFENLebenswichtigENTWICKLUNGSAKTEUREWie Japan entwickeltnew.business BRANCHENCLUSTERGemeinsam in neue MärkteKMU-FINANZIERUNGAuf nach Afrika!CASHEWNUSSSnack auf Reisenethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtKOOPERATIVE PHILANTHROPIEMillionenregen für mutige IdeenTRIGOSDie Vorreiter 2019WIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Lehrgang mit Jobgarantie 6101038111216192023242728303436Lebenswichtig #VaccinesWork lautete das Motto der internationalen Impfwoche Ende April. Dass Impfungen funktionieren, muss in Zeiten, in denen hierzulande die Masern wieder ausbrechen, wohl betont werden. In Afrika stehen die Menschen derweil für eine neue Impfung Schlange: Malaria soll damit endlich wirkungsvoll bekämpft werden. Und der Impfsektor dürfte bald noch weitere Überraschungen liefern. INTERVIEW MIT ALFRED STERNKunststoffe sind WertstoffeCASHEWNUSSSnack auf ReisenAlle Inhalte finden Sie auch auf www.corporAID.atcorporAID Magazin Juli | August 2019041224BRANCHENCLUSTERGemeinsam in neue Märkte20Urlaube gehören zu den schönsten Ereignissen im Jahr. Umso wich-tiger ist, bei der Rückkehr keine unangenehmen Überraschungen erleben zu müssen. Beim Einkaufen in Urlaubsdestinationen wird oft nicht bedacht, dass viele der erworbenen Waren nicht so ein-fach in die Heimat mitgenommen werden dürfen.Um Schmuggel und die Fälschung von Markenprodukten unter Missachtung von Urheber- und Markenrechten zu bekämpfen, sind Zollkontrollen im Reiseverkehr unerlässlich. Sie tragen außerdem zum Schutz von Umwelt und Gesundheit sowie zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei.Bei Reisenden herrscht oft Unsicherheit über die Art, die zulässige Menge und den Wert der Waren, die nach Öster-reich eingeführt werden dürfen. Um durch Unwissenheit bedingte Verstöße gegen Zollbestimmungen zu vermeiden, informieren wir Sie gerne über Einfuhr-beschränkungen und -verbote. Darüber hinaus bieten unsere Services zahlreiche Tipps im Umgang mit Urlaubssouvenirs und klären über geschützte Tier- und Pflanzenarten sowie die Risiken von gefälschten Produkten auf.BMF-WebseiteAuf bmf.gv.at/zoll/reise finden Sie nützliche Hinweise zu Zollangelegenheiten. Informieren Sie sich vor Ihrer nächsten Reise über geltende Bestimmungen. BMF-AppNutzen Sie unsere verschiedenen Services im Zollbereich auch von unterwegs. Die BMF-App informiert Sie über Zollbestimmungen, die bei der Einreise nach Österreich zu beachten sind. Sie steht im jeweiligen Smartphone-Store gratis als Download zur Verfügung.Zentrale Auskunftsstelle ZollZollamt Klagenfurt Villach: Ackerweg 19, 9500 Villach E-Mail: zollinfo@bmf.gv.atTelefon: +43 (0) 50 233 740BMF-FolderZahlreiche Tipps und umfassende Informationen finden Sie auch in unseren diversen Foldern. Diese sind online unter bmf.gv.at/services/publikationen abrufbar oder in Ihrem Finanzamt, in den Zollämtern sowie auf den Flughäfen erhältlich.Entgeltliche EinschaltungFoto: BMF/AdobeStockZolltipps: Das Service für Ihre Reisebmf.gv.at06FOTO: CHRISTOPH EDERALFRED STERN ist seit Mitte 2018 Vorstandsvorsitzender des Kunststoff-herstellers Borealis. Stern kam 2008 nach mehrjähriger Tätigkeit für den amerikanischen Konzern Du Pont zu Borealis, leitete zunächst das Forschungszentrum in Linz und übernahm 2012 als Executive Vice President die Bereiche Polyolefine und Innovation. In dieser Funktion verant-wortete er maßgeblich die strategische Neuorientierung der Borealis in Richtung Kreislaufwirtschaft und Recycling. Der gebürtige Steirer promovierte an der Montanuniversität Leoben, ist verheiratet und hat zwei Kinder.Kunststoffe sind WertstoffeInterviewCORPORAID: Was bedeutet für Sie Globalisierung? Und wie schät-zen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation ein? STERN: Ich verbinde mit Globa-lisierung Themen wie Innovation, Nachhaltigkeit, Wettbewerb und natürlich Wachstumschancen. Borealis ist dafür ein gutes Bei-spiel: Unsere Wachstumshistorie über die vergangenen zwanzig Jahre basiert sehr stark auf Innovation. Und ich rechne damit, dass diese ausge-zeichnete Ent-wicklung auch so weitergehen wird. Warum? Ganz einfach: Weltweit leben heute 7,5 Milliarden Menschen, 2050 werden es zehn Milliarden sein. Glücklicherweise wächst mit der Weltbevölke-rung der Wohlstand, damit wird auch der Konsum steigen. Wenn wir das in nachhaltige Bahnen lenken wollen, ist es wichtig, die effizi-entesten Materialen einzusetzen – und da gehören Kunststoffe in vielen Anwendungsbe-reichen einfach dazu. Die Nachfrage nach Der Petrochemiekonzern Borealis ist ein Tausendsassa in Sachen Kunststoffe. Warum Plastik entgegen aller Kritik eines der (öko-)effizientesten Materialien ist und welche Herausforderungen sich beim Thema Kreislaufwirtschaft zeigen, legt Vorstandsvorsitzender Alfred Stern im Interview dar. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.unseren Kunststoffen wird also wachsen. Allerdings wird dieses Wachstum nicht in Europa, sondern vor allem im asiatischen Raum und Mittleren Osten stattfinden. Dem-entsprechend wollen wir insbeson-dere in diesen Regionen mit unse-rem Joint Venture Borouge weiter wachsen. Was bedeutet das für den Standort Österreich?STERN: Wir haben in Schwechat einen Produktionsstandort für Polypropylen und Poly-ethylen, in Linz eine große Melamin- und Düngemittelproduk-tion sowie unser internationales Forschungsheadquarter. Kurz: Wir produzieren in Österreich Innova-tionen und Produkte. Die Kunst-stoffproduktionsanlagen, die wir weltweit errichten, basieren auf diesen Technologien. Bei Borealis in Österreich arbeiten Menschen aus mehr als dreißig verschiedenen Ländern, und da spielt die Attrak-tivität des Standorts in Bezug auf Lebensqualität natürlich auch eine Rolle. Dazu kommen persönliche Sicherheit und Rechtssicherheit, aber auch ein hoher Ausbildungs-stand der Mitarbeiter. Angesichts der Lohnkosten müssen wir das Ausbildungsniveau der Mitarbeiter voll ausnutzen, um produktiv und wettbewerbsfähig zu arbeiten. Wo Österreich zulegen sollte, ist im Ich bin überzeugt, dass man beim Klimaschutz mit Kunststoffen mehr erreichen kann als ohne Kunststoffe. A. STERNBereich Spitzenuniversitäten: Wir haben kaum Institutionen, die Welt-klasse-Forscher anziehen. Klimaschutz ist derzeit im Gespräch wie nie. Was bedeutet das für Borealis? STERN: Wir stehen weltweit vor großen Herausforderun-gen im Zusammenhang mit unserem Energie-verbrauch und CO2-Emissionen. Dabei wissen wir heute, dass Kunststoffe in Bezug auf den CO2-Abdruck die effizienteste Material-klasse sind und uns in ihrer Nutzungsphase dabei helfen, sehr viel CO2 einzusparen. Es wären etwa erneuerbare Energien ohne Kunststoffe nicht denkbar. Photo-voltaik-Module können mit diesen Materialien effizienter gestaltet werden, und auch für die Energie-verteilung leisten Kunststoffe einen wesentlichen Beitrag durch immer bessere Isolationsmaterialien für Hoch- und Höchstspannungskabel. In der Automobilindustrie ermögli-chen Kunststoffe den Leichtbau und dadurch Fahrzeuge mit deutlich niedrigerem Energieverbrauch. Und wir haben unzählige Chancen, noch deutlich mehr zu bewegen – ich bin überzeugt, dass man beim Klima-schutz mit Kunststoffen mehr errei-chen kann als ohne Kunststoffe.Kunststoffe stehen massiv in der Kritik. Aktuell werden eher corporAID Magazin Juli | August 201907▶Verbote als neue Einsatzmöglich-keiten diskutiert. STERN: Gerade bei Verboten muss man gut überlegen, womit wir Kunststofflösungen ersetzen. Ich hoffe, dass all die Plastiksackerln, die verboten werden, durch Sackerln ersetzt werden, die tatsächlich mehrmals wiederverwendet wer-den – wenn wir sie mit Wegwerf-sackerln aus anderen Materialien ersetzen, ist das ganz sicher die schlechtere Lösung. Deswegen ist es wichtig, dass man versucht, Ziele zu erreichen anstatt mit Verboten zu arbeiten, denn diese sind immer eine Innovations- und Kreativitäts-bremse. In diesem Zusammenhang sehe ich eine große Chance für Österreich als Land mit einer der weltweit höchsten Recyclingquo-ten und zahlreichen führenden Recycling-Unternehmen. Technolo-gie und Know-how aus Österreich könnte man sicher verstärkt für die Internationalisierung nutzen, bei-spielsweise im Abfallmanagement, um dort Lösungen anzubieten, wo die größten Probleme auftreten. Kunststoff gilt im allgemeinen aber als Teil des Problems …STERN: Man muss das im grö-ßeren Zusammenhang sehen. Als Gesellschaft haben wir insgesamt ein Müllprob-lem. Zwölf Prozent des Mülls sind Kunststoff-abfälle, von denen wir nach wie vor zu viel in die Umwelt entlassen. Das verursacht enorme Schäden, die es zu begren-zen gilt. Dabei stammen nur zirka zwei Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren aus Europa und Nordamerika. Das Hauptproblem liegt anderswo, und dort muss man Lösungen aufzeigen. Zentral dabei ist die Erkenntnis, dass Kunststoff-abfälle Wertstoffe sind, die dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden sollten. Welche Lösungen schweben Ihnen hier vor?STERN: Wir haben selbst ein sehr interessantes Projekt namens STOP in Indonesien laufen, mit dem wir zeigen, wie in einem Entwicklungs-land ein Müllsammelsystem aufge-baut werden kann. Ziel ist, dass sich das System einmal wirtschaftlich selbst trägt. In einer ersten Stadt – Muncar – sind zehntausend Haushalte erstmals mit Müllton-nen ausgestattet und im Umgang damit geschult worden. Wir haben dort ein Sortierzentrum errichtet, wo fünfzig Mitarbeiter beschäftigt sind. Toll ist, dass das Projekt auch andere Unternehmen anzieht. Wir kooperieren mit der indonesischen Regierung, um das Modell auf das gesamte Land auszurollen – die Expansion in zwei weitere Städte steht bevor. Ein wichtiger Partner ist die norwegische Entwicklungs-zusammenarbeit, die das Projekt mitfinanziert. Das Budget liegt immerhin bei mehr als zehn Milli-onen Euro. Was kann Borealis selbst zum Thema Recycling beitragen?STERN: Natürlich ist die Kunst-stoffindustrie herausgefordert, für die Verwertung von Kunststoffa-bfällen wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu finden. Borealis hat 2014 begonnen, Produkte mit Rezy-klat-Anteilen herzustellen, und 2016 ein Recyclingunternehmen gekauft, um selbst in dieses Geschäftsfeld einzusteigen, vergangenes Jahr kam mit Ecoplast eine zweite Recycling-firma dazu. Hier geht es um mechanisches Recycling: Post-Consumer-Abfälle werden zerkleinert, gewaschen, getrennt und schließlich wieder zu Kunststoffgranulat verarbeitet. Das ist der energieeffizienteste Recy-clingprozess, den wir als große Wachstumschance für Bore-alis sehen. Muss man nicht noch früher ansetzen? STERN: Was das Design for Recy-clability oder vielleicht sogar das Design for Circularity betrifft, ste-hen wir sicher vor großen Aufga-ben. Wir haben in den vergangenen Jahren viel Forschungs- und Ent-wicklungsaufwand betrieben, um mit immer weniger Material das Gleiche leisten zu können. Wenn Sie etwa eine Wasserflasche her-nehmen, sehen Sie, dass für den Verschluss aus Polyethylen heute weniger als die Hälfte des Materials verwendet wird als vor zehn Jah-ren. Auch Verpackungsfolien sind Unsere Vision ist, dass Kunststoffabfall in der Zukunft einfach nur eine weitere Roh-stoffquelle darstellt. A. STERNcorporAID Magazin Juli | August 2019FOTOS: CHRISTOPH EDER, BOREALISALFRED STERNim Gespräch08mittlerweile so dünn, dass man sie kaum noch sieht. Möglich ist das, weil sie aus unterschiedlichen Materialien bestehen, die jedoch nicht wieder trennbar sind und bei der Wiederaufbereitung nur ein minderwertigeres Rezyklat erge-ben. Mit unserer Borstar-Technolo-gie können wir mittlerweile Mehr-schichtfolien mit den gewünschten Eigenschaften aus verschiedenen Polyethylen-Typen herstellen, die ein hochwertiges Rezyklat ergeben, das erneut für die Folienproduktion verwendet werden kann. Auch im Bereich des chemischen Recycling – der Aufspaltung von Kunststoffen in kurzkettige Kohlenwasserstoffe, die als Ölersatz verwendet werden können – sind wir schon weit und suchen nach Anwendungen für das ReOil-Verfahren, das die OMV ent-wickelt hat. Unsere Vision ist, dass Kunststoffabfall in der Zukunft ein-fach nur eine weitere Rohstoffquelle darstellt. Wir haben uns da einen guten Vorsprung erarbeitet, den wir gerne nutzen werden.Wie wird das Thema Nachhaltig-keit bei Borealis allgemein gelebt?STERN: Wir haben eine gute und pragmatische Nachhaltigkeitsstra-tegie mit den drei Säulen Kreislauf-wirtschaft, Gesundheit und Sicher-heit sowie Energie und CO2. Wir legen bei Borealis seit vielen Jahren sehr großen Wert auf Arbeitssicher-heit. Vergangenes Jahr lagen wir bei 1,3 Verletzungen pro Million Arbeitsstunden – das ist ein tolles Niveau, reicht uns aber nicht: Wir verfolgen eine Goal-Zero-Strategie.Wir haben auch Programme zur Reduktion des unternehmensinter-nen Energieverbrauchs und CO2-Ausstoßes. Diese setzen einerseits auf die Optimierung unserer Pro-zesse und andererseits auf den Ein-satz neuer Technologien. Nur ein Beispiel: Im Betrieb werden immer wieder brennbare Gase frei, die abgefackelt werden. Dies reduzie-ren wir kontinuierlich. Im Rah-men unserer Nachhaltig-keitsstrategie verfolgen wir zudem ein Corpo-rate Social Responsi-bility-Programm mit drei Schwerpunkt-themen. Zum einen fördern wir an unse-ren Standorten in Öster-reich das Thema Bildung. Der zweite Schwerpunkt ist Was-ser. Im Rahmen von Water for the World arbeiten wir mit internatio-nalen Organisationen zusammen – beispielsweise haben wir seit 2007 in Mosambik rund 800.000 Men-schen Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht. Wir stellen dazu unser Know-how und unsere Produkte zur Verfügung. Das dritte Schwer-punkthema ist Recycling, unser größtes Projekt ist hier STOP, das ich bereits beschrieben habe. Was ist für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens entscheidend? STERN: Für mich ist das zuvor-derst eine Unternehmenskultur, die es dem Unternehmen ermöglicht, die Chancen am Markt bestmöglich zu nutzen. Immerhin praktizieren wir Hochleistungssport, und da muss man zu den Besten gehören, wenn man dauerhaft mitspielen will. Das können wir nur, wenn die Mitarbei-ter eine entsprechende Unterneh-menskultur auch mittragen. Dazu gehört, Prozesse kontinuierlich zu hinterfragen. Das ist wirklich der springende Punkt und Vorausset-zung dafür, Innovation und nach-haltiges Wirtschaften auch lang-fristig durchzuhalten. Was macht einen Manager erfolgreich?STERN: Ein erfolg-reicher Manager muss sich vor allem einmal selbst ken-nen und mit sich im Einklang sein. Nur dann können Sie für etwas brennen und etwas erreichen. Ich liebe beispielsweise Effizienz: Die Natur lebt uns auf beeindru-ckende Weise vor, wie mit mini-maler Verschwendung möglichst viel erreicht werden kann. In jedem Unternehmen erge-ben sich unzählige Chancen, wo man mit Technologie und Innovationen gewaltige Effizi-enzgewinne erreichen und damit einen entscheiden-den Unterschied machen kann. Und darum geht es doch letztlich: etwas zu schaffen, das einen echten Unterschied macht.Vielen Dank für das Gespräch!09Ich liebe Effizienz: Die Natur lebt uns auf beeindruckende Weise vor, wie mit minimaler Verschwendung möglichst viel erreicht werden kann. A. STERNcorporAID Magazin Juli | August 2019Borealis ist als Chemie- und Kunststoffkonzern führend in den Bereichen Poly-olefine, Basischemikalien und Düngemittel. Die Unternehmensgruppe steht zu 64 Prozent im Eigentum von Mubadala, einer Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi, und zu 36 Prozent vom heimischen Öl- und Gaskonzern OMV AG. Gemeinsam mit Borouge, einem Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company ADNOC, versorgt Borealis Schlüsselindustrien auf der ganzen Welt mit einer breiten Palette von Anwendungen in den Bereichen Energie, Auto-motive, Rohre, Konsumgüter, Gesundheitswesen und Verpackungen. Borealis beschäftigt rund 6.800 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern, davon 1.900 in Österreich. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 8,3 Mrd. Euro.Grundstofflieferant für vielerlei SpartenDAS UNTERNEHMENNext >