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corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 83 ◆ SEPTEMBER | OKTOBER 2019CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGInnovatives Afrika: Boom der Start-upsIm Interview: Stefan Borgas,RHI-Magnesita CEO Leben ohne Ausweis: Die unbekannte MilliardeFisch von der FarmDer globale Appetit auf Seafood wächst rasant und wird zunehmend aus Aquakultur gestillt: Jeder zweite Fisch am Teller entstammt einer Zucht. Die Boombranche kämpft mit Imageproblemen, neue Methoden machen das Business jedoch immer nachhaltiger.Jeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen.Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der „Presse“. DiePresse.com – Wir schreiben seit 1848. „Die Presse“ gedruckt und digital:Jetzt 3 Wochen kostenlos lesen!DiePresse.com/testenMehr als ein Drittel der Afri-kaner verfügt heute über ein Smartphone und nutzt dieses von Social Media bis zum Online Banking. Die Digitalisierung stellt für den Kontinent eine enorme Chance dar. So wächst Afrikas Tech-Szene Jahr für Jahr, und innovative Start-ups vor allem in Kenia, Nigeria und Südafrika wecken das Inter-esse internationaler Investo-ren – mehr dazu ab Seite 20. Digitalisierung ist aber auch eine Chance für ganz grund-legende Dinge wie die eigene Identität: Fast eine halbe Milliarde Kinder weltweit gibt es offiziell gar nicht. Auf welche Lösungen Entwicklungsländer bei der Registrierung ihrer Bürger setzen, lesen Sie ab Seite 12. Dass mit der Digitali-sierung auch Herausforderun-gen im Kontext von Freiheit und Sicherheit – das heurige Thema des Europäischen Forum Alp-bach – einhergehen, zeigt der Artikel ab Seite 16. Zu Digitali-sierung und Sicherheit passend auch das Porträt des Wiener Unternehmens Frequentis – ab Seite 24. Im großen Interview diesmal RHI Magnesita-CEO Stefan Borgas – ab Seite 6. Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin September | Oktober 201903IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, office@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard Weber | Chefredakteur: Christoph EderGrafik: Mihai M. Mitrea | Redaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Barbara Janker, Melanie Pölzinger, Frederik Schäfer, Ursula Weber, Gudrun ZimmerlAnzeigen: Veronika Grubmann, v.grubmann@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Auflage: 74.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessensvertretungen und Institutionen un-abhängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbe-kämpfung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe November | Dezember 2019 erscheint am 31.10.2019 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONInhaltINTERVIEW MIT STEFAN BORGASWachstum und Nachhaltigkeit gehören zusammenLEITARTIKEL InnovativDIE AKTUELLE ZAHL 114TERMINE & NACHLESEglobal.businessDIE UNIDENTIFIZIERTE MILLIARDESein oder nicht seinEUROPÄISCHES FORUM ALPBACHDie richtige Balancenew.business AFRIKANISCHE START-UPSFrischer WindHIDDEN CHAMPIONMit Sicherheit weltweit unterwegsÖSTERREICHISCHER EXPORTTAGEs geht noch mehr3ER GESPRÄCHAfrika: mehr Narrativ als Tagesgeschäftethical.businessGOOD PRACTICE Wer Österreich bewegtAQUAKULTURDer blaue AckerAUTARKE STROMVERSORGUNGInsellösungenWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Rare Öle aus dem Senegal 610104611121619202428303334364044Der blaue Acker Von nahezu null auf 80 Millionen Tonnen in 60 Jahren: Die Aquakultur verzeichnet weltweit ein Wachstum, das seinesgleichen sucht. Die Branche kann Teil der Lösung für die künftige Welternährung sein – sofern sie selbst Lösungen für dringliche Probleme findet. INTERVIEW MIT STEFAN BORGASWachstum und Nachhaltigkeit gehören zusammenAFRIKANISCHE START-UPSFrischer WindAlle Inhalte finden Sie auch auf www.corporAID.at6corporAID Magazin September | Oktober 20190436DIE UNIDENTIFIZIERTE MILLIARDE Sein oder nicht sein1220PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.comRahofer.PALFINGER.AGWER NACHHALTIG HANDELT,HAT EINEN VOGEL.Verleihen Sie dieser Anzeige Nachhaltigkeit! Falten Sie daraus einen Schwan! Odereinen Malerhut. Oder was Ihnen sonst noch einfällt. Oder lesen Sie nach, welcheIdeen und Lösungen wir zum Thema Nachhaltigkeit und gesellschaftlicheVerantwortung haben. Jetzt in unserem integrierten Geschäftsbericht.06Wachstum und Nach haltigkeit gehören zusammenInterviewCORPORAID: Welche Schlagworte verbinden Sie mit Globalisierung?BORGAS: Für mich hat Globalisie-rung drei Aspekte: Menschen ver-binden, Wissen erweitern und Frei-heit ermöglichen – und dies jeweils ökonomisch und sozial. Menschen verbinden heißt, dass wir uns stär-ker mit anderen Kulturen ausein-ander setzen. Wir müssen unser Wissen mit dem verknüpfen, was auf der Welt passiert, weil wir sonst zurückfallen. Es gibt rund acht Mil-lionen Österreicher, aber insgesamt acht Milliarden Menschen, und da ist jedenfalls eine große Menge ziemlich smarter Leute dabei. Und ich glaube, dass uns neben dem freien Güter- und Dienstleis-tungsverkehr gerade die Freiheit der Men-schen, sich anzuschauen, wie es anderswo auf der Welt läuft, stark weiterbringt. Wo sehen Sie Stärken und Schwä-chen des Standorts Österreich?BORGAS: Als kleines Land ist Österreich stark von Vernetzung geprägt. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind gut verzahnt. Dieses An-einem-Strang-Ziehen ist eine Stärke, die wir überall auf der Welt nutzen sollten. In Österreich gibt es heute auch eine Kultur, The-men von allen Seiten zu beleuchten und dann eine Lösung zu finden. Das war nicht immer so, denn in der Vergangenheit einigte man sich zu oft bloß auf den kleinsten gemeinsa-men Nenner. Ich glaube, dass derzeit ein neues ambitionierteres Denken Stefan Borgas, CEO des Feuerfestunternehmens RHI Magnesita, über die Weiterentwicklung eines Weltmarktführers und die Herausforderung, Wachstum mit Nachhaltigkeit zu verknüpfen. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.einzieht. Und da kann Österreich von Ländern wie China, Vietnam oder Peru lernen, die sich große Ziele setzen statt nur zu sagen: „Wir müssen eineinhalb Prozent besser werden als im Vorjahr.“ Daneben gibt es in Österreich eine gut aus-balancierte Gesellschaft mit gerin-gen Unterschieden zwischen Arm und Reich. Deswegen haben auch sozial benachteiligte Menschen die Chance aufzusteigen – viel mehr als in den USA, trotz der Story von der Tellerwäscher-Karriere. Auf der anderen Seite ist die Abgabenstruktur für globale Firmenzent-ralen und vor allem deren Mitarbeiter nicht attraktiv, weil das österreichische System immer noch mittelständisch geprägt und auf Menschen zuge-schnitten ist, die hier geboren wurden und hier auch in Pension gehen. Doch für jemanden, der für fünf Jahre nach Österreich kommt, ist das nicht attraktiv. Da könnte sich Österreich von Modellen in Ländern wie der Schweiz oder den Niederlanden etwas abschauen. Was in Österreich zudem fehlt, ist eine Förderung von Eliten, die die Gesellschaft insgesamt weiterbrin-gen. Und das gilt nicht nur für wirt-schaftliche Themen.Unter Ihrer Führung haben RHI und Magnesita fusioniert. Wo lagen die größten Schwierigkeiten? BORGAS: Beim Fusionsprozess war das Wichtigste, den Kun-denfokus aufrecht zu erhalten. Heute beschäftigen wir uns anders als vor einem Jahr nicht mehr zu 80 Prozent mit der Integration, sondern schauen nach vorne.S. BORGASRHI und Magnesita waren Wett-bewerber, die sich über zwanzig Jahre bekämpft haben und die nun zusammenfinden mussten. Ich glaube, das ist uns gut gelungen. Die zweite Herausfor-derung war, die Bedürfnisse der intern betroffe-nen Menschen zu beachten. Diese galt es mitzunehmen und möglichst die besten Führungskräfte und Experten auszuwäh-len, unabhängig davon, ob sie vorher bei RHI oder bei Magne-sita beschäftigt waren. Auch aus dieser Sicht ist der Merger erfolg-reich abgeschlossen. Der dritte Aspekt ist, die Synergien aus dem Merger auch finanziell zu heben: Hier haben wir noch die eine oder andere Baustelle, beispielsweise bei der SAP-Systemintegration in Nord- und Südamerika. Heute beschäftigen wir uns aber anders als vor einem Jahr nicht mehr zu 80 Prozent mit der Integration, son-dern schauen nach vorne, haben eine ganze Menge neuer Projekte und bauen die Firma weiter aus.Wo liegen die Wachstumsmärkte der RHI Magnesita? BORGAS: Wir haben drei Arten von Wachstumsmärkten in den kommenden fünf Jahren. Zum ▶ haltigkeit corporAID Magazin September | Oktober 201907STEFAN BORGAS ist seit Ende 2016 CEO des österreichisch-brasilianischen Feuerfestkonzerns RHI Magnesita. Nach dem Studium der Betriebs-wirtschaft in Saarbrücken und St. Gallen war der 54-jährige Deutsche zunächst für den Chemiekonzern BASF tätig. 2004 wechselte Borgas in den Vorstand der Schweizer Lonza AG, von 2012 bis 2016 war er CEO von Israel Chemicals.FOTO: CHRISTOPH EDEReinen geografische Märkte: Das sind China und Indien, in weiteren Schritten die Türkei sowie Korea, Japan und Russland. Zum anderen haben wir Segmente in etablier-ten Märkten, die wir noch nicht besetzt haben – bei-spielsweise im Bereich der Flow-Control, also der Strömungsführung von flüssigem Stahl. Hier wollen wir aufschlie-ßen. Zu guter Letzt planen wir bei jenen Dienstleistungen zu wachsen, die die Produktivität unserer Kunden optimieren. Hier geht es um Big Data, Sensortech-nik und Robotics. Wir investieren beträchtliche Summen in Forschung und Entwicklung zu Industrie 4.0. Wo liegen die Challenges? BORGAS: Wir haben drei Stoßrich-tungen. Zum einen die Implemen-tierung dieser neuen Technologien in unseren eigenen Fabriken. Wir sind gerade dabei, mit einer produk-tionsorientierten 4.0-Gruppe diese Technologien systematisch in den Konzern zu bringen. Diese Gruppe bauen wir in Suzhou in China auf, wo der weltweit größte Industrial Robotics Cluster entstanden ist. Das zweite ist eine kundenbezo-gene Industrie 4.0-Organisation. Mittlerweile arbeiten siebzig Mit-arbeiter an Lösungen, um beispiels-weise mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Stahlproduktion für unsere Kunden zu optimieren. Und die dritte Stoßrichtung betrifft unsere Liefer- und Produktkette mit ungefähr 200.000 Einzelprodukten, 800 Lagerpunkten, 35 Produktions-anlagen und rund 10.000 Kunden. Da sich ständig alles ändert, müs-sen wir diese laufend anpassen. Spielt auch Afrika eine Rolle in Ihren Wachstumsplänen?BORGAS: Wir haben in Afrika einen ver-nünftigen Marktanteil. Dort, wo es Stahlwerke gibt, im Maghreb und in Südafrika, sind wir gut posi-tioniert. Im übrigen Afrika ist die Entwicklung noch nicht weit genug: Da gibt es ein wenig Zementindust-rie, aber ansonsten ist Afrika in den nächsten fünf Jahren kein relevan-ter Markt. Wie finden Wachstum und Nachhaltigkeit bei RHI Magnesita zusammen? BORGAS: Für mich gehören die zwei Begriffe zusammen. Wenn man nicht wächst, dann schrumpft man und ist irgendwann ver-schwunden. Ohne ökonomisches Wachstum kann kein Unterneh-men überleben. Die träumerhaften Ideen von der Post-Wachstumsge-sellschaft halte ich für Unsinn. Was die soziale Nachhaltigkeit betrifft, sehe ich die Herausforderung darin, unser gesamtes Management diver-ser aufzustellen. Das betrifft sowohl den kulturellen Hintergrund als auch das Genderthema. Wir sind, wie fast alle Unternehmen, viel zu „White Male“-lastig. Auch bei der ökologischen Nachhaltigkeit sind wir gefordert. Weil der Produktions-prozess von Keramik-Werkstoffen darauf basiert, als Carbonate vor-kommende Rohstoffe in Oxide zu verwandeln, emittieren wir viel CO2. An diesem chemischen Prozess können wir nichts ändern, es sei denn, jemand findet eine neue Mate-rialklasse, die auch bei 2.500 Grad nicht schmilzt. Wie gehen Sie dann also mit dem Thema um?BORGAS: Wir haben hier drei Arbeitsachsen. Die eine ist die Umstellung auf erneuerbare Ener-gie, wo für uns die Frage im Mit-telpunkt steht, mit welchem Ener-giemix wir unseren hohen Bedarf decken können. Die zweite Achse betrifft die Frage, wie man das CO2 in den Anlagen auffangen und nutzen kann. Das würde unsere Rohstoffkosten zwar mindestens verdoppeln, aber die Kosten machen mir langfristig keine Sorgen, denn wenn alle Mitbewerber das tun, wird es sich auf die Preise umschla-gen lassen. Wir werden Anfang nächsten Jahres die erste Pilotan-lage in Norwegen installieren. Und die dritte Achse ist, das CO2 wie-der aus der Atmosphäre zu holen. Beispielsweise, indem man Bäume pflanzt. Wir schauen uns momen-tan an, was man da machen kann – hier hilft uns unser brasilianischer Background. Wie sieht es mit Recycling und Kreislaufwirtschaft aus?BORGAS: Recycling ist eine der Möglichkeiten, um unseren Wenn man nicht wächst, dann schrumpft man und ist irgendwann verschwunden. S. BORGAS08FOTOS: CHRISTOPH EDER, RHISTEFAN BORGAS im GesprächRohstoffverbrauch zu senken. Wir wollen in drei Jahren mindestens zehn Prozent unseres Rohstoffein-satzes durch Abfall unserer Kunden ersetzen. Was uns bei all diesen Themen nicht hilft, ist die stark pro-vinzielle Ausrichtung der Politik. Im Moment haben wir die Diskussion über CO2-Steuern, und dann heißt es: „Das muss man europäisch orga-nisieren.“ Das muss man nicht euro-päisch organisieren, das muss man weltweit organisieren. Da braucht es ein ambitionierteres Denken. Beim Thema Abfall ist es genauso. Wir können aufgrund europäischer Normen Abfall von unseren Kunden nicht über Landesgrenzen hinweg transportieren. Unsere Lehrmeister beim Thema Recycling sind aber unsere indischen Kollegen. Die sind uns mindestens fünf Jahre voraus. Weil es im Land keine Rohstoffe gibt, haben sie aus Not und Devisenman-gel Abfall recycelt. Bei uns diskutie-ren wir noch über einen Recycling-Anteil von fünf Prozent, während die Inder Produkte mit dreißig Prozent Recycling-Content verkaufen. Wie sehen Sie Ihre Rolle, das Umfeld in Emerging Markets mit zu gestalten? BORGAS: Als Firma vertreten wir zum Thema Umweltschutz eine ganz klare Meinung. In Brasilien lautet diese beispielsweise, dass die grüne Lunge des Amazonas nicht weiter schrumpfen darf. Auch in China haben wir uns stark engagiert und europäische Grenz-werte eingeführt. Wir haben uns mit den Behörden zusam-mengesetzt und ihnen erklärt, wie das funkti-onieren kann. Wir engagie-ren uns auch beim Thema Ausbil-dung: In Brasilien haben wir eine Facharbeiterakademie gegründet, die auf das duale System setzt – in China haben wir das gerade in Pla-nung. Überall, wo wir tätig sind, ver-suchen wir, im Sinne eines Global Citizen an Lösungen mit zu arbeiten. Und welche Bedeutung haben Werte für ein international aufge-stelltes Unternehmen? BORGAS: Als wir den Merger planten, haben wir gemeinsam unsere Unternehmenskultur defi-niert. Diese basiert auf vier Säulen: Kundenfokus, Eigenverantwortung, Kommunikation und Offenheit. In der Folge haben wir sechzig soge-nannte Culture Champions ernannt, die an unseren 35 Standorten Work-shops durchführen. Mittlerweile haben rund 4.000 Mitarbeiter daran teilgenommen, um zu lernen, wie sie unsere Kultur im Tagesgeschäft umsetzen können. Was macht einen Manager erfolgreich? BORGAS: Wesentlich ist die per-sönliche Gesundheit, ohne die man das hohe Arbeitspensum kaum bewältigen kann. Dann sollte man zuhören können, bescheiden sein und sich immer wieder eingeste-hen, dass man fast alles besser machen könnte. Zudem muss man Pri-oritäten setzen kön-nen, die es der Orga-nisation erlauben, erfolgreich zu sein. Die größte Schwierig-keit ist oft nicht, sich auf die fünf wichtigsten Maß-nahmen zu einigen, sondern dar-auf, was nicht gemacht werden soll. Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig?BORGAS: Die Basis ist natür-lich, sich an alle Gesetze zu hal-ten und finanziell gesund dazu-stehen. Das reicht aber nicht. Um wirklich zukunftsfähig zu sein, müssen wir als Unterneh-men einen Wert für die Gesell-schaft erbringen. Der reicht von Kundennutzen bis zur Akzeptanz in den Gemein-den, in denen wir tätig sind. Nur dann ist nachhaltiger Erfolg möglich.Vielen Dank für das Gespräch.09Die größte Schwierigkeit ist oft nicht, sich auf die fünf wichtigsten Maßnahmen zu einigen, sondern dar-auf, was nicht gemacht werden soll. S. BORGAScorporAID Magazin September | Oktober 2019Die RHI Magnesita entstand im Jahr 2017 durch den Zusammenschluss der RHI AG und dem brasilianischen Unternehmen Magnesita. Die Anfänge der Vorgängerfirmen der RHI Magnesita reichen bis ins Jahr 1834 zurück, 1899 haben die Veitscher Magnesitwerke die Produktion in Öster-reich aufgenommen. Heute ist das an der Londoner Börse notierte Unter-nehmen der weltweit größte Anbieter von Feuerfestprodukten, -systemen und -dienstleistungen für die Stahl-, Zement- oder Glasindustrie, die Tempe-raturen von mehr als 1.200 Grad standhalten. Als vertikal integriertes Unter-nehmen kontrolliert RHI Magnesita die gesamte Wertschöpfungskette vom Bergbau bis zu Industrial Services. Mit 35 Produktionsstandorten beschäftigt RHI Magnesita aktuell rund 14.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 3 Mrd. Euro. Feuerfest vereintRICHTIG HEISS Kein Problem für die Produkte von RHI Magnesita.DAS UNTERNEHMENNext >