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corporAID MagazinSPONSORING-POST 18Z041446 NAUSGABE 84 ◆ NOVEMBER | DEZEMBER 2019CORPORAID IST EINE INITIATIVE VONDAS ÖSTERREICHISCHE MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, ENTWICKLUNG UND GLOBALE VERANTWORTUNGKreislaufwirtschaft: Win-Win für Umwelt und UnternehmenWKÖ-Präsident Harald Mahrerim InterviewVerborgene Schätze: Peru und BolivienReset am ReißbrettDie Weltkarte wird laufend ergänzt: Um völlig neue Städte, die moderner, smarter und umweltfreundlicher sein sollen als alles bisher Gebaute. Einen Hang zum Neuanfang zeigen aktuell vor allem Regierungschefs in Asien und Afrika mit urbanen Prestigeprojekten. EntspannungLesen Sie jetzt die „Presse“ drei Wochen kostenlos und gewinnen Sie eine Woche Wellness und Erholung im ****s-Hotel „Das Rieser“ am Achensee!DiePresse.com/wellnessLesen und gewinnenEntwicklungszusammen-arbeit neu denken – so lautet Punkt 50 des Wahlprogramms jener Partei, die den nächsten Bundeskanzler stellen wird. Gedacht werden soll dabei vor allem in Richtung Unter-nehmen. Mehr Wirtschaft und Entwicklung möchte auch WKÖ-Präsident Mahrer im Regierungsprogramm wiederfinden und fordert im großen Interview ab Seite 6 echte Commitments, funktio-nierende Strukturen und klare Ziele. Zu diesen Themen findet heuer am 4. Dezember auch die corporAID Konferenz statt, zu der ich Sie herzlich einlade. Im Dreiergespräch ab Seite 30 lesen Sie, wie die globalen Ziele für nachhaltige Entwick-lung in die Agenden der Unter-nehmen Eingang finden. Ab Seite 36 erfahren Sie, warum Unternehmen beim Thema Kreislaufwirtschaft gerade auch in Entwicklungsländern Chance und Auftrag sehen. Wie heimische Firmen sich in den Andenstaaten engagieren, ab Seite 22. Unsere Titel-Story ab Seite 12 zeigt die städte-bauliche Dynamik in Ländern wie Ägypten und Indonesien.Eine anregende Lektüre!EditorialBERNHARD WEBERWirtschaft gestaltet Globalisierung.Und damit die Welt von morgen.Unternehmen schaffen Wohlstand.Und damit die Basis für Entwicklung.corporAID bewegt Unternehmen.Damit globale Armut von gestern wird.Unternehmen unterstützen corporAID:corporAID Magazin November | Dezember 201903IMPRESSUM Medieninhaber: ICEP Wirtschaft & Entwicklung GmbH, Möllwaldplatz 5, 1040 Wien, Tel. 01-9690254, office@corporaid.at, www.corporaid.at, www.icep.atHerausgeber: Bernhard WeberChefredakteur: Christoph EderGrafik: Mihai M. Mitrea Redaktion: Katharina Kainz-Traxler, Sophie Langer-Hansel, Melanie Pölzinger, Frederik Schäfer, Ursula WeberAnzeigen: Veronika Grubmann, v.grubmann@icep.atDruck: Styria GmbH & Co KG; Auflage: 74.000 StückAbobestellung: abo@corporaid.atBLATTLINIE Als von politischen Parteien, Interessenvertretungen und Institutionen unab-hängige Initiative vertritt corporAID die Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Grundlage von Armutsminderung und daher Globalisierung eine Chance für globale Entwicklung ist. Das corporAID Magazin möchte für globale Armutsbekämp-fung etwas bewegen, indem es fundiert und sachgerecht zentrale Fragestellungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet, zum Verstehen des Zusam-menwirkens von Wirtschaft und Entwicklung beiträgt und die mit einer nachhaltigen Ge-staltung der Globalisierung verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chan-cen in den Horizont der österreichischen Wirtschaft rückt. corporAID bekennt sich zu den Grundsätzen der Meinungsfreiheit, der sozialen Gerechtigkeit, der öko-sozialen Markt-wirtschaft, des gegenseitigen Respekts sowie der Eigenverantwortung des Menschen.Die corporAID Ausgabe Jänner | Februar 2020 erscheint am 19.12.2019 in der Tageszeitung Die Presse.PARTNER DER CORPORAID PLATTFORMEINE INITIATIVE VONMIT UNTERSTÜTZUNG VONInhaltINTERVIEW MIT HARALD MAHRERPionier für Klima und UmweltLEITARTIKEL Neu denkenDIE AKTUELLE ZAHL272TERMINE & NACHLESEglobal.businessURBANE MEGAPROJEKTENeues im NichtsENTWICKLUNGSAKTEUREDer Kampf für bessere Arbeitnew.business NEUE MÄRKTEAndiner AufbruchKLIMASCHUTZINSTRUMENTENachfolge ungeklärt3ER GESPRÄCHBrückenschlag in die Praxisethical.businessGOOD PRACTICEWer Österreich bewegtKREISLAUFWIRTSCHAFTEine neue BewegungGESUNDHEITRechtzeitig vor OrtWIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFT Cashew-Business6101046111218212226303334364044Neues im Nichts Neue Stadt! Groß denken! Das dürfte auf der To-Do-Liste der Staatschefs von Ägypten, Indonesien und den Philippinen stehen, die milliardenteure administrative Sitze errichten lassen. Auch etliche andere Länder wollen ihre Landkarten um neue Städtenamen ergänzen. INTERVIEW MIT HARALD MAHRERPionier für Klima und UmweltKREISLAUFWIRTSCHAFT Eine neue BewegungAlle Inhalte finden Sie auch auf www.corporAID.at6corporAID Magazin November | Dezember 20190412NEUE MÄRKTE Andiner Aufbruch2236Es gibt ambitionierte Fälschungen. Es gibt kreative Fälschungen. Und es gibt tödliche Fälschungen. Seien Sie bei Medikamenten besonders vorsichtig.Während früher vorwiegend Luxusar-tikel gefälscht wurden, werden immer mehr nachgemachte Massenkonsum-güter verkauft. Illegal hergestellte Medikamente, wirkungslose Pillen oder verunreinigte Arzneimittel stellen seit Jahren die größte Gruppe der vom Zoll aufgegriff enen Produktfälschungen in Österreich dar. Gefälschte Medikamente in Umlauf zu bringen ist aber nicht nur kriminell, sondern gefährdet Menschenleben - vor allem, wenn die Wirkung der ver-meintlichen Arzneimittel ausbleibt oder gar schädliche Inhaltsstoff e wirken. Die Zöllnerinnen und Zöllner setzen sich für Ihren Schutz, Ihre Gesundheit und Ihre Sicherheit ein, indem sie ge-fälschte Medikamente aus dem Verkehr ziehen und dieses kriminelle Handeln bekämpfen. Problematisch ist, dass potenziell gefährliche Arzneimittelfälschungen für Laien oft kaum von den Originalproduk-ten zu unterscheiden sind. Aussehen Tipp: Beziehen Sie Ihre Medikamente ausschließlich über legale Vertriebswege. Österreichs Apotheken bieten fachkundige Beratung und können damit zum sicheren Umgang mit Medikamenten beitragen. Sie möchten Ihre Medikamente lieber online bestellen? Vertrauen Sie nur glaubwürdigen, zertifizierten Fernabsatzapotheken. Diese weisen EU-weit ein gemeinsames Logo für legale Internet-Apotheken auf.und Verpackung werden oft täuschend echt nachgemacht. Insbesondere im Internet ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Online-Anbieter sind seriös. Alle Informationen zu gefälschten Medikamenten finden sie unter bmf.gv.at/medikamentebmf.gv.atMit Sicherheit gesundEntgeltliche EinschaltungFotos: BMF/iStockAmbitionierte FälschungKreative FälschungTödliche Fälschung06FOTO: MIHAI M. MITREAHARALD MAHRER ist seit Mai 2018 Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Der promovierte Betriebswirt engagierte sich bereits während des Studiums in der Österreichischen Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und hatte danach diverse ÖVP-nahe Mandate inne, beispielsweise als Präsident der Julius-Raab-Stiftung zwischen 2011 und 2015 oder als Staatssekretär und Minister im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ab 2014 bzw. 2017. Seit 2017 ist Mahrer zudem Präsident des Österreichischen Wirtschaftsbundes.Pionier für Klima und UmweltInterviewCORPORAID: Wo sehen Sie die größten wirtschaftspolitischen Her-ausforderungen, die die neue Bun-desregierung bewältigen muss?MAHRER: Herausforderung Nummer eins ist zweifellos, einen wirtschaftsfreundlichen Kurs bei-zubehalten, den Kurs der doppel-ten Entlastung fortzusetzen. Das betrifft einerseits die bürokratische Ebene, denn viele Vorschriften und Normen halten Unternehmen heute davon ab, ihren eigentlichen Job zu machen, nämlich neue Produkte und Dienstleistungen zu Topquali-tät und kompetitiven Preisen anzu-bieten. Andererseits betrifft das die Steuer- und Abgabenbelastung. Da befinden wir uns im internationa-len Vergleich auf einem sehr hohen Niveau, das muss sich ändern. Ein weiterer Punkt ist das Thema Aus- und Weiterbildung, denn der Fach-kräftemangel wächst kontinuierlich. Das ist hochproblematisch, denn fast zwei Drittel der Betriebe vermelden Umsatzeinbußen, weil sie keine neuen Aufträge annehmen können, da ihnen schlichtweg die Mitarbei-ter fehlen. Und die dritte Heraus-forderung betrifft die Bewältigung der Klima- und Umweltproblematik. Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, sieht zwar Nachholbedarf bei Innovation und langfristigen Strategien, hält das aber für Jammern auf hohem Niveau: In Sachen Klima und Umweltschutz seien österreichische Unternehmen und Technologien Vorreiter – mit enormen Chancen auf dem Weltmarkt. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BERNHARD WEBER.Ich bin überzeugt davon, dass wir hier mit Verboten und Strafsteuern nicht weiterkommen werden, und setze auf das, was in Wirklichkeit die Ökonomik als Wissenschaft des Umgangs mit knappen Ressourcen ausmacht. Die Lösung für die Kli-makrise steckt in Forschung und Innovation. Was verbinden Sie mit dem Thema Globalisierung?MAHRER: Das sind vor allem die drei Schlag-worte Vernetzung, Kooperation und Inno-vation. Die Wertschöp-fungsketten erstrecken sich über viele Nationen und sind extrem vernetzt, die Digitalisierung treibt diese Ent-wicklung weiter voran. Die Ver-netzung ermöglicht aber auch eine ganz neue Form der Kooperation, um die großen Herausforderungen auf globaler Ebene in einer unge-ahnten Art und Weise zu lösen. Das betrifft Armut und Klimawandel, bedeutet aber auch Demokratisie-rung und Zugang zu den Errun-genschaften der Aufklärung im weitesten Sinne – Innovation ist das dritte große Thema, Die Lösung für die Klima-krise steckt nicht in Verboten und Steuern, sondern in Forschung und Innovation. H. MAHRERdas ich mit Globalisierung in Ver-bindung bringe. Die Digitalisierung wiederholt heute das, was der Buch-druck ausgehend von der Renais-sance bewirkt hat: Wissen wurde vielen Menschen zugänglich, demo-kratisiert und hat am Ende des Tages zu großen Durchbrüchen in unterschiedlichen Wissenschafts-disziplinen geführt. Und da sehen wir erst die Spitze des Eisbergs. Ich gehe davon aus, dass wir in eine noch massivere Form des Teilens von Wissen hineingehen werden. Die Frage ist, was wir daraus machen. Keine Zweifel, diese Techno-logien bergen auch Nachteile, was ethische Aspekte anlangt, aber die Vorteile überwiegen dramatisch. Was macht Österreich daraus? MAHRER: Sehr viel, aber noch nicht genug. Immerhin liegen wir in der Europäischen Union bei For-schungs- und Entwicklungsaus-gaben nach Schweden auf Platz zwei. Trotzdem gibt es Luft nach oben. Denn in der Verwertung von wissenschaftlichen Erkenntnissen sind wir nur Mittelklasse. corporAID Magazin November | Dezember 201907▶MAHRER: In vielen Ländern geht es um Rechtssicherheit, um Planbar-keit und Begleitung bei öffentlichen Aufträgen, aber auch um die Positi-onierung von Produkten und Servi-ces. Wir bieten daher eine Vielzahl von Delegationsreisen, die entweder länder- oder branchenspezifisch ausgerichtet sind. Hier kommen uns unsere 110 Außenwirtschaftscen-ter weltweit sehr zugute. Wir haben das weitverzweig-teste Außenwirtschafts-netzwerk und können damit punkt- und passgenau je nach Region oder Branche Unterstützung anbie-ten und Zukunftspo-tenziale ausloten.Welche Akzente wird die Internationalisierungsoffensive go-international hier setzen?MAHRER: Es ist insbesondere der Bereich Innovation, wo wir versu-chen, bidirektional zu arbeiten: Das heißt, gleichzeitig mit der Beglei-tung in die jeweiligen Märkte auch die Information aus den Märkten aufzusaugen und unseren Betrieben zu Hause zur Verfügung zu stellen. Zum anderen geht es stark um eine Akzentuierung im Bereich Klima- und Umweltschutz. Vielfach ist nicht bekannt, dass wir dort Welt- und Europameister sind: Ob Wind- oder Solarenergie, Wasserkraft, alterna-tive Verpackungslösungen, Abwas-sertechnik oder intelligente Mobili-tätslösungen – unsere heimischen Unternehmen sind hier weltweit füh-rend. Neun von zehn Delegationen, die nach Österreich kommen, inter-essieren sich primär für Klima- und Umwelttechnologien. Ich bin daher sehr froh über die aktuell angefachte öffentliche und politische Debatte zum Klima- und Umweltschutz. Denn darin steckt eine Win-Win-Situation: Klima- und Umweltschutz made in Austria hat ein gigan-tisches Zukunftspotenzial auf den Weltmärkten und schafft langfristig Jobs im Inland. Unsere regionale Wirtschaft profitiert, gleichzei-tig helfen wir ande-ren Ländern, in die-sem Bereich ordentliche Sprünge zu machen. Das ist eine schöne Sache.Wie gehen Wachstum und Nach-haltigkeit für Sie zusammen?MAHRER: Meiner Meinung nach ausgezeichnet, wenn man die Frage stellt, was Wachstum an sich bedeu-tet. Für mich hat Wachstum auch etwas mit der Entwicklung eines umfassenden Ökosystems zu tun. Da geht es um gesellschaftliche Entwicklungen und um die Frage, wie ich gesellschaftspolitische Probleme unter Zuhilfenahme der Ökonomie lösen kann. Gleichzeitig sind unsere gesamten öffentlichen Finanzierungssysteme in Europa zum jetzigen Zeitpunkt quantitativ getriggert, und von da sollten wir uns evolutionär weiterbewegen. Klima- und Umwelt-schutz made in Austria hat ein giganti-sches Zukunftspotenzial auf den Weltmärkten und schafft langfristig Jobs im Inland.H. MAHRERcorporAID Magazin November | Dezember 2019FOTOS: MIHAI M. MITREA, WKO08Wir transformieren diese zu wenig in Produkte und Dienstleistungen. Hier könnte Österreich viele Anlei-hen nehmen beim angelsächsischen Raum, bei den großen Forschungs-ökosystemen wie beispielsweise Harvard oder Stanford. Wenn uns das zumindest ansatzweise gelänge, würden unsere Wirtschaft und Gesellschaft massiv profitieren. Zudem braucht Innovation eine pas-sende Basisinfrastruktur. Wir müs-sen daher viel mehr in den Ausbau digitaler Netze investieren. Das ist eine infrastrukturelle Grundvoraus-setzung wie Wasser, Strom, Straße, Schiene. Im europäischen Raum lie-gen wir hier leider im letzten Viertel. Wo liegen die größten Wachs-tumsmärkte für österreichische Unternehmen?MAHRER: Unsere Top-Exportziel-länder sind neben den USA nach wie vor europäische Märkte. Es kommt aber ganz klar zu einer kontinuierli-chen Verschiebung in Richtung Süd-ostasien. Wir haben heuer ein neues Außenwirtschaftscenter in Ho Chi Minh City, Vietnam, eröffnet. Der gesamte indochinesische Bereich, also Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Myanmar, Indonesien, ist für Österreich interessant. Auch Afrika ist ein großer Hoffnungs- und Wachstumsmarkt, allein auf-grund des Bevölkerungswachstums und des enormen Aufholbedarfs. In welchen Bereichen brauchen heimische Unternehmen Unterstüt-zung beim Gang in neue Märkte?Dafür ist es beispielsweise notwen-dig, umweltschädigendes Verhalten richtig zu bepreisen. Ich bin kein Fan einer CO2-Steuer, sondern eher für eine Einbeziehung der unter-schiedlichen Sektoren in das Emis-sionshandelssystem für die Zertifi-kate. Denn bei einer Besteuerung ist die Findung des optimalen Preis-punkts fraglich, was aber eine Vor-aussetzung ist, um effizient Verhal-tensänderungen anzustoßen. Und im internationalen System – weil wir über Globalisierung gesprochen haben – wird man an der Frage, die internationalen Handelsverträge und das internationale Handelssys-tem für nachhaltige Entwicklung zu nutzen, nicht vorbeikommen. Bei Themen wie Nachhaltig-keit oder Klimaschutz tut sich die österreichische Politik mit langfris-tigen Strategien schwer.MAHRER: Damit tun wir uns ins-gesamt schwer. Man muss aber auch sagen, dass wir in manchen Teilbereichen auf extrem hohem Niveau jammern. Manchmal stel-len wir unser eigenes Licht gerne unter den Scheffel, anstatt voller Stolz darüber zu reden, wie fort-schrittlich wir sind, wo wir sogar Pionier sein könnten, wenn wir uns das zutrauen. Und das ist ja meine Vision, im Klima- und Umweltbereich wirklich das Pionier-land der Welt zu sein. Wichtig ist nur, dass man keinen ideologi-schen Zwang daraus ableitet, vorschreiben zu wollen, wie man dieses Ziel erreicht. Inwieweit sehen Sie die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung SDG als Chance für Unternehmen im Hinblick auf neue Märkte?MAHRER: Ich sehe darin eine große Chance, die wir als Wirtschaftskam-mer in unseren Programmen und Veranstaltungen auch adressieren. Wir versuchen zudem, die SDG als Innovationsthema zu positionieren und ganz bewusst neue Märkte zu definieren, in denen die österreichi-sche Wirtschaft mit spezifischen Produkten oder Dienstleistungen einen wertvollen Beitrag zu ihrer Erreichung leisten kann. Das ist für die österreichische Exportwirtschaft sicher ein Markt, der noch weiter ausgedehnt werden kann. Wie sehen Sie das Ziel einer neuen Partnerschaft für nachhal-tige globale Entwicklung? MAHRER: Die Wirtschaft kann zu einer solchen Partnerschaft eine Menge beitragen. Die Politik kann ja nur einen Rahmen vorgeben und muss bereit sein, für Schwerpunkte in der Partnerschaft Geld zur Ver-fügung zu stellen. Ich bin kein Fan davon, Entwicklungshilfe quasi als Scheck zu überreichen, sondern finde vielmehr, dass wir vor allem unser Know-how – und das ist nun einmal vor allem das Know-how der österreichi-schen Unternehmen – einbringen sollten. Entwicklungszusam-menarbeit powered by Austria mit Produkten und Services made in Austria wäre mir der liebste Ansatz. Und weil Unternehmen zumeist auf länger-fristiger Basis tätig werden, wäre unser Engagement auf diese Weise auch besonders nachhaltig. Ich halte nichts von willkürlichen Quickshots – für eine ernst zu nehmende Partnerschaft braucht es echte Commit-ments, gute Strukturen und klare Ziele. In eini-gen Bereichen sind wir dafür schon heute ganz gut aufgestellt, in anderen Bereichen müssen wir deutlich nachbessern.Vielen Dank für das Gespräch!09Entwick-lungszusammen-arbeit powered by Austria mit Produkten und Services made in Austria wäre mir der liebste Ansatz.H. MAHRERcorporAID Magazin November | Dezember 2019HARALD MAHRERim GesprächDie Wirtschaftskammer Österreich WKÖ ist die gesetzliche Interessenvertretung der heimischen Unter-nehmen. Ihre Geschichte geht auf die Errichtung der Wiener Handelskammer im Jahr 1849 zurück. In ihrer heutigen Form – eine Bundes- und neun Landeskammern – gibt es die Organisation seit 1946. Die WKÖ gliedert sich in die sieben Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Handel, Bank und Versicherung, Transport und Verkehr, Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie Information und Consulting. Der Aufga-benbereich der WKÖ reicht von der politischen Interessenvertretung, insbesondere im Rahmen der Sozialpartnerschaft, über die Reprä-sentation und Unterstützung der österreichischen Außenhandels-wirtschaft in aller Welt in den 110 AußenwirtschaftsCenter bis hin zu Beratungs-, Service- und Ausbildungsleistungen für die bundesweit rund 528.000 aktiven Mitglieder. 2018 nahm die gesamte Wirtschafts-kammerorganisation mehr als eine Mrd. Euro ein.Im Dienste der WirtschaftDIE ORGANISATIONZENTRALE der WKÖ in WienNext >